Seite - 140 - in Biographisches Lexikon des Kaiserthums Oesterreich - Villata-Vrbna, Band 51
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Vörösmarty 140 Vörösmarty
ludy, den Redacteur und Herausgeber
des Taschenbuches â^urorg.^ gebildet
hatte, in dem sogenannten Aurorakreise,
I n demselben nahm er durch seine Eigen
art eine hervorragende Stellung ein. I n
der â^.ui-oi-a^ erschienen auch seine an
deren Epen und epischen Gedichte: âDer
ZerreichenhĂŒgel", âDas Feenthal", âDie
SĂŒdinsel", âErlau", âDie Ungarburg",
âDie Ruine", âCsĂ€k", âDie zwei Nach-
barburgen" und âSchon Helena". WĂ€h-
rend Bajza und Kisfa ludy den
deutschen EinfluĂ auf sich einwirken
lieĂen und die damals in ihrer BlĂŒte
stehende romantische Schule mÀchtig auf
dieselben wirkte, hatte Vörösmarty
bis dahin am stĂ€rksten dem EinflĂŒsse der
deutschen Dichtung widerstanden, und
war doch selbst der romantischeste unter
seinen Genossen. Die Lecture Tasso's,
Ariosto's, Shakespeare's, Ossian's,
dann seines Landsmannes Zr iny i , end
lich die politischen VerhÀltnisse und sein
eigener Genius gaben ihm diese Rich-
tung. Mit der deutschen und spanischen
Romantik wurde er erst, als er nach
Pesth gekommen, bekannt. 1824 las er
Houwald und MĂŒ l l ne r , 1823
Schlegel's Dramaturgie, Calderon.
Klopstock's âMessiade" konnte er nicht
zu Ende lesen, er bekam Kopfschmerzen
davon. So ist denn der GinstuĂ der
deutschen Romantik nur an einzelnen
seiner balladenartigen ErzÀhlungen und
an seinem Drama âDie SchatzgrĂ€ber"
wahrzunehmen. Mehr Spuren hinterlieĂ in
ihm die orientalische Poesie, besonders ge-
nÀhrt durch die phantasiereichen MÀrchen
von âTausend und eine Nacht", die er,
wÀhrend er sie, zumeist wohl um Geld
zu verdienen, ĂŒbersetzte, grĂŒndlich kennen
lernte, und dann durch Lecture einiger
orientalischer Poeten in deutscher Ueber-
setzung, welche ihm Kisfa ludy ge» schenkt hatte. Ueberdies war sein Genius
schon von selbst dem Phantastischen und
Ungeheuerlichen, wie ja solches Ungarns
Vorgeschichte in HĂŒlle und FĂŒlle enthĂ€lt,
zugewandt. Aber die Theorie der Ro-
mantik und der modernen Kunstgattun-
gen, mit welcher sich die ungarischen
Dichter und Schriftsteller seiner Zeit zu
beschÀftigen liebten, blieb ihm selbst fast
gÀnzlich fremd. Und erst spÀter ver-
wendete er ein eingehenderes Studium
auf das Drama, welches aber, so sehr er
sich auch dieser Dichtungsart mit Vor»
liebe zuwandte, nie seine starke Seite
war. Bis dahin befand er sich in nichts
weniger als glÀnzenden VerhÀltnissen.
Das literarische Leben in Pesth begann
erst zu keimen, und der Verdienst eines
Schriftstellers war ein sehr karger. Erst
mit dem Jahre 1830 besserte sich Vörös»
marty's Lage, besonders dann, als ihn
die Akademie der Wissenschaften in ihrer
constituirenden Versammlung am 17. No-
vember 1830 zum zweiten ordentlichen
Mitgliede und nach dem einige Tage
spÀter erfolgten Tode Karl Kisfa-
ludy's zum ersten Mitgliede mit einem
Iahresgehalte von fĂŒnfhundert Gulden
Conventions'MĂŒnze erwĂ€hlte. 1832 ver»
kaufte er auch die erste gesammelte Aus-
gabe seiner Werke an den Verleger
Karoly i um die Summe von Ein»
tausendeinhundert Gulden, ein fĂŒr jene
Zeiten ansehnliches Honorar. 1834 er»
hielt er dann von dem MarczibÀnyi»
Institute den ihm bereits 1828 zuer>
kannten Preis von 400 fi. fĂŒr sein
!oS â2a.1Ă€n lutasH". Alle diese, wenn-
gleich mĂ€Ăigen, aber in RĂŒcksicht auf
'eine Mittellosigkeit immerhin bemerkens»
werthen pekuniĂ€ren ZuflĂŒsse gestalteten
seine Lage freundlicher und ermöglichten
es ihm, seine Mutter betrÀchtlicher zu
unterstĂŒtzen. Dieselbe starb ĂŒbrigens
Biographisches Lexikon des Kaiserthums Oesterreich
Villata-Vrbna, Band 51
- Titel
- Biographisches Lexikon des Kaiserthums Oesterreich
- Untertitel
- Villata-Vrbna
- Band
- 51
- Autor
- Constant von Wurzbach
- Verlag
- Verlag der UniversitÀts-Buchdruckerei von L. C. Zamarski
- Ort
- Wien
- Datum
- 1885
- Sprache
- deutsch
- Lizenz
- PD
- Abmessungen
- 13.41 x 21.45 cm
- Seiten
- 350
- Schlagwörter
- Biographien, Lebensskizzen
- Kategorien
- Lexika Wurzbach-Lexikon