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Visconti (Familie) Visconti (Familie)
Spoleto, Assist und Nocera hinzufügte. Als
Ruprecht uon der Pfalz die von Kaiser
Wenzel gemachten Zugeständnisse, unter
anderen jenes des Herzogstitels 1401 bestritt,
wurde er uon Johann Galeazzos Gene»
ralen geschlagen. Letzterer nahm noch Bologna
in Besitz, und eben belagerte er Florenz, als er
durch einen uon dieser Stadt erkauften Domini»
canermönch Namens Bernhard Pol i t ianus
Zu Buonconvento an einer vergifteten Hostie
starb. Aus seiner ersten Ehe mit Iftbella,
Tochter König Johanns von Frankreich,
hatte er eine Tocbter Valentine, welche
durch ihre Vermälung mit Ludwig Herzog
von Orleans die Großmutter Ludwigs XI I .
von Frankreich wurde, und von welcher dann
, Frankreich seine Ansprüche auf Mailand ab<
leitete. — 13. Johann Mar ia (geb. 1389,
gest. 1412), erstgeborener Sohn des Vorigen
aus dessen zweiter Ehe mit Katbar ina
Viscont i , einer Tochter Varnabo Vis '
conti 's ^2. 32, Nr. 11^, wurde 1402 nach
seines Vaters Tode zum Herzoge ausgerufen.
Da er erst dreizehn Jahre zählte, führte seine
Mutter Katharina die Regentschaft, ihre
Sckwäche aber stellte Alles, was die Vis.
conti bis dahin errungen hatten, in Frage,
und die von den letzten V iscont i nieder»
gehaltenen Streitigkeiten beider Parteien, der
Guelfen und Ghibellinen. entbrannten um so
heftiger uon Neuem. Da verjagte 1404 Jo-
hann Mar ia die Mutter aus dem Palaste
und sperrte sie in Monza ein, wo sie bald
darauf an Gift starb. Seine unmenschliche
Grausamkeit versetzte die Mailänder in große
Furcht, endlich erhoben sie sich gegen ihn und
gewährten dem Grafen Blandrata, welcher
bereits Alessandria, Tortona, Vercelli und
Nouara genommen hatte. Einlaß in die Stadt.
Astorre Viscont i aber, ein natürlicher
Sohn Barnabos, ermordete mit noch
einigen Verschworenen den Tyrannen Io»
ha nn Mar ia , als dieser eben in der Kirche
sich befand. Als Beispiel der Grausamkeit des
Herzogs sei nur erwähnt, daß er die zum Tode
verurthrilten Verbrecher vor seinen Augen
von Hunden zerreißen l'eß. Aus seiner
im Iah:e 1408 mit Aulonia Nalalesta ae<
schlossenrn Ehe hinterließ er keine Kinder.
— 14. Phi l ipp Ma r i a (geb. I39l, gest.
13. August 1457). Bruder des Vorigen, folgte
demselben in der Negierung. Anfangs stand
die Stadt Pavia auf seiner Seite, sonst hatte
er es mit lauter Gegnern zu thun, die seit
dem Tode seines Vaters Johann Ga» leazzo sick allmäl!g von Mailand frei und
selbständig machten. Wohl unterwarf er sich
1421 das Gebiet Gen -a, das bis 1433 wieder
bei Mailand blieb; als er aber den König
Al Phons V. von Aragonien, welchen die
Genuesen zur See gefangen hatten, ohne
Entgelt wieder frei ließ. ergrimmten dieselben
so. daß sie ihm den Gehorsam aufkündigten.
Den Besitz von Mailand konnte er sich auch
nur dadurch sichern, daß er Beat r i ce
Tenda, Facino Caue's Witwe, die
man nach Johann Marias Tode als
Herrin von Mailand anerkannt hatte, hei--
ratete, obgleich dieselbe mehrere Jahre älter
war als er. Aber Ph i l ipp Mar ia be-
währte an Beatr ice die ganze Ruchlosigkeit
des Visc o n t i'säien (Charakters, Schon längst
hielt er ihr nicht die edelicke Treue, sondern
lebte mit seiner Concubine Agnes von
Maino, die aber, hiermit nickt befriedigt,
als Gemalin den Platz an seiner Seite ein«
zunehmen strebte und zur Erreichung ihres
Zweckes kein Mittel zu schlecht fand. Es
gelang ihr bald, Beatricen vor deren
Gemal Zu verdächtigen, n? eines sträflichen
Einverständnisses mit einem Coelmanne Mi«
chele Orombel l i , den sie selbst zum Lieb-
haber sich auserkoren, zu beschuldigen, und
der seiner Gattin längst überdrüssige Phi<
l ipp Mar ia , vergessend, daß er ihr die
Herrschaft Mailands zu danken habe, nahm,
ohne zu prüfen, den Verdacht gegen seine
Gattin als erwiesen an und ließ sie ent»
Häupten. Noch ehe Beatrice ihr Haupt auf
den Henkerblock legte, rief sie aus: „Herr
Gott, ich hoffe, deine Gerechtigkeit wird mein
Andenken reinigen von der Schmach, die mir
angethan wird". Die Geschichte kat es ae»
than und Beatricens Ehre in ihrer Makel«
losigkeit hergestellt. Mit Hilfe seines berühmten
Eondottiere Carmagnola gelang es Vis '
conti, sich nach und nach aller Gebirge»
theile, welche Mailand unter den Vorfahren
seines Herrschers besessen, aber auch wieder
verloren hatte, zu bemächtigen, nur nicht Bo«
lognas und der toscanischen Städte. Den
Schweizern entriß er Bellinzona und 1442
bis 1446 das Leuantiner Thal und nahm den
Gedanken seines Vaters, die Errichtung eines
Königreichs Italien ins Werk zu sehen, wieder
auf, ohne jedoch ihn ausführen zu können.
Durch Visont i's Schuld fiel (3 armagnola
von demselben ab und trat in die Dienste
Venedigs. An dessen Stelle nahm nun der
Herzog als Condottieri Piccinino unv
Biographisches Lexikon des Kaiserthums Oesterreich
Villata-Vrbna, Band 51
- Titel
- Biographisches Lexikon des Kaiserthums Oesterreich
- Untertitel
- Villata-Vrbna
- Band
- 51
- Autor
- Constant von Wurzbach
- Verlag
- Verlag der Universitäts-Buchdruckerei von L. C. Zamarski
- Ort
- Wien
- Datum
- 1885
- Sprache
- deutsch
- Lizenz
- PD
- Abmessungen
- 13.41 x 21.45 cm
- Seiten
- 350
- Schlagwörter
- Biographien, Lebensskizzen
- Kategorien
- Lexika Wurzbach-Lexikon