Seite - 260 - in Biographisches Lexikon des Kaiserthums Oesterreich - Vastag-Villani, Band 50
Bild der Seite - 260 -
Text der Seite - 260 -
Viale-Prelä, Michael 260 Viale-Prela, Michael
italienischen Literatur gekannten Poeten
und Schriftsteller. Im Alter von secbzehn
Jahren begab er sich nach Rom, wo
er bei seinem Oheim, dem Leibärzte
Pius' VII., vaterliche Aufnahme fand.
Als die Studien wieder begannen, trat
er in das OoilcAium roinQnum. ein, in
welcbem er die theologischen Jahrgänge
beendete und am A). September 1823
zum Priester geweiht wurde. Als solcher
bildete er sich weiter an höheren Lehr-
anstalten und Collegien und besuchte mit
Vorliebe die Gesellschaften der Gelehrten,
insbesondere die Konferenzen Pater
Ostini's, seines ehemaligen Zehrers.
Als dann Letzterer von Papst Pius zum
Nuntius in der Schweiz ernannt wurde,
begleitete ihn Abbs Viale als Uditore
der Nuntiatur und verlegte sich daselbst
mit großer Sorgfalt auf die Erlernung
der deutschen Sprache. Nach neun»
jährigem Aufenthalte in der Schweiz
nach Rom zurückgekehrt, wurde er einst-
weilen in der Staatskanzlei verwendet.
Wer damals den jungen, schmächtigen,
auf den ersten Blick durch seine Gestalt
und sein ganzes Wesen fesselnden Abbä
sah und in natürlicher Neugierde fragte:
wer das sei, der konnte bei Nennung des
Namens und der Stellung desselben
öfter den Zusatz: „MpegFig," hören. I>Z.- j
pe^Fiarü aber heißt einfach: nach der!
Tiara streben, ein Candidat der papft» i
licken Würde sein. Und in der That,
Viale-Prelä. war aus dem Holze, aus
dem man die Päpste schnitzt. Als Car-
dinal Lambruschini, welchen Gre»
gor XVI. zur Leitung des Ministeriums
des Aeußern berufen hatte, die aus-
gezeichneten Eigenschaften seines jungen
Beamten kennen lernte, gewann er ihn
lieb und empfahl ihn auf das wärmste
der Aufmerksamkeit des heiligen Vaters, !
der den jungen Kanzliften auch bald zum ! ^ Internuntius am königlich bayrischen
Hofe ernannte. Am 9. August 4833
kam Viale in München an, wo er nach
! drei Jahren Erzbischof von Carthago
und apostolischer Nuntius
> wurde. Den Münchener Aufenthalt ver»
wendete er zu neuerlicher Aufnahme
eindringlicher Studien der deutschen
Sprache, deren für die meisten Italiener
nahezu unüberwindliche Schwierigkeiten
seinem wissenschaftlichen Streben erst
recht zusagten und in ihm den lebhaften
Wunsch erregten, sich der herrlichen Lite-
ratur des deutschen Volkes in ihrem
ganzen Umfange zu bemächtigen. I n sel-
tener Vollendung machte er sich das
deutsche Idiom zu eigen, und dieser Um-
stand, wie seine umfassende Welt» und
Menschenkenntniß sicherten ihm glänzende
Erfolge in seinem Wirkungskreise, ver-
schafften ihm die Hochachtung und Liebe
des bayrischen Königs und der Regierung
desselben. Nach siebenjähriger Thä»
tigkeit in München am 22. Mai 1843
auf den wichtigen Posten eines apostoli»
schen Nuntius in Wien berufen, wurde er
im Laufe seiner eilfjährigen Wirksamkeit
daselbst im geheimen Konsistorium vom
19. März 1833 von Pius IX. zum
Cardinal bestimmt und den 7. März des
folgenden Jahres als solcher proclamirt.
Als im Februar 1833 von dem Rücktritte
des Staatssecretärs Cardinal Anto-
nell i die Rede war, ward Viale aus» >
ersehen, ihn zu ersetzen, er zog es jedoch
vor, auf seinem Posten in Wien zu ver«
bleiben. Am 28. September 1833 er-
folgte im Consistorium seine Präconisi«
rung zum Grzbischof von Bologna. Und
zu Anfang 1836 ging er an seine neue
Bestimmung ab, welche er mit nichts
weniger als freudigem Gemüthe ange»
nommen. Nur wenige Jahre war es ihm
vergönnt, auf diesem hohen Posten zu
Biographisches Lexikon des Kaiserthums Oesterreich
Vastag-Villani, Band 50
- Titel
- Biographisches Lexikon des Kaiserthums Oesterreich
- Untertitel
- Vastag-Villani
- Band
- 50
- Autor
- Constant von Wurzbach
- Verlag
- Verlag der Universitäts-Buchdruckerei von L. C. Zamarski
- Ort
- Wien
- Datum
- 1884
- Sprache
- deutsch
- Lizenz
- PD
- Abmessungen
- 13.41 x 21.45 cm
- Seiten
- 338
- Schlagwörter
- Biographien, Lebensskizzen
- Kategorien
- Lexika Wurzbach-Lexikon