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Vittorelli 82 Vitorelli
Stunde die sogenannten?sr Is ^0226
einen eigenen, von den Literarhistorikern
und Forschern noch viel zu wenig berück
sichtigten Zweig der italienischen Literatur
bilden, der in seiner Vollständigkeit auch
kaum irgendwo, selbst nicht in öffentlichen
Bibliotheken, nur höchstens bei Privat
sammlern anzutreffen sein dürfte. Also
solche I>er 1e N0226 brachte auch Vitro»
rel l i dar, und diese bestanden dann aus
Cauzonetten, Sonetten und dergleichen.
Aber auch in diesen Gelegenheitsdichtun-
gen bleibt er seinen Vorzügen: Freiheit
der Gedanken, Reinheit des Styls und
Anmuth des Rhythmus getreu. Italie-
Nische Literarhistoriker, unter Anderen
Luigi Carrer, thun den Ausspruch, daß
Vittorel l i 's Sonette vielleicht die
vollendetsten sind, welche seit Langem in
Italien geschrieben worden. Je nach
ihrem Inhalt, sei derselbe düster oder
heiter, leidenschaftlich oder ruhig, findet
unser Poet immer den richtigen Ge>
danken, der zum Herzen spricht. Wenn
er in der Wahl seiner Stoffe frei ist, wenn
er also nicht ein ihm gegebenes, sondern
ein felbstgewahltes Thema behandelt,
zeigt er sich immer ganz und gar als
Dichter. So zählen zu seinen schönsten
Sonetten die auf seine Vaterstadt Bas'
sano, auf die Nachtigall, an Vignola,
an Sirmione, und dann in seiner spä»
teren Lebenszeit die tiefempfundenen auf
Maria, die Gnadenmutter. Wenn nun
aber schon der Dichtungen V i t t 0 relli 's
gedacht wird, so dürfen neben seinen
vollendeten, den Gesetzen der Kunst
entsprechenden nicht seine „^nHorson-
tiolie aä. Irene" vergessen werden, welche
^hn eben volksthümlich gemacht haben,
und welche, kaum erschienen, von Mund
in Mund übergingen, welche, von der
großen Menge sofort begriffen und kaum
bekannt geworden, auch schon ihren Com- ponisten fanden und nun von allen Jenen
gesungen wurden, die unfähig waren,
dieselben zu lesen. Diese „^nHorson-
tiono" wurden auch ins Lateinische über«
setzt, und zwar zuerst von Abbate Fran-
cesco Fi l ippi , dann von Abbate Giu-
seppe Trivel lato, welch Letzteren unser
Lexikon im 47. Bande S. 212 enthält.
Man hat Vit torel l i 's ,,^ng.or60Q-
tioks" jenen des berühmten Metastasio
M . XVII I , S. 1/1, der bekanntlich
darin Reizendes geleistet, an die Seite
gestellt. Carrer in seinem literarhisto-
rischen Essay über V i t t 0 rel l i vergleicht
dessen „^naereontiodO" mit jenen von
Khiabrera und den kleinen Oden von
Rol l i und schreibt dann: „Unser Bassa»
neser Poet übertrifft Chiabrera in der
metrischen Gestaltung und in der Flüssig-
keit des Reimes, den Dichter Rol l i aber
in der stets gleichen Vollendung des
Styls". Vit torel l i 's Dichtungen sind
so vorzüglich, daß man sie für Arbeiten
Parini 's gehalten hat, so daß eines
seiner Gedichte irrig in die Werke des-
selben aufgenommen wurde. Groß ist die
Anzahl der.Ausgaben der Gedichte Vi-
torell i 's, so zählte man deren der
n^n^crsoiltioliL a.ä Irons" biS zum
Jahre 1825 nicht weniger denn 29. Die
Ausgabe seiner Werke aber, welche den
größten Theil seiner Dichtungen enthält,
und welcher er seine eigene Erlaubniß
beifügte, ist jene von Padua aus dem
Jahre 1826 in zwei Octavbanden. In
derselben steht dem Original gegenüber
die treffliche lateinische Uebersetzung des
damaligen Professors am Paduaner Se»
minar Giuseppe Trivel lato. Nach
Vit torel l i 's Tode wurde zu Bafsano
1841 eine neue Ausgabe seiner bereits
gedruckten und der nachgelassenen Dich»
tungen in zwei Bänden veranstaltet,
welche weit vollständiger als vorige.
Biographisches Lexikon des Kaiserthums Oesterreich
Villata-Vrbna, Band 51
- Titel
- Biographisches Lexikon des Kaiserthums Oesterreich
- Untertitel
- Villata-Vrbna
- Band
- 51
- Autor
- Constant von Wurzbach
- Verlag
- Verlag der Universitäts-Buchdruckerei von L. C. Zamarski
- Ort
- Wien
- Datum
- 1885
- Sprache
- deutsch
- Lizenz
- PD
- Abmessungen
- 13.41 x 21.45 cm
- Seiten
- 350
- Schlagwörter
- Biographien, Lebensskizzen
- Kategorien
- Lexika Wurzbach-Lexikon