Seite - 122 - in Biographisches Lexikon des Kaiserthums Oesterreich - Villata-Vrbna, Band 51
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zur Veredlung des Schafviehes an das
Ausland verrathen. Als Freiherr von
Vockel die Bewirthschaftung von Zdis-
lawitz persönlich übernahm, erkannte er
die ihm gewordene Aufgabe ganz gut.
Mit dem Körnerbau allein, dess war
er sich bewußt, ließ sich wenig erzielen,
denn der kleinste Bauer, bei seiner sehr
geringen Regie, ist in diesem Punkte dem
größten Güterbesitzer, bei dessen sehr
großen, oft den ganzen Reinertrag auf«
zehrenden Verwaltungskosten, weit über-
legen; also hauptsächlich in der verbesser-
ten und vermehrten, Viehzucht lag für
Vockel der Schatz begraben, den er auf
dem Zdislawitzer Gebiete heben sollte
und in der That gehoben hat. Wir lassen
hiermit nur in einem allgemeinen Ueber»
blicke die Ergebnisse des Barons folgen,
alle für den Landwirth immerhin sehr
interessanten, dem Laien doch wonig ver-
ständlichen Einzelheiten, als nicht Hieher
gehörig, übergehend. Als lunäus in-
»tructuL übernahm Vockel mit dem
Gute Zdislawitz achtzehn Stück Rind-
vieh, und zwar zwölf Stück Original-
Schweizerkühe aus Graubündten und
sechs Stück Kalbinen als deren Abkömm-
linge. I n kurzer Zeit war diese Zahl
auf sechzig vermehrt, wobei man auf
besonders edle Racen Rücksicht genom«
men. Dabei wurden an überzähligem
Zuchtvieh aus der Zdislawiker Rinder-
stammheerde jahrlich an zwölf Stück
beiderlei Geschlechtes an Fremde, und an
Fleischer etwa vier Stück Brackvieh oder
auch Stiere verkauft. So trug Freiherr
von Vockel gleich den anderen benach-
barten Gutsbesitzern, welche ebenfalls
das überzählige Zuchtvieh weiter ver-
kauften, dadurch wesentlich zur Beförde»
rung der vaterländischen Rindviehzucht
bei. Besonders aber mochte er sich um
Förderung der Schafzucht verdient. An Schafvieh übernahm er 330 Stück aller
Wahrscheinlichkeit nach in beiden Ge-
schlechtern von echter spanischer Original»
Merinosrace. Nun kaufte er von Zeit
zu Zeit, seit 1803 bis t844, zur schnelleren
Hebung seiner Schäfereien in den Licita-
tionen zu Holitsch Stähre aus der
kaiserlichen Mannersdorfer Heerde, that
dann 18l8 und 482? zur Förderung der
Reinzucht aus der fürstlich L i ch
n o w s k^'-
schen und der freiherrlich Bar ten st ein'-
schen Schäferei Widder ein. So ver»
mehrte er die übernommenen 330 auf
4600 Stück der edelsten Sorten. Außer»
dem wurden aber jährlich an L30 bis
300 Stück Mütter und Widder nicht nur
nach allen Theilen der Monarchie, son»
dern auch nach Preußen, Sachsen und
Mecklenburg von Zuchtviehkäufern ge-
holt. Wie Freiherr von Vockel diese
seine Zucht auffaßte, erfahren wir aus
einer Antwort, die er gab, als man
seinen schönen, fast luxuriösen Schafstall
in Zdislawitz bewunderte und erstaunte,
wie man solche Auslagen für Stallungen
machen könne, da nach den Baukosten
fast 7 fi. W. W. Stallzins fter Stück
entfalle. „Nun", meinte der Baron,
„mit diesem Stalle spreche ich meine
Dankbarkeit für die Thiere aus, ich gebe
ihnen damit einen Theil dessen zurück,
was sie mir verdient haben. Mein Leibes'
erbe wird den schönen Stall lieber über»
nehmen als einen schlechten." So spricht
ein echter Cavalier. Auch im Feld- und
Futterbau führte der Freiherr große Ver-
änderungen ein, indem er die bisherige
Dreifelderwirthschaft mit einer vornehm»
lich auf Erzeugung von vielem Viehfutter
hinwirkenden freien Wirthschaft ver<
tauschte. Doch übergehen wir auch hier
das nur für den Landwirth interessante
und verständliche Detail. Großes leistete
Vockel auch in Verbesserung des Bodens
Biographisches Lexikon des Kaiserthums Oesterreich
Villata-Vrbna, Band 51
- Titel
- Biographisches Lexikon des Kaiserthums Oesterreich
- Untertitel
- Villata-Vrbna
- Band
- 51
- Autor
- Constant von Wurzbach
- Verlag
- Verlag der Universitäts-Buchdruckerei von L. C. Zamarski
- Ort
- Wien
- Datum
- 1885
- Sprache
- deutsch
- Lizenz
- PD
- Abmessungen
- 13.41 x 21.45 cm
- Seiten
- 350
- Schlagwörter
- Biographien, Lebensskizzen
- Kategorien
- Lexika Wurzbach-Lexikon