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Vogler, Georg Joseph 218 Vogler. Georg Joseph
Zum Behuf seiner Vorlesungen schrieb er
sein Handbuch dev'Harmonielehre. Zur
Antrittsrede fand sich das Publicum sehr
zahlreich ein, es schmolz aber schon bei
der nächsten und noch mehr bei den fol-
genden Vorlesungen so zusammen, daß
er mit dem ersten Wintercurse dieselben
endigte, ohne sie später wieder aufzu»
nehmen. Indessen hatte er sein Orche»
strion kommen und durch den nachmals
berühmt gewordenen Orgelspieler Knecht
aus Biberach aufstellen lassen. Von den
1500 Pfeifen, die in diesem kleinen,
9 Kubikschuh messenden Raume sich be-
fanden, cassirte er 600 und erklärte, daß
er mit den übrig gebliebenen 900 die
nämliche Stärke hervorbringen werde,
welche Simvlisication sein System bestä-
tigen sollte. Während die Aufstellung
des Instrumentes vor sich ging, gab er in
dem ihm eingeräumten Saale eine muß«
calische Akademie, in welcher er die
Ouvertüre, Marsch und Gesänge aus
„Hermann von Unna", den „Aufgang
der Sonne", ein Terzett, „Das Lob der
Musik", von Meißner nach Rous.
seau's Trichordion instrumentirt, und
Variationen fürs Pianoforte, Alles seine
eigenen Compositionen, zur Aufführung
brachte. Der Erfolg des Concertes war
auch nach pecuniärer Seite ein so gün«
stiger, daß eine Wiederholung desselben
stattfand. Auf den zweiten Osterfeiertag
1802 kündete er endlich sein erstes Con«
cert an, in welchem er sich blos auf dem
vielbesprochenen Orchest r ion hören
lassen wollte. Ein ungemein zahlreiches
Publicum, unter welchem der ganze hohe
Adel glänzte, fand sich zur Vorstellung
ein. Aber voller Enttäuschung verließ
Alles den Concertsaal, denn der Erfolg
war nahezu ein kläglicher. Die Schuld
wurde auf Knecht geschoben, der sein
Versprechen, das Instrument ganz fertig ^ aufzustellen, nicht gehalten hatte, wäh-
rend der sonst schon zu weit gediehenm
Vorbereitungen wegen das Concert nicht
mehr rückgängig zu machen war. Kurze
Zeit danach ging Vogler nach Schlesien,
wo er die Schweidnitzer Orgel simplifi-
cirte, dann nach Breslau, wo er die Oper
des Kammerrathes Bürde „Der Rübe«
zahl" in Musik setzte. Aus letztgenannter
Stadt begab er sich mit Beginn des
Jahres 1803 nach Wien. Hier nahm ihn
das für musicalische Genüsse ungemein
empfängliche Publicum auf das freund»
lichste auf. Er führte in einem Concert
der musikalischen Societät mit einem aus
200 Musikern bestehenden Orchester seine
Oper „Kastor und Pollux" auf, sagte für
das neue Theater an der Wien die Com«
Position einer Oper zu und brachte in der
That auch die Oper „Samori" auf die
Bühne. Hierbei gedachte er mit dem
gefeierten Tonheros Beethoven zu
concurriren, welcher den „Fidelio" zu
schreiben versprochen hatte, aber freilich
erst neunzehn Monate später denselben in
Scene setzte. Vogler 's „Samori"
wurde nach 46 von dem Componisten
selbst abgehaltenen Proben am 18. Mai
mit der größten Pracht aufgeführt und
errang trotz der gesuchten Instrumen-
tation, als ein wahrhaft imposantes
Werk entschiedenen Beifall. „Und nun",
wie ein Biograph Vogler's schreibt,
„versetze
sich der geneigte Leser mit uns im
Geiste um das Ende des Jahres 1803
nach Wien in die übervolle festlich ge-
schmückte Peterskirche. Was ist es, was
die zahllose Schaar der Andächtigen dort
versammelt hat und sie mit solcher
Spannung nach dem Hochaltar schauen
läßt? Dort steht ein Priester von
34 Jahren. Er ist von mittlerer Gestalt
mit kräftigen geistvollen Gesichtszügen.
Nur eine kleine Tonsur ist an seinem
Biographisches Lexikon des Kaiserthums Oesterreich
Villata-Vrbna, Band 51
- Titel
- Biographisches Lexikon des Kaiserthums Oesterreich
- Untertitel
- Villata-Vrbna
- Band
- 51
- Autor
- Constant von Wurzbach
- Verlag
- Verlag der Universitäts-Buchdruckerei von L. C. Zamarski
- Ort
- Wien
- Datum
- 1885
- Sprache
- deutsch
- Lizenz
- PD
- Abmessungen
- 13.41 x 21.45 cm
- Seiten
- 350
- Schlagwörter
- Biographien, Lebensskizzen
- Kategorien
- Lexika Wurzbach-Lexikon