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) Rudolph (Vater) 92 Vivenot^ Rudolph <Vater)
„Schwarz-gelb" entstand, mit dem
man später Jeden bezeichnete, der nicht
mit der Revolution ging. Kaum war die
Bildung des Vereines bekannt geworden,
als sich auch schon Tausende und aber
Tausende hinzudrängten, um Mitglieder
desselben zu werden. Da traf es
sich am
13. September, daß wie auf Verab»
redung auf den beliebtesten Mittel-
punkten der inneren Stadt Alles in
Schwarz - gold erschien: es lag in den
Schaufenstern der Band» und Mode-
waarenhandlungen aus, elegante Herren
schriftstellerischen Thätigkeit sich hinzu-
geben, blieb ihm bei seiner ausgebreiteten
Praxis nur wenig Zeit, und so besitzen
wir von ihm blos die Schrift: „Zlndm-
tnngm nker Gaztein und dl55en Anztalten ^u
Wildbllö und Mtgll5teiil. Für Jerzte unti il)nr-
Me" (Wien 1839, Mörschner's Witwe,
gr. 8".). Im denkwürdigen Jahre 1848,
als die Wogen der Bewegung immer
höher schlugen und politische Parteien sich
zu bilden ansingen, trat auch Vivenot's
Name für einen Augenblick in den
Vordergrund. Es war in den ersten
Tagen des September, als die Parteien ! trugen es im Knopfloch, Fiaker hatten es
ihren politischen Ansichten durch Farben
Ausdruck zu geben begannen. Zu dieser
Zeit kamen zum ersten Male das Blut-
roth, Schwarz-roth'gold und Schwarz- an ihrer Kleidung oder auf ihren Hüten.
Unter anderen sah man aber auch einen
riesigen Menschen, gleichsam zur Paro»
dirung des Fahnen» und Cocardenstreites
gelb an die Tagesordnung. Ueber diese ! mit Bändern von allen Farben behängt,
interessante Episode der Wiener Revo-
lution 1848 gibt das unten angeführte
Werk von Freiherrn von Helfert er<
schöpfenden Aufschluß. Es galt, gegen
die überwuchernden, von den radicalen
Journalen und auswärtigen Emissären
beeinflußten „Hetzer, Wühler, Terroristen
und Republicaner", wie sie in der Zeit-
schrift „Die Geißel" Nr. 44 vom 12. Sep-
tember zusammengefaßt werden, damals
die deutsche (schwarz - roth - goldene)
Partei, eine patriotische österreichische
Partei zu bilden. Dieser Riesenaufgabe wie einen wandelnden Auslagkasten sich
breit und ungeschlacht durch die gaffende
Menge Platz machen. Allein es blieb
nicht beim Anstarren. Einige Herren, die
sich in der Herrengafse und auf dem
Michaelerplatze mit den kaiserlichen Farben
zeigten, empfingen einen Gänsemarsch,
so daß sie, um die unbequeme Nachfolge
los zu werden, entweder in die näcbsten
Häuser traten, oder aber ihre Bänder
einsteckten. An anderen Orten gab es
Püffe und Schläge, ein „schwarz-gelber"
Fiaker soll von drei „deutschen" Fiakern
in der allen möglichen Zielen, nur! durchgeprügelt worden sein. Auch dem
nicht jenen einer gesetzlichen Ordnung! vorerwähnten Riesen ward von allen
zusteuernden Bevölkerung Wiens unter-« Seiten so zugesetzt, daß er es zuletzt ge«
zog sich Dr. Rudolph Vivenot in'^ rathen fand, sich aus dem Staube zu
Gemeinschaft mit Julius von Zerboni! machen. 2er Spectakel, der gegen 7 Uhr
de Sposetti. Beide zusammen grün» l Abends begonnen, wahrte bis in die
deten in den ersten Tagen des Septem»! Nacht hinein und hatte am Vormittag
ber den „constitutionellen monar-^ des 16. noch allerhand Nachspiele. So
chischen Verein", der als Abzeichen ^ gelangte durch den „constitutionellen
Bänder mit den Farben des österreichi-! monarchischen Verein" der Gegensatz von
schen Kaiserhauses. Schwarz und Gold, Oesterreichisch und Deutsch, von Schwarz-
annahm, woraus dann das Stichwort gold (Schwarz-gelb) und Schwarz»roth-
Biographisches Lexikon des Kaiserthums Oesterreich
Villata-Vrbna, Band 51
- Titel
- Biographisches Lexikon des Kaiserthums Oesterreich
- Untertitel
- Villata-Vrbna
- Band
- 51
- Autor
- Constant von Wurzbach
- Verlag
- Verlag der Universitäts-Buchdruckerei von L. C. Zamarski
- Ort
- Wien
- Datum
- 1885
- Sprache
- deutsch
- Lizenz
- PD
- Abmessungen
- 13.41 x 21.45 cm
- Seiten
- 350
- Schlagwörter
- Biographien, Lebensskizzen
- Kategorien
- Lexika Wurzbach-Lexikon