Seite - 57 - in Biographisches Lexikon des Kaiserthums Oesterreich - Villata-Vrbna, Band 51
Bild der Seite - 57 -
Text der Seite - 57 -
Visconti-Venofta, Emil Z7 Visconti-Venofta^ Emil
ihn durch ihr hochherziges Verhalten,' dem Arzt und Helfershelfer Cavour's,
indem sie seine Theilnahme verschwiegen, innige Freundschaft schloß. Letzterer indeß,
vor dem Kerker und ermöglichten ihm die! welcher die Energie und Unerscbrockenheir
Rettung durch die Flucht. Indessen hielt des jungen Rebellen kennen und schätzen
er nach wie vor zu Mazzini. Aber gelernt hatte, glaubte in ihm das qeeig-
diese Verbindung blieb nicbt von langer! nete Werkzeug für seine weiteren Pläne
Dauer. Mazzini's System, um die zur Unificirung Italiens ;u sinden, und so
Freiheit Italiens zu erkämpfen, bestand
in der Anzettelung immer neuer Auf»
stände in den einzelnen Volksstämmen
und Provinzen dieses Landes. Ihm
gegenüber stand Graf Camillo Cavour,
welcher das Banner des einheitlichen übertrug er ihm denn die wichtige, aber
auch gefährliche Stelle eines königlichen
Commifsärs bei General Garibaldi ,
als dieser dem franco»sardischen Heere
voran in die Lombardie einbrach. Vis-
conti ging mit den garibaldinischen
Italien hoch hielt in den Händen des ! Freischaaren über den Ticino, rückte mit
Hauses Savoyen, das sich seit Jahren ! ihnen in Varese, Como, Bergamo und
durch Landerraub zu vergrößern ver- Brescia ein und nahm im Hamen
standen hat. Als dann Mazzini 1833!Victor Emanuels Besitz von den
in Mailand eine neue Erhebung ver- eroberten Provinzen, sofort ihre neue
suchte, ein Versuch, welcher am 6. Fe- Civilregierung einrichtend. Die Sache
bruar sich ein klägliches Andenken be- ! war immerhin eine gewagte, denn wenn
wahrte, begab sich Viscont i , sobald ^ der Einfall der Garibaldianer eben nicht
die, ersten Zeichen der Bewegung be» ^ gelungen wäre, so würde Visconti ,
merkbar wurden, mit seinem Freunde " als Flüchtling und österreichischer Unter-
undPatrioten Heinrich Besann heimlich ^ ihan den Gesetzen des Kriegsrechtes vec-
an die Schweizer Grenze, um dem Agi- ! fallen, kraft derselben auch fein Ende
tator diesen unglückseligen Gedanken, der! gefunden haben. Als dann nach dem
unter den damaligen Verhältnissen zu ! Waffenstillstände von Villafranca Fa>
keinem Resultate führen konnte, auszu- r ini sich anschickte, seine Mission in
reden. Aber Mazzini blieb bei seinem < Central»Italien auszuführen, nahm er
Vorhaben, imd nun sagten sich Vis-! V i sconti-Venosta mit sich, und nun
conti 'Venofta und noch andere Pa>! führten die beiden Abentellerer, dein Ver<
trioten von dem mit Blindheit geschla- ' trage von Villafranca und den Absichten
genen Revolutionär los, und Graf Ca« ! Europas entgegen, mit einer Verwegen»
uour erhielt an den von demselben ^ heit ohne Gleichen die Annexion Central-
Abgefallenen einen namhaften Zuwachs. ^ Italiens durch. C's war dies ein organi»
Aus diesem Anlasse lernten Visconti» ! sirter Länderraub, wie er dann später
Venosta und Graf Cavour sich'! auch wieder einmal im Norden vor sich
kennen. Schon Anfang 4839 hatte die ging, aber ein schlimmes Beispiel war
österreichische Polizei die Verhaftung für kriegführende Mächte spaterer Zeit,
Visconti-Venosta's, dessen politische .^ die sich durch Verträge und Pacte nicht
Umtriebe ihr kein Geheimniß geblieben ! mehr für gebunden halten, sondern eben
waren, angeordnet, aber derselbe entzog ! annectiren und depoffediren werden, was
sich der ihm drohenden Gefahr durch die ! und so lange es ihnen gerade paßt. Nun
Flucht nach Turin, wo er mit Farini, ^ übertrug Farini an seinen Genossen die
Biographisches Lexikon des Kaiserthums Oesterreich
Villata-Vrbna, Band 51
- Titel
- Biographisches Lexikon des Kaiserthums Oesterreich
- Untertitel
- Villata-Vrbna
- Band
- 51
- Autor
- Constant von Wurzbach
- Verlag
- Verlag der Universitäts-Buchdruckerei von L. C. Zamarski
- Ort
- Wien
- Datum
- 1885
- Sprache
- deutsch
- Lizenz
- PD
- Abmessungen
- 13.41 x 21.45 cm
- Seiten
- 350
- Schlagwörter
- Biographien, Lebensskizzen
- Kategorien
- Lexika Wurzbach-Lexikon