Seite - 118 - in Biographisches Lexikon des Kaiserthums Oesterreich - Villata-Vrbna, Band 51
Bild der Seite - 118 -
Text der Seite - 118 -
Vocedalek 118 Vocelka
deren einer in der kaiserlichen Armee
diente und zu Prag in Garnison sich
befand. Im Jahre 4809 besuchte der
Vater denselben und wohnte bei dieser
Gelegenheit zum ersten Male im Leben
einer theatralischen Vorstellung bei. Der
Eindruck, den er da erhielt, war jeden»
falls ein mächtiger, denn, heimgekehrt,
konnte er sich des Gedankens nicht er-
wehren, ein Schauspiel zu verfassen, ähn-
lich demjenigen, welches er in Prag
gesehen, und nun benähte er seine freien
Stunden an Sonn- und Feiertagen zur
Ausführung seines Vorhabens. So voll-
endete er 18t 1 seine erste dramatische
Arbeit, für welche er den Stoff der Bibel
entnommen. Das Stück, welches den
Titel „Nlu5e2" führte, wurde noch im
nämlichen Jahre alle Sommersonntage
auf dem Bauerntheater in Novä Ves
unter freiem Himmel auf grüner Wiese
gespielt. Es hat sich jedoch von dieser
Dichtung nur ein Bruchstück erhalten.
Aus demselben theilt Alf. Waldau in
seinem Schriftchen „Böhmische Natur-
dichter", S. 124—130, eine Probe in
deutscher Uebersetzung mit, aus welcher
das Talent des Bauerndramatikers un»
verkennbar hervorleuchtet. Im Sommer
4812 brachte Vocedalek ein anderes
biblisches Schauspiel: „Cadia^", im Som-
mer 1813 ein drittes: „David", zur Auf»
führung. Ersteres ist verloren gegangen,
dagegen hat sich letzteres, betitelt: „H^a
Hanl6<Fz'a o AHz^ov«", vollständig er°
halten, und auch von diesem Stücke gibt
Waldau im benannten Werke eine
Probe in deutscher Uebersetzung. Noch
zwei andere Dramen: „Daniel" und
", d. i. Neue Komödie vom heiligen
Petrus und Paulus, sind unversehrt auf
uns gekommen, ebenso das weltliche
Stück: „^ol)« HoniSi^'a o ^'öiisz", d. i. Neue Komödie von Libusa, welches V o-
cedalek am 12. März 1816 vollendete.
I n die genannten Dramen hat der
Dichter auch eine kleine Anzahl von
Liedern emgeftochten, welche meist didak'
tisch-moralische Betrachtungen und christ-
lich-erbauliche Gedanken enthalten. Wenn
Waldau den eigentlichen poetischen
Werth derselben minder hoch anschlägt,
so wollen sie ihm doch besser gefallen,
als die Dichtungen jenes Theiles der
„modernen böhmischen Dichterschule",
der durch „Krankhaftigkeit des Geistes,
forcirte Gewalt, gereiztes Pathos, Dis-
harmonie, Extravaganz, Zerfahrenheit
der Composition und farbenschillernde
Blasirtheit der Gedanken" nicht eben zu
seinem Vortheile charakterisirt wird.
Der Bote von derEger undVie la (4".)
4860, Nr. 80: „Ein Dramendichter aus dem
Volke".
Vocel, siehe: Wocel, Ioh. Vrasmus.
Vocelkl!, Franz (C ompositeur,
geb. zu Rouchovan 1820, gest. zu
Hostim bei Mährisch » Budweis am
12. Februar 1869). Nach Beendigung
der Schulen dem Zehramte sich widmend,
versah er die Stelle eines Unterlehrers
einige Zeit zu Iaromir, dann zu Mährisch«
Krumlau, worauf er den Posten eines-
Lehrers im Hause des Freiherrn Hagen
in Galizien annahm. Daselbst machte er
sich die polnische Sprache eigen unb
wurde dcmn selbständiger Lehrer zu
Hostim. Er war ein geschickter Musiker
und spielte ebenso gut die Orgel, als er
sang. Um sich einer Lehramtsprüfung zu
unterziehen, begab er sich nach Wien,
wo er sich den Keim der Krankheit geholt
haben mochte, welcher er bald nach seiner
Rückkehr im schönsten Mannesalter erlag.
Er versuchte sich auch als Schriftsteller,
und in den früheren Jahrgängen des
Biographisches Lexikon des Kaiserthums Oesterreich
Villata-Vrbna, Band 51
- Titel
- Biographisches Lexikon des Kaiserthums Oesterreich
- Untertitel
- Villata-Vrbna
- Band
- 51
- Autor
- Constant von Wurzbach
- Verlag
- Verlag der Universitäts-Buchdruckerei von L. C. Zamarski
- Ort
- Wien
- Datum
- 1885
- Sprache
- deutsch
- Lizenz
- PD
- Abmessungen
- 13.41 x 21.45 cm
- Seiten
- 350
- Schlagwörter
- Biographien, Lebensskizzen
- Kategorien
- Lexika Wurzbach-Lexikon