Seite - 139 - in Biographisches Lexikon des Kaiserthums Oesterreich - Villata-Vrbna, Band 51
Bild der Seite - 139 -
Text der Seite - 139 -
Värösmarty Vörösmarty
spielte, zur Gegenwart sprechen, während
er den Ruhm der Ahnen seines Volkes
besang, an den Verfall des gegenwärtigen
Geschlechtes erinnern. Unter solchen Ein-
drücken arbeitete er an dem Epos,
welches die Eroberung Ungarns durch
Xrpäd zum Gegenstande hatte, und
fühlte sich durch des Sz6kler Poeten
Alexander Szökely ^Bd. X1.II, S. 43^>
fragmentarisches Gedicht: ^^ I-öks-
1^6iv Vräüi^bsn") d. i. Die Szekler in
Siebenbürgen, noch besonders dazu an-
geregt. Als er im Herbste 1823 nach
Pesth kam, um daselbst aufs Neue die
Erziehung der Söhne Perczel's zu
übernehmen, wurde er auch Iurat der
königlichen Tafel. Zuerst prakticirte er
bei einem Verwandten, dem Advocaten
Franz Vörösmarty. Von seinem
kärglichen Einkommen unterstützte er seine
arme, ganz auf ihn angewiesene Mutter.
Den Tag über nahm ihn sein Erzieher-
amt und seine Advocatenbeschäftigung
in Anspruch, so blieb ihm nur die Nacht
übrig, in welcher er an seinem Epos und
hin und wieder an einem der Dramen
arbeitete, welche er noch in Görbö be»
gönnen hacte. Am 20. December 4824
legte er die Advocatenprüfung ab, übte
aber nicht die Advocatenpraris aus, son-
dern behielt seine Erzieherstelle im Per»
czel'schen Hause. Nun aber begann sich
in Pesth neben dem politischen auch ein
höheres geistiges Leben zu entwickeln.
Das unter dem Protectorate des Pala»
tins stehende Marczibä.nyi»Institut mit
seinen jährlichen Preisen wirkte in sicht«
licher Weise. Die wissenschaftliche Zeit--
schrift „1'u,<1uinä,n)?08 l^ü^wniön^",
d. i. Wissenschaftliche Sammlung, ein
belletristischer Almanach, „^urorg^ von
Karl K i s f a l u d y , waren gegründet
worden, Alles Anfänge vielversprechender
Art. Als er um diese Zeit, 4824, in Pesth weilte, wurde er bald in literari-
schen Kreisen bekannt; auch mit Franz
Deäk, der
sich
einer Proceßangelegenheit
wegen in der Hauptstadt aufhielt, kam
er zusammen, und bald verknüpfte die
geistig verwandten Charaktere das innige
Band der Freundschaft. Er hatte Deäk
aus seinem Epos „23.1ä.li intä8«." vor»
gelesen, und dieser war ebenso von der
schwungvollen Sprache, wie von dem in
der Dichtung waltenden hohen Na»
tionalgefühl ergriffen worden. Das nun
fertige Werk erschien im August 1823
gedruckt. Die Wirkung sowohl in litera-
rischen Kreisen als im gebildeten Publi«
cum war eine außerordentliche. Der Nm»
stand noch, daß kurz nach Erscheinen der
Dichtung auch endlich der Reichstag
zusammentrat, trug wesentlich dazu bei,
den jungen hochbegabten Poeten in den
Vordergrund zu stellen. Sein dichterischer
Ruhm verbreitete sich bald über das
ganze Land, und Vörösmarty wurde
ein Liebling der Pesther literarischen
Kreise. 1826 trat er aus dem Perczel'»
schen Hause und schwankte anfänglich,
welchem praktischen Berufe er sich zu»
wenden sollte. Mehrere Monate beklei«
dete er eine neue Erzieherstelle, dann
machte er Erholungsreisen im Lande,
beabsichtigte darauf, in Stuhlweißenburg
als Advocat sich niederzulassen, endlich
aber entschied er sich für seinen bleiben-
den Aufenthalt in Pesth, wo er l828 die
Redaction der wissenschaftlichen Zeit-
schrift „^uäoniän^os H^Htenaön^"
übernahm und nebenbei für den Buch«
drucker und Verleger Kärolyi „Tau»
send und eine Nacht" ins Unga»
rische übersetzte. Und so, wie mit einem
Male sein Beruf ein rein literarischer
war, lebte er auch ausschließlich in lite»
rarischen Kreisen, besonders aber in
jenem, welcher sich um Karl Kiss'a»
Biographisches Lexikon des Kaiserthums Oesterreich
Villata-Vrbna, Band 51
- Titel
- Biographisches Lexikon des Kaiserthums Oesterreich
- Untertitel
- Villata-Vrbna
- Band
- 51
- Autor
- Constant von Wurzbach
- Verlag
- Verlag der Universitäts-Buchdruckerei von L. C. Zamarski
- Ort
- Wien
- Datum
- 1885
- Sprache
- deutsch
- Lizenz
- PD
- Abmessungen
- 13.41 x 21.45 cm
- Seiten
- 350
- Schlagwörter
- Biographien, Lebensskizzen
- Kategorien
- Lexika Wurzbach-Lexikon