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Vörösmarty 438 Mrösmartn
XXI, S. 461^j, und Nicolaus Ebenda
S. 468, im Textes waren seine Zög-
linge. Acht Jahre, von November 1817
bis November 1822 und dann von No»
vember 4823 bis August 1826 oblag er
seinem Berufe als Pädagog in der
Familie Perczel. Während der ersten
drei Jahre wohnte er mit derselben in
Pesth und beendete daselbst an der Uni-
verfität die philosophischen Studien. Als
dann die Familie Ende 1820 auf ihr
Gut in Börzsöny übersiedelte, zog auch
Vörösmarty dahin und legte privat
binnen zwei Jahren die für die öffent-
lichen Hörer auf sechs Semester fest-
gesetzten juridischen Studien zurück, was
für ihn bei dem anstrengenden Erzieher-
amte mit schwerer Mübe verbunden war.
Nichtsdestoweniger reifte dabei sein poe-
tisches Talent, ohne daß er jedoch mit
den zu jener Zeit in Pesth lebenden poe»
tischen Größen seiner Nation in persön-
liche Berührung gekommen wäre. Nur
ein Student der Medicin, Namens Ste»
phan Marothy M . XVII , S. 9, im
Textes, der sich zum Zwecke einer Reise
in den Orient mit orientalischen Sprachen
beschäftigte, bildete seinen Nmgang und
weckte auch in ihm die Wanderlust, der er
jedoch unter den Verhältnissen, in denen
er lebte, nicht nachgeben konnte. Aber
schon trug er sich mit der Idee zu seinem
Epos ^2a1än futä.<li", d. i. Die Flucht
Zalän's" sdie Nebersicht seiner Werke
folgt S. 143^. Gleichzeitig begann er
auch an dem Drama „.König Salamon"
zu arbeiten und knüpfte an dessen Voll»
endung große Hoffnungen. Als er dann
mit der Familie Perczel nach Bör-
zsöny, das eigentlich nur eine Puszta
im Gebiete von Bänyhid ist, über«
siedelte, fand er an drei dort in der
nächsten Umgebung lebenden Geistlichen,
an Anton Egyed »Bd. IV, S. 3^, La» dislaus Teslär und Jacob y
mitstrebende treue Genossen, die ihn mit
Büchern unterstützten, an seinen Arbeiten
theilnahmen und durch ihr Urtheil ihn
förderten. Um als Rechtspraktikant zu
fungiren, gab er im November 1822 seine
Erzieherstelle für ein Jahr auf und-
arbeitete in Görbö an der Seite dek
Tolnaer Vicegespans Franz Csehfal»
vay. Auch dort traf er aufmunternde
Freunde, doch anderer Art, als es die
drei katholischen Priester waren, deren
wir vorhin gedachten. Ueberhaupt be-
währte sich die niedere katholische Geist>
lichkeit Ungarns, welche ihre Pröpste-
und Bischöfe den Hader mit den Prote»
stanten auskämpfen ließ, dafür aber desto»
mehr für die Pflege der Literatur wirkte,
in jener Zeit und auch später als ein sehr
mächtiger Förderer der Poesie. Indessen
bekümmerten Vörösmarty jetzt die seit
dem Tode ihres Gatten gänzlich ver»
armte Mutter, die traurigen Verhältnisse
seines Vaterlandes, in dessen Comitaten
der Kampf um Aufrechthaltung der Ver-
fassung auf- und niederwogte, und endlich
auch noch geheimer Liebesgram. Es be»
gannen die politischen Verhältnisse in
Ungarn in den Jahren 1821 und 1822,
als man im Verordnungswege Recruten
stellte und erhöhte Steuern ausschrieb,
ohne erst den in dergleichen Dingen allein
competenten ' Reichstag einzuberufen,
immer drohender zu werden. Durch Lec»
ture der Gedichte und Schriften von
Berzs<5nyi, Nicolaus Zriny und
Clemens Mikes nährte Vörösmarty.
seine patriotischen Gefühle, denen er in
Gedichten Luft machte, welche bei den
damals bestehenden Censurverhältnissen
ungedruckt bleiben mußten. Aber durch
sein großes episches Gedicht „2g.!ä.n.
t'ut^ilH", dessen wir schon gedacht, wollte-
er, wahrend es in der Vergangenheit
Biographisches Lexikon des Kaiserthums Oesterreich
Villata-Vrbna, Band 51
- Titel
- Biographisches Lexikon des Kaiserthums Oesterreich
- Untertitel
- Villata-Vrbna
- Band
- 51
- Autor
- Constant von Wurzbach
- Verlag
- Verlag der Universitäts-Buchdruckerei von L. C. Zamarski
- Ort
- Wien
- Datum
- 1885
- Sprache
- deutsch
- Lizenz
- PD
- Abmessungen
- 13.41 x 21.45 cm
- Seiten
- 350
- Schlagwörter
- Biographien, Lebensskizzen
- Kategorien
- Lexika Wurzbach-Lexikon