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Violand Violand
deutsche Partei für die Wahl am folgen-
den Tage einstand, die öechische eine
weitere Hinausschiebung derselben. Trotz
aller Anstrengungen der Deputirten V i o-
land, Brestel, Fischhof, Löhner
ging die Vertagung der Präsidentenwahl
mit 144 gegen 136 Stimmen durch, was
vom Publicum für eine Widersetzung der
öechen gegen die Constituirung des
Reichstages angesehen wurde und das
Gerücht der Auflösung desselben veran-
laßte. Diese zweite Niederlage der
deutschen Partei gleich am ersten Par-
lamentstage entfesselte den Unwillen der
Bevölkerung in solcher Weise, daß, als
nach aufgehobener Sitzung der Abgeord»
nete Rieger auf der Straße erschien,
ihn die Volksmenge mii Zischen und
Pfeifen empfing und mit Gewaltthätig»
ketten bedrohte, welche nur durch das
Dazwischentreten deutscher Abgeord'
neten abgewendet wurden. Als in der
Reichstagssitzung am 24. Juli Minister
Dobl hoff die auf die Bitte des Ministe-
riums: daß Seine Majestät in die Reichs-
hauptstadt zurückkehren möge, eingelangte
ablehnende Antwort des Kaisers verlesen
hatte, beschloß das Haus die Absendung
einer Adresse an den Monarchen, in
welcher demselben die dringende Noth-
wendigkeit baldiger Rückkehr nach Wien
vorgestellt werden sollte. Nach verschie«
denen Versuchen der Gegenpartei, eine
Debatte des Adreßentwurfes zu ver-
eiteln, brachte der Abgeordnete Klaudy
sBd. XI I , S. 18^> den Antrag ein, daß
der Adreßentwurf nebst voller An er»
kennung der März- und Mairevo-
lut ion die Vorstellung zur Rückkehr an
den Kaiser in einem ernsten und entschie-
denen Tone ausspreche. Die Zeit des
Bi t tens, hieß es in diesem Antrage,
ist vorüber, die Vertreter des Volkes
muffen die Freiheit des Kaisers, seine Unabhängigkeit von der Camarilla garan-
tirt sehen und seine Rückkehr nicht er-
bitten, sondern fordern, und zwar im
Namen des Gesetzes, des Volkes". Stür-
mischer Beifall erscholl, in den auch die
Minister Doblhoff und Hornbostel
einstimmten, und V io land, sowie nach
ihm noch andere Abgeordnete traten für
Klaudy's Ansicht ein, sie imannigfach-
erläuternd und mit zum Theile trefflichen
Gründen unterstützend und empfehlend.
Ueber die abzusendende Adresse aber eni>
spann sich eine Debatte, welche mit dem
Beschluß endete, daß weder bei der ver-
faßten zu verbleiben, noch eine neue zu
verfassen sei. Gegen diesen ganz uncon»
stitutionellen Vorgang protestirte nun
Violand in seinem und noch einiger
Mitglieder Namen. Eine nach stür-
mischen Hin- und Widerreden verlangte
Abstimmung blieb, da die demokratische
Partei, Löhn er an der Spitze, noch
früher den Saal verlassen hatte, resultat-
los. Die weitere Folge davon war, daß
nun mehrere Adreßentwürfe und darunter
auch einer Violand's zum Vorscheine
kamen, und dieser letztere legte ohne
weitere Rücksicht Alles bloß, was eben
der Radicalismus in Bötreff des an>
geregten Gegenstandes dachte und fühlte.
Am 26. Juli brachte Kudlich den
ebenso denkwürdigen als verhängnißvollen
Antrag auf völlige Aufhebung des Unter-
thänigkeitsverhältnisses sammt allen
daraus entspringenden Rechten und
Pstichten ein. Die Verhandlung über
diese so wichtige Frage dehnte sich über
den 11. August hinaus, so daß eine
Unzahl von Verbefferungsanträgen ein»
gebracht und die an sich sonst einfache
Frage immer mehr und mehr verwirrt
wurde. Da stellte V i o l a n d am
12. August mit dem Hinweise auf das
allseitig „so ziemliche Belehrtsein über
Biographisches Lexikon des Kaiserthums Oesterreich
Villata-Vrbna, Band 51
- Titel
- Biographisches Lexikon des Kaiserthums Oesterreich
- Untertitel
- Villata-Vrbna
- Band
- 51
- Autor
- Constant von Wurzbach
- Verlag
- Verlag der Universitäts-Buchdruckerei von L. C. Zamarski
- Ort
- Wien
- Datum
- 1885
- Sprache
- deutsch
- Lizenz
- PD
- Abmessungen
- 13.41 x 21.45 cm
- Seiten
- 350
- Schlagwörter
- Biographien, Lebensskizzen
- Kategorien
- Lexika Wurzbach-Lexikon