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Visi 63
Gonzaga;- 7. von der Zeit der G o n^
zaga bis zum Verlust ihrer Staaten;
8. von Kaiser Joseph bis auf die
Gegenwart. Das Programm fand in
Wien von Seite der kaiserlichen Regie-
rung die willkommenste Aufnahme, wie
man denn überhaupt daselbst für Alles,
was auf eine Entwickelung des geistigen,
industriellen und Kunstlebens im österrei-
chischen Oberitalien abzielte, nicht ge^
ringes Interesse an den Tag legte. Graf
F i rmian, damaliger Gouverneur der
Lombardie, ein erleuchteter Staatsmann
und Freund und Förderer der Wissen-
schaften, schrieb unterm 11. December
1771 an Visi , Seine Majestät habe von
dessen Vorhaben, eine gute Geschichte
Mantuas bis auf die Gegenwart zu
schreiben, mit großem Wohlgefallen Kennt-
niß genommen und werde gerne bereit
sein, dieses löbliche Unternehmen nach
Kräften zu fördern und zu unterstützen,
und früher schon, im Juli 4770, hatte
Fürst Kaunitz den Gelehrten brietlick
aufgemuntert, sich immerhin an die
Arbeit zu machen, worauf er nicht er-
mangeln werde, dieselbe in entsprechender
und anerkennender Weise zu belohnen.
Diesen Versprechungen folgten dann auch
die Thaten, indem Visi für jedes Jahr
eine Summe von 30l) fl. angewiesen
wurde; freilich hatte ec selbst bis dahin
mehr als das vierfache bereits daran ge--
wendet. Uebrigens wurden ihm auch
sämmtliche öffentlichen Archive zur Be-
nützung freigegeben und noch sonst manche
Förderung bei Herausgabe des Werkes
gewährt. Zwei Bände hatte Visi von
seiner wichtigen Arbeit vollendet, ein
dritter sollte dieselbe schließen und ein
Ooälos äipioinatioo Nantovarw als
Anhang beigegeben werden. Die Auf-
nahme der fertigen Bände, wie sie aus
Zuschriften an den Autor von Giov. <
I Batt. Castiglione, von Girolamo
^Tiraboschi und Anderen erhellt, war
! eine ungemein günstige, die Gediegenheit
der Arbeit anerkennende. Aber dies Alles ,
vermochte den häuslichen Jammer in der
Familie des Verfassers nicht zu beseitigen.
! Von schwächlicher Gesundheit, befand sich
Visi noch überdies in beständiger Sorge
um das tägliche Brod, wodurch seine
Kräfte nur noch mehr zerfielen. Schon
im Jahre 1779 ist er in einem Schreiben
z vom l0. März an den Grafen Wilczek
genöthigt, um den Betrag von 1000 fl.
als eine Compensation für seine Arbeit
zu bitten, da die unentbehrlichen Aus-
gaben zur Erhaltung seiner zahlreichen
Familie, die von seinen Vorfahren dati-
renden Schulden und noch vieles Andere,
dessen er ausdrücklich in seinom Briefe
! gedenkt, ihn in einen Zustand versetzt
haben, aus dem ihn uur die Gewährung
seiner nicht unbegründeten Bitte erretten
könne. Unter solchen Umständen ging es
auch mit der Bearbeitung des dritten
! Bandes nicht so rasch vorwärts, da seine
Gesundheit immer schwankender, seine
Sorgen immer größer, der häusliche
Jammer, da es ja oft am Nöthigsten
fehlte, immer drückender wurde. Um
die nothwendigsten Lebensbedürfnisse zu
decken, sah er sich schon gezwungen, kost-
barere, ihm aber zur Arbeit unentbehr-
liche Werke, wie den Graevius, Gro-
novius, Burmann n. s. w., zu ver-
äußern. Unter solchen quäl- und jammer»
vollen Umständen flackerte immer matter
das Lebenslicht des geistig und körperlich
Gebrochenen, bis er im Alter von
47 Jahren die Augen schloß. Das Werk
war unvollendet geblieben, aber im Nach'
lasse fanden sich die Materialien dazu.
Außerdem enthielt derselbe noch andere,
nicht minder wichtige, so:
äi. ln
Biographisches Lexikon des Kaiserthums Oesterreich
Villata-Vrbna, Band 51
- Titel
- Biographisches Lexikon des Kaiserthums Oesterreich
- Untertitel
- Villata-Vrbna
- Band
- 51
- Autor
- Constant von Wurzbach
- Verlag
- Verlag der Universitäts-Buchdruckerei von L. C. Zamarski
- Ort
- Wien
- Datum
- 1885
- Sprache
- deutsch
- Lizenz
- PD
- Abmessungen
- 13.41 x 21.45 cm
- Seiten
- 350
- Schlagwörter
- Biographien, Lebensskizzen
- Kategorien
- Lexika Wurzbach-Lexikon