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VinaricKv VinanckF
Entschluß, Theologie zu studiren, zu ver«
wirklichen. Er trat nun in das erzbischöf'
liche Seminar. Mit gleichgesinnten
Freunden wurden da nationale Gefühle
ausgetauscht und durch patriotische Reden
und Gesänge wohl in etwas stärkerem
Grade gepflegt, als es mit dem Priester-
lichen Berufe und der vorgeschriebenen
Hausordnung seines geistlichen Heims
sich schicken wollte. Ein solches nicht
ganz correctes Verhalten erregte die
Aufmerksamkeit seiner Seminarvorsteher,
und einer derselben verwies ihm dieses
unpassende Verhalten als mit dem Be-
rufe, dem er sich widme, unverträglich.
Der Erfolg dieser Vorstellung blieb nicht
aus, Vinakick^- widmete sich nun mit
wahrem Feuereifer seinen Studien, und
jener Vorsieher, der das frühere Ver-
halten des Alumnen gerügt, sah sich jetzt
veranlaßt, denselben der Grafenfamilie
Schlik, welche einen Religionslehrer
für ihre Kinder suchte, als solchen warm
zu empfehlen. I n dieser Stellung aber
erwarb sich Vinarick^- in kurzer Zeit
so sehr das Vertrauen der gräflichen
Familie, daß ihm diese die ganze Erzie-
hung ihrer Kinder anvertraute. Er trat
nun aus dem Seminar und trieb als
Erternist das Studium der Theologie,
und zwar den größten Theil des Jahres
auf den Schlik'schen Gütern, vor-
nehmlich in Kopidlno. Für die Pflege
des öechischen Idioms fand er inmitten
einer ländlichen Bevölkerung reichlich
Gelegenheit, und er unterließ es nicht,
die Liebe für dasselbe auch im Kreise der
gräflichen Familie zu wecken, deren Mit»
gliedcr sich denn gern bei den eechischen
Theatervorstellungen einfanden, welche
in Kopidlno gegeben wurden. Die Stel-
lung im Hause des Grafen als Erzieher
hatte aber noch einen anderen Einfluß
auf den jungen Priester. Sie bildete ! eben seine Schule auf dein Gebiete der
Pädagogik, auf welchem er in der Folge
so nachhaltig zu wirken berufen war.
22 Jahre alt, beendete Vinarick^-
1823 seine theologischen Studien. Ob>
wohl er das zum Empfange der Priester»
weihe nöthige Alter noch nicht erreicht
hatte, unterzog er sich nichtsdesto«
weniger der Prüfung für ein Pfarramt.
Der damalige Erzbischöf (5 h l u m»
czanskF , welchem bereits die Tuch»
tigkeit und Anstelligkeit des jungen Theo»
logen durch d,e Seminardirectoren be-
kannt geworden, berief nun denselben zu
sich und verlieh ihm alsbald die Stelle
seines Ceremoniarius. Mit schwerem
Herzen verließ Vinai-iek^ die ihm lieb
gewordene Erzieherstelle im gräflichen
Hause und begab sich nach Bl-eöan, dem
Sommersitze des Erzbischofs, der ihm
dort persönlich die Priesterweihe verlieh.
Bald darauf wurde er von diesem
Kirchenfürsten nach Mscholup, einer
Herrschaft des damaligen Oberstburg'
grasen Franz Anton Grafen Kolu»
wrat 'L iebsteinsk^, gesandt, um den
daselbst erkrankten Pfarrer zu vertreten;
aber noch im November des nämlichen
Jahres folgte er der Berufung als Er-
hortator für die Hörer der Technik in
Prag. Während er nun in dieser Stadt
seinem geistlichen Amte oblag, bot sich
ihm die günstige Gelegenheit, mit den
Koryphäen der nationalen Literatur in
engeren Verkehr zu treten. Da waren es
denn die beiden Iungmann , mit
denen er viel zusammenkam, auch be»
freundete er sich mit öelakovsk)- und
Chmelensk^- und fand sich auch zu
den abendlichen Versammlungen im
Hause des erzbischöflichen Buchdruckers
t^pinka ein, bei welchen die Förderung
nationaler Werke und überhaupt der
Aufschwung nationalen Lebens den
Biographisches Lexikon des Kaiserthums Oesterreich
Villata-Vrbna, Band 51
- Titel
- Biographisches Lexikon des Kaiserthums Oesterreich
- Untertitel
- Villata-Vrbna
- Band
- 51
- Autor
- Constant von Wurzbach
- Verlag
- Verlag der Universitäts-Buchdruckerei von L. C. Zamarski
- Ort
- Wien
- Datum
- 1885
- Sprache
- deutsch
- Lizenz
- PD
- Abmessungen
- 13.41 x 21.45 cm
- Seiten
- 350
- Schlagwörter
- Biographien, Lebensskizzen
- Kategorien
- Lexika Wurzbach-Lexikon