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Polmar, Johann 267 Volmar. Johann
deren jedem ein Vocal fehlte, dann ver-
öffentlichte er einige Dichtungen in söge»
nannten Vsrsi scioiti, einer in Italien
wegen ihrer leichteren Behandlung sehr
beliebten, doch nur von Wenigen in
wirklicher Vollendung ausgeübten Dich-
tungsart. Diese Arbeiten, von denen wir:
oilia.) novsila." in soioiti; —
in soioiti; — „I^a notte ä^i
in Sestinen', — „I.a?a8sion6,
hervorheben, durchweht bald
mehr, bald minder eine Wehmuth und
düstere Anschauung, und sind sämmtliche
— um uns eines heute stark gebräuch-
lichen Ausdrucks zu bedienen — vom
Geiste des Pessimismus angekränkelt.
Doch geht Volmar darin nicht bis zu
den äußersten Konsequenzen, indem er
nicht alle Besserung der Zustande aus»
schließt, sondern vielmehr Wunsch und
Hoffnung ausspricht, daß eine allmälige
Besserung der sittlichen Verhältnisse der
Menschheit sich vollziehe, daß die unfehl-
bare Vernunft zur Herrschaft gelange.
Um aber diese höheren wünschenswerthen
Ziele zu erreichen, sei es die Aufgabe
der Schriftsteller, mitzuwirken und die
Schriften, welche sie herausgeben, nicht
als bloßes Lesefutter, sondern als eine
geistige Seelenweide zu betrachten. Ferner
übertrug Volmar das epische Gedicht
XXIV oliantö" von Lucian B o n a-
par te ins Italienische, übergab jedoch
von feiner Arbeit nur einen einzigen
Gesang dem Drucke. Vieles fand sich
noch handschriftlich in seinem Nach.
lafse, und aus einer Durchsicht und
Prüfung desselben ergab sich, welche
ernsten und ausgedehnten Studien er
gemacht hatte. Kein Gebiet des mensch-
lichen Wissens war ihm fremd geblieben.
Wie schon bemerkt, besaß er gründliche Kenntnisse seiner Muttersprache und des
Französischen und war des letzteren so
mächtig, daß er es mit voller Freiheit
und seltener Eleganz schrieb; außerdem
sprach und verstand er das Griechische,
Hebräische, Englische, Lateinische und
noch andere Sprachen. I n Folge eines
Augenleidens, welches ihn mehrere Mo-
nate belästigte, wollte er die Grundzüge
der Oculistik kennen lernen, vertiefte sich
in das Studium derselben, las die be«
deutendsten Schriften darüber und schrieb
dann seine eigenen Ansichten über den so
wichtigen Gegenstand nieder. Uebechaupt
besaß er Kenntnisse in der Medicin,
welche weit über die eines Laien hinaus-
gingen. Seine Bewandertheit in der Theo-
logie, Hermeneutik und Homiletik war
so bedeutend, daß er in denselben mit
gelehrten Theologen sich messen konnte.
Von dem, was sich in seinem Nachlasse
noch vorfand, nennen wir zahlreiche
Uebersetzungsfragmente der „Geschichte
der Revolutionen Frankreichs" von.2a«
cretelle, dann Uebertragungen in
soiolti, und zwar des Gedichtes: ^,Dft
partu. Virgin!«" von Sanazzaro, der
„(3-ÄiHtKea." von Cervantes und einiger
Tragödien von Voltaire. I n gute ita»
lienische Prosa übersetzte er den „1i-2.itä
äs« 8<-n8Htic)n8" von Etienne de Con«
dil lac, einige „sermons" von Massil«
l o n und noch manches Andere. Unglaub-
lich groß aber war die Zahl der Sonette
und anderer Dichtungen, welche aus den
Schubfächern der Pulte, der Schreib-
und Arbeitstische Volmar's zu Tage
kamen. Die meisten Sonette behandeln
moralische Ansichten; die bei weitem
größere Menge bezog sich auf die Erzie-
hung eines Jünglings. Wenn er Alles,-
was er in Sonetten aussprach, in Prosa
geschrieben hätte, er würde mit seinen
oft originellen Gedanken und zutreffen-
Biographisches Lexikon des Kaiserthums Oesterreich
Villata-Vrbna, Band 51
- Titel
- Biographisches Lexikon des Kaiserthums Oesterreich
- Untertitel
- Villata-Vrbna
- Band
- 51
- Autor
- Constant von Wurzbach
- Verlag
- Verlag der Universitäts-Buchdruckerei von L. C. Zamarski
- Ort
- Wien
- Datum
- 1885
- Sprache
- deutsch
- Lizenz
- PD
- Abmessungen
- 13.41 x 21.45 cm
- Seiten
- 350
- Schlagwörter
- Biographien, Lebensskizzen
- Kategorien
- Lexika Wurzbach-Lexikon