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liers, erhielt er seine Erziehung in der
Schule der Jesuiten, wo er seine Mutter-
sprache, dann Latein und etwas Mathe-
matik erlernte. Auf den Wunsch des
Vaters sollte er sich für defsen Gewerbe
ausbilden und wurde zu diesem Zwecke
nach Venedig geschickt, wo die Gold-
schmiedekunst immer auf hoher Stufe
stand; aber Vivor io hatte einen Wider-
willen gegen dies Geschäft, und um seinen
vorherrschend geistigen Neigungen leben
zu können, trat er in den Orden der
Augustiner «Mönche, und zwar zunächst
in das Kloster zu Vicenza. aus welcbem
er zur Beendigung des Noviziates nach
Pavia kam. Hierauf schickten ihn seine
Oberen nach Ravenna, wo er die philo-
sophischen Studien begann, die er dann
unter der Leitung vortrefflicher Lehrer in
Verona fortsetzte. Schon zu jener Zeit
trat seine große Vorliebe und besondere
Eignung zu mathematischen Studien an
den Tag, und so jung er war, schrieb er
über Gleichungen des dritten und vierten
Grades eine lateinische Abhandlung,
welche den Beifall seiner Lehrer fand.
Durch sein mathematisches Talent ge»
wann er besonders die Theilnahme
zweier ausgezeichneten Mathematiker,
welche als Professoren am Militärcolle»
gium zu Verona angestellt waren, nämlich
Leonardo Salimbeni's und des Ca-
valiere von Lorgna ^Bd. XVI, S. 47^,
eines kaiserlichen Genieofsiciers von ganz
ungewöhnlicher Bedeutung. Nun kehrte
er nach Vicenza zurück und trat zunächst
als Erzieher in die Familie des Grafen
Leonardo Thiene ein. Seine pädago-
gische Beschäftigung ließ ihm aber immer
noch Zeit zu seinem Lieblingsstudium,
der Mathematik, und er veröffentlichte
in dieser Zeit mehrere darauf bezügliche
Arbeiten. Nachdem sein Erzieheramt im
Hause des Grafen Thiene seinen Ab-
v. Wurzbach, biogr. Lexikon. I.I. lGedr. 9. schluß gefunden hatte, ging er in gleicher
Eigenschaft zur Familie Folco. und
nun waren vornehmlich die schönen
Künste und die Pädagogik Gegenstand
seiner eindringlichsten Studien. Um sich
in ersteren an Ort und Stelle zu ver»
vollkommnen und namentlich an den
Werken des Alterthums sich zu lautern,
reiste er nach Florenz und Rom. Als
dann Cavaliere Lorgna 1782 nach
dem Muster der französischen Gelehrten«
Gesellschaft der Vierzig die 8c»«ibtÄ
itilU^na gründete und dazu die ersten
belehrten seines Vaterlandes als Mit-
glieder erwählte, berief er Vivor io als
Secretär an seine Seite und erwirkte bei
der Regierung, daß demselben die Lehr-
kanzel der schönen Literatur, Geschichte
und Geographie am erwähnten Militär'
collegium zu Verona verliehen wurde.
In dieser Zeit beschäftigte sich Vivor io
vornehmlich mit pädagogischen Unter»
suchungen und war nach dieser Richtung
auch schriftstellerisch thätig, zugleich er°
fand er damals ein sehr sinnreiches In-
strument, durch welches jede beliebige
Länge sofort in ganz genau gleiche Theile
getheilt werden konnte. Als mit den
veränderten politischen Verhältnissen auch
das Veroneser Collegium aufgelöst
wurde, kehrte er, um so mehr als Cava»
liere Lorgna gestorben war, in seine
Heimat Vicenza zurück. Dort aber
fand er sofort eine seinen Kenntnissen ent-
sprechende Verwendung, er wurde Vor»
stand einer zur Regelung der öffentlichen
Straßen und Brücken aufgestellten, sowie
Mitglied einer mit den Regulirungs-
arbeiten der durch Zerstörungen berüch»
tigten Brenta betrauten Commission, und
Director der Straßen und Wasserbauten
in der Provinz Vicenza. I n dieser letz»
teren Stellung legte er der Regierung
mehrere wichtige den Straßen« und
Nov. 7
Biographisches Lexikon des Kaiserthums Oesterreich
Villata-Vrbna, Band 51
- Titel
- Biographisches Lexikon des Kaiserthums Oesterreich
- Untertitel
- Villata-Vrbna
- Band
- 51
- Autor
- Constant von Wurzbach
- Verlag
- Verlag der Universitäts-Buchdruckerei von L. C. Zamarski
- Ort
- Wien
- Datum
- 1885
- Sprache
- deutsch
- Lizenz
- PD
- Abmessungen
- 13.41 x 21.45 cm
- Seiten
- 350
- Schlagwörter
- Biographien, Lebensskizzen
- Kategorien
- Lexika Wurzbach-Lexikon