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Vogels Wilhelm 44 199 Vogels Wilhelm 44
1822 die Geschäftsführung des Theaters
an der Wien unter dem in dem 73er Jahre
so ominös gewordenen Titel eines „G e>
- neralsecretärs" zu übernehmen.
Er suchte nun, so weit es möglich, ole
eingerissenen Uebelstande zu beseitigen,
aber er war nur Generalsecretär und
nicht unumschränkter Director, und so
blieb denn den früheren Leitern des
Geschäftsganges Feld genug, sein best-
gemeintes Wirken zur Förderung des
Ganzen zu paralyfiren. Wilhelm Chezy
in seinen „Erinnerungen aus meinem
Leben" schildert in ganz ergötzlicher
Weise das Walten des alternden Vogel.
Derselbe versuchte es zunächst mit wenig
geschmackvollen Spectakelftücken, wie
„Caspar der Thoringer", in welchem
nicht weniger als fünfzig Pferde mit
Geharnischten zugleich auf der Bühne
erschienen, dann folgten die englischen
Pantomimiker Lew in, die Kunstreiter«
bände Tourn ia i re , ferner der Seil-
tänzer Chiar in i mit seiner Gesellschaft,
später Rave l mit der seinigen, endlich
der Thierdarsteller Mayerhofe r und
ähnliche Vertreter der Iahrmarktsgau-
kelei, mit welchen Elementen aber denn
doch eine „Volksbühne" nicht gehoben
werden konnte. Es debutirte zwar unter
Vogel's Regime die nachmals große
Henriette Sonntag, dann Fichtner
und Andere, die in der Folge als Sterne
am Wiener Theaterhimmel glänzten;
auch der brave Komiker Neubruck
mit den von Vogel ausgeschriebenen
„Preisstücken" konnte nichts mehr retten;
das zu jener Zeit schönste Theater Wiens
mußte am 3j . Mai 1823 mit Gr i l l -
parzer's „Ottokar" geschlossen werden.
Unser Schriftsteller lebte nun als Privat-
mann, Theaterstücke schreibend, in Wien
und verließ dasselbe erst im Februar
1834 mit seiner Gattin, um ihre bereits kränkelnde Pflegetochter Clara Hirsch«
mann <geb. 9. April 18l3, gest. 14. No-
vember 1836) auf einer Kunstreise zu
begleiten. Nachdem diese ungemein talent»
! volle Schauspielerin in Düsseldorf, Köln
und anderen Orten gastirt hatte, war
! Vogel eben im Begriff, sich mit ihr nach
! Lübeck zu begeben, um von dort nach
St. Petersburg sich einzuschiffen, wohin
dieselbe einem Rufe zu einem auf Enga»
Zement abzielenden Gastspiele folgen
wollte, als er in Schwerin gefährlich
i erkrankte und sich so veranlaßt sah, auf
! den Wunsch der Intendantur des dor»
^ tigen Hoftheaters mit dieser einen zwei»
jährigen Contcact für Clara Hirsch,
mann abzuschließen. Aber immer dro»
hender trat das hektische Leiden der
jungen Künstlerin anf, und ehe ihre Con»
tractzeit zu Ende ging, entriß der Tod
sie der Bühne. Die Vereinsamten nahmen
nun in Schwerin zwei Schwestern Amalia
und Sophie Reine cke, Bürgermädchen
aus Dömitz, mit Zustimmung der Eltern
derselben, ins Haus. Sophie, die
jüngere, welche große Begabung für das
Theater zeigte, wurde von ihrem Pflege-
vater für dasselbe ausgebildet, während
die ältere, Amalie, die häuslichen Ge»
schäfte besorgte. So lebte die Familie
einige Jahre in Karlsruhe, bis der Zeit-
punkt eintrat, Sophien in die Oeffent»
lichkeit einzuführen. Vogel , den um
diese Zeit eben Geschäfte nach Wien
riefen, nahm die Pflegetochter in die
Kaiserstadt mit, damit sie dort an den
Leistungen der ausgezeichneten Mimen
in ihrer Kunst sich vervollkommne. Unter»
wegs gastirte Sophie in Mannheim.
Als Vogel in Wien eintraf, zogen sich
die Geschäfte wider sein Erwarten in
die Länge. Anträge von Augsburg und
Nürnberg, die Direction der dortigen
Bühnen zu übernehmen, mußte er, weil er.
Biographisches Lexikon des Kaiserthums Oesterreich
Villata-Vrbna, Band 51
- Titel
- Biographisches Lexikon des Kaiserthums Oesterreich
- Untertitel
- Villata-Vrbna
- Band
- 51
- Autor
- Constant von Wurzbach
- Verlag
- Verlag der Universitäts-Buchdruckerei von L. C. Zamarski
- Ort
- Wien
- Datum
- 1885
- Sprache
- deutsch
- Lizenz
- PD
- Abmessungen
- 13.41 x 21.45 cm
- Seiten
- 350
- Schlagwörter
- Biographien, Lebensskizzen
- Kategorien
- Lexika Wurzbach-Lexikon