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Johann Neftonmk 29 179 Vogl, Johann Nepomuk 2l>
Laufbahn des Staats- oder Landschafts-
beamten einschlagen. Auf das Fürwort
des damaligen Landmarschalls Grafen
Cavr iani , welcher in Vogl's Hause
wohnte und für den lebhaften und talent-
vollen Jüngling sich interessirte, kam
derselbe im Alter von 1? Jahren, nach
beendeten Elementarstudien, als Beamter
in die Kanzlei der niederösterreichischen
Stände. I n diesem Wirkungskreise ver«
blieb er bis zum Jahre 4839, in welchem
er auf sein eigenes Ansuchen nach 40jäh-
rigem Dienste in den Ruhestand versetzt
wurde. Ueber seine Leistungen als stän«
discher Beamter schweigt die Geschichie,
nur einer seiner Biographen schreibt
darüber höchst bezeichnend: „seine Stel-
lung als Beamter war immer eine
so angenehme, wie
sie nur äußerst selten
einem vom Glück begünstigten Schrift«
steller geboten wird. Die Herren Stände
und seine Vorgesetzten berücksichtigten
stets in dem Beamten den Dichter, und
seine Berufsbeschäftigung war kein
Hemmniß für seine literarische Thätigkeit.
Dazu kam noch, daß er Joseph Han-
uusch sBd. VII , S. 324^ zum Kanzlei-
director und zu dessen Stellvertreter
Franz Fitzinger sBd. IV, S. 238^,
Bruder deF Naturforschers Leop. Joseph
Fitzinger (gest. November 1884), hatte,
welche Beide als Schriftsteller ihrem Kunst-
bruder auf alle Weise den Dienst zu erleich»
tern bemüht waren. Daß in einem so glück-
lichen Dienstverhältnisse die Muse eine un»
gewöhnliche Fruchtbarkeit entwickelte, ist
wohl leicht begreiflich". Wann Vogl zu
dichten begann, läßt
sich nicht nachweisen,
doch muß es sehr frühzeitig gewesen sein,
wenngleich das erste Gedicht, welches aus
seiner Feder im Druck erschien, aus dem
Jahre 1823 datirt, in welchem er bereits
23 Lenze zählte. Dasselbe, mit des
Dichters vollem Namen gezeichnet, kam in Schickh's (später Witthauer's)
„Wiener Zeitschrift für Kunst, Literatur,
Theater und Mode" am 28. Juli 1823
heraus und trägt den Titel: „Pilgers
Sehnsucht". Diesem Gedickte folgten
dann im genannten Blatte noch mehrere;
auch Freiherr von Hormayr öffnete
dem jungen Poeten die Spalten seines
„Vaterländischen Archivs", in welchem
sich manche Schriftsteller des Kaiser»
staates ihre ersten Sporen verdienten.
Früher noch als auf die ideale Muse.
richteten sich aber des Jünglings Blicke
auf eine anmuthige leibliche Jungfrau,
auf Sophie Mathieu, die Tochter
eines Emigranten, der in der österreichi»
schen Armee diente. Auch ging der junge
Poet in dieser Angelegenheit mit stürmi-
scher Energie vor und erschien, nachdem
eine geplante Entführung gescheitert, mit
d.>r Pistole vor den Vater seiner Ge-
liebten, diesem die Alternative stellend,
entweder in die Heirat der Tochter einzu-
willigen, oder Zeuge zu sein, daß er sich
eine Kugel durch den Kopf jage. Bei
solcher Werbung gelangte Vogl bereits
im Alter von zwanzig Jahren zu einer
Frau. Er trat auch damals mit den
meisten in Wien lebenden älteren Schrift-
stellern,wie:Küffner,Cajrelli, Dein»
hardftein, Hannusch, Treitschke,
Em. Veith, Weidmann, Werner,
Zach, in näheren Verkehr, zu den jün-
geren aber, wie: Bauernfeld, Dul>
ler, Feuchtersleben, Fitzinger,
Groß, C. W. Huber, Rappaport,
I . G. Seidl, Schumacher, Steg-
mayer, Stoy, Em. Sträube, Ulle»
pitsch und Walther, in freundschaft»
liche Beziehungen. Mit einem selbstän.
digen Werke debutirte er ziemlich spät,
und zwar mit einem ganz unbedeutenden
Büchlein, vor dem Publicum. Es führt
den Titel: „Fruchtkörner aus deutschem
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Biographisches Lexikon des Kaiserthums Oesterreich
Villata-Vrbna, Band 51
- Titel
- Biographisches Lexikon des Kaiserthums Oesterreich
- Untertitel
- Villata-Vrbna
- Band
- 51
- Autor
- Constant von Wurzbach
- Verlag
- Verlag der Universitäts-Buchdruckerei von L. C. Zamarski
- Ort
- Wien
- Datum
- 1885
- Sprache
- deutsch
- Lizenz
- PD
- Abmessungen
- 13.41 x 21.45 cm
- Seiten
- 350
- Schlagwörter
- Biographien, Lebensskizzen
- Kategorien
- Lexika Wurzbach-Lexikon