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Villam, Karl I 302 Viliüni, Karl Ignaz
tages in Wien, wieder in Freiheit geseht.
1830 in den Präger Gemeinderath ge-
wählt, versah er sein Amt längere Zeit
mit Eifer und Umsicht. 1863 berief ihn
die Gemeinde Benescbau zu ihrem Bürger-
meister, und er blieb es bis 1870. Im
Jahre 1867 wählten ihn die Land-
gemeinden für Beneschau, Vlasim und
Neveklos zum Abgeordneten in den boh>
miscben Landtag, in welchem er die de>
kannte Declaration mit unterschrieb.
Von der Zeit an, in welcher er aus den
Reihen der kaiserlichen Armee trat,
machte er große Reisen durch ganz
Europa, und 1867 befand er sieb auch
unter den öechifcben Pilgern, welche unter
dem Vorwande, die ethnographische Aus»
stellung in Moskau zu besuchen, Rußland
für die Selbständigkeitszwecke Böhmens
zu gewinnen trachteten. I n den letzten
Jahren, als der Gründungsschwindel
wie eine Art Seuche die Menschheit
befiel, ließ sich Vi l lan i zum Vermal»
tungsrathe der „Ersten allgemeinen böh«
mischen Versicherungsbank in Prag"
machen. Als dann im Jahre 1877, in
welchem dieselbe fallirte, gegen die Ver-
waltungsrathe wegen leichtsinniger Crida
die Anklage erhoben wurde, meldete die
Prager Zeitschrift ^Noueinit^, „daß
Karl Freiherr von Vi l lan i irrsinnig
geworden". Wie schon bemerkt, wirkte
derselbe frühzeitig als Schriftsteller. 1844
begann er die Herausgabe seiner «Aä-
daviii spis)^, d. i. Unterhaltende
Sckriften, welche seine Dichtungen „I^vra
ll. inoö^, d. i. Lyra und Schwert, ent>
hielten. Eine Fortsetzung dieser Samm»
limg erschien nicht. Ein Gleiches war der
Fall mit einer zweiten im Jahre 1846
veranstalteten Ausgabe seiner „H^/s^,
d. i. Schriften, wovon auch nur der
erste Theil erschien, enthaltend: ,^Io- Hmz>. />5?)?'s^ ? />aäl/", d. i. Soldaten-
lieder. Lindenblüten. Declamationsstücke.
Versöhnung und Berichte aus Prag.
Dieser erste (und einzige) Theil war dem
Fürsten Karl Schwarzenberg ge-
widmet und mit deffenBildniß geschmückt.
Gine zweite (Titel-) Auflage folgte
1862 bei Dominicus in Prag. 1830 gab
er auf seine Unkosten die von Mal)-
ausgeführte öechische Uebersetzung der
Geschichte der französischen Revolution
von Mignet heraus. 1831 erschien
! aber sein Gedicht,. A/s/ios???"", d. i. Vrleich»
! terung, mit gegenüberstehender deutscher
Uebersetzung nud Pianobegleitung von
Ios. Aug. Heller. 1833 unternahm er
die Ausführung eines sprachlichen Kunst-
stückes; anläßlich einer Debatte über die
Reichhaltigkeit der eechischen Sprache
schrieb er nämlich in acht Tagen ein
didaktisches Gedicht in 13 Gesängen —
! einer derselben wurde in der Zeitschrift
«I^umil-" abgedruckt — jedes Gedicht
zählte 20 Strophen, jede Strophe 6 Zei-
len und das ganze Gedicht 1800 Verse,
in welchen sich nur Reime auf ä.nl. ern
und 08t finden. Im Beginn seines litera»
rischen Auftretens begegnen wir auch
seinen deutschen Stylproben in der Zeit»
schrift von Glaser: „Ost und West".
Später, als er nur noch oechisch schrieb,
erscheinen seine Dichtungen öfter im
^umii-^. Als beste Leistung seiner
Muse bezeichnen seine Landsleute das
Lustspiel „F/6<?7-l/ Vsss?-", d-. i. Der
Christabend (Prag 1869). Ungedruckt
befinden sich unter seinen Papieren zahl«
reiche lyrische Gedichte und Balladen in
oechischer Sprache. Mehrere seiner öechi-
schen Lieder wurden von den besseren
Liedercomponisten Böhmens, von'Alois
Ielen, Fr. Pivoda, I . Soukup
und I . A. Heller in Musik gesetzt. Noch
sei bemerkt, daß Vil lani —^ wie man
Biographisches Lexikon des Kaiserthums Oesterreich
Vastag-Villani, Band 50
- Titel
- Biographisches Lexikon des Kaiserthums Oesterreich
- Untertitel
- Vastag-Villani
- Band
- 50
- Autor
- Constant von Wurzbach
- Verlag
- Verlag der Universitäts-Buchdruckerei von L. C. Zamarski
- Ort
- Wien
- Datum
- 1884
- Sprache
- deutsch
- Lizenz
- PD
- Abmessungen
- 13.41 x 21.45 cm
- Seiten
- 338
- Schlagwörter
- Biographien, Lebensskizzen
- Kategorien
- Lexika Wurzbach-Lexikon