Seite - 86 - in Biographisches Lexikon des Kaiserthums Oesterreich - Villata-Vrbna, Band 51
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Vivenot, Alfred 86 Pivenot, Alfred
Senftenberg der preußische Feldtelegraph
an mehreren Stellen zerstört; eine preu-
ßische Patrouille aufgehoben und ein
österreichischer Ofsicier aus der Gefangen»
schaft befreit; bei dem Orte Pretau
erbeutete er zwölf und bei Gabel zehn
preußische mit Fourage beladene Wagen.
Bei Rothwafser ward ein Convoi, der
aus 480 Wagen mit 80 Mann Be-
deckung bestand und die malitiöse Auf-
schrift: „Hauptquartier Wien" führte,
Nachts überfallen und genommen. Ein
Theil der Bedeckung rettete sich durch die
Flucht, die Uebrigen erlagen im Kampfe.
Ein anderer Ueberfall gelang Vivenot
in Niklasdorf auf eine 43 Mann starke
preußische Patrouille, von welcher nur
zwei ihr Heil in der Flucht fanden, wäh-
rend vier gefangen genommen und die
anderen niedergemacht wurden. Am
25. Juli traf V i v e n o t mit seiner
Schaar in Olmütz ein, wo er die mittler-
weile angelangte kaiserliche Genehmigung
des Landsturms und seine Ernennung
zum Commandanten desselben für Böh-
men, Mähren und Oesterreichisch-Schle-
fien vorfand. Zu diesem Zwecke wurden
ihm 170 Mann von den Infanterie»
Regimentern Kaiser und Gruber und ein
Zug Uhlanen zugetheilt. Der Marsch
ging anfänglich per Wagenkolonne, die
aus sämmtlichen Olmützer Fiakern und
zehn Bauernwagen bestand. Man hatte
sie in der Stille des Abends plötzlich auf-
geboten, und der Generalstabschef der
Festung führte sie aus derselben in
dunkler Nacht über Mährisch-Neustadt,
Friedrichsdorf, Hohenhaide, Peterstein,
Altvater nach Karlsbrunn. Daselbst
blieb das Streis'commando ungefähr
6—7 Tage, unternahm Streifungen
nach allen Seiten, bis nach Troppau,
wo ihm preußische Quartiermacher nebst
einem Officier und einem Landrathe in die Hände sielen. Der Truppe, die
mittlerweile bis auf 500 Mann ange-
wachsen war, gelang es, den Feind
zur Räumung ganz Nordmährens und
des oberen Theiles von Schlesien zu
zwingen. Aber mitten in der besten Thä»
tigkeit und als Vivenot , seines Er-
folges sicher, im Begriffe stand, in
Preußisch-Schlesien einzufallen, kam die
Nachricht vom Waffenstillstände und den
Friedenspräliminarien mit dem gemes»
senen Befehle, alle militärischen Maß.
regeln einzustellen. Wie sehr der Feind
die Organisation des Landsturms zu
würdigen wußte, beweist die Thatsache,
daß er einen Preis auf Vivenot 's Kopf
setzte und das Corps wie den Landsturm
nach Abschluß des Waffenstillstandes ver-
folgte. Aber glücklich brachte der Führer
die Mannschaft seines Corps über die De«
marcationslinie. Hauptmann Vivenot,
welcher noch vor Uebernahme des Land»
sturmcommandos mit ah. Entschließung
vom 14. Juli durch das Militär-Ver-
dienstkreuz ausgezeichnet worden war,
widmete sich in der diesem Kriege fol<
genden Zeit wissenschaftlichen Arbeiten,
welche weiter unten angeführt werden
sollen; er wurde auch aus dem Regi»
mente zuerst dem Generalstabe zugetheilt,
auf seine Bitte aber aus letzterem im
Juni 1871 in die Reserve versetzt. Es
geschah dies, um ihm den Uebertritt in
die diplomatische Sphäre zu erleichtern.
Thatsächlich erfolgte auch derselbe in
nur wenigen Tagen, und zwar in der
Stellung eines Legationsrathes im Mini»
sterium des Aeußern, in welcher er
dann auch, erst 38 Jahre alt, ein vor»
schnelles Ende fand. Im Gebäude des
Ackerbauministeriums, wo er in dienst«
lichen Angelegenheiten um Mittagszeit
verweilte, befiel ihn ein Schwindel;
während er die ihm zu Hilfe Eilenden,
Biographisches Lexikon des Kaiserthums Oesterreich
Villata-Vrbna, Band 51
- Titel
- Biographisches Lexikon des Kaiserthums Oesterreich
- Untertitel
- Villata-Vrbna
- Band
- 51
- Autor
- Constant von Wurzbach
- Verlag
- Verlag der Universitäts-Buchdruckerei von L. C. Zamarski
- Ort
- Wien
- Datum
- 1885
- Sprache
- deutsch
- Lizenz
- PD
- Abmessungen
- 13.41 x 21.45 cm
- Seiten
- 350
- Schlagwörter
- Biographien, Lebensskizzen
- Kategorien
- Lexika Wurzbach-Lexikon