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) Johann 306 Votocek
seiner Vaterstadt als Seifensiedermeister
sich niederließ. 1837 gab er jedoch dieses
Handwerk auf, um als Stellvertreter
seines Vaters die Mühle in Podlezice zu
übernehmen. 1842 wurde er Eigen»
thümer derselben, verkaufte sie aber bald
und erstand eine neue in Hrochova Tri»
nice. Auch diese verkaufte er im Jahre
1834, heiratete und siedelte nach Par-
dubitz über, wo er 1860 noch am Leben
war. Alfred Waldau, dem wir über
die öechischen Naturdichter die ausführ--
lichften Nachrichten verdanken, bemerkt
über Vosti-ebal, daß derselbe eine be-
deutende Anzahl von Liedern verfaßte, !
welche alle die unglückliche Liebe zu einer
Müllerstochter zum Gegenstande haben.
Genannter Kritiker bezeichnet diese Dich-
tungen als „tief und wahr empfunden
und von einem schönen Formsinn aus«!
gezeichnet" und theilt auch ein paar
Proben mit< — Vo streb al's älterer
Bruder Johann sgeb. zu Pardubitz am
8. September 1803, gest. daselbst am
7. August l844) widmete sich der Tucb-
macherei und führte bis zu seinem Tode!
einen ausgebreiteten Tuchhandel in seiner
Vaterstadt. Auch er dichteto, jedoch meist
Gelegenheitsgedichte, deren Werth Wal»
dau gering anschlagt. Unter denselben
fand sich aber auch eine Satire auf die
Patrimonialgerichtsbeamten in Böhmen,
deren Treiben in der vormärzlichen Zeit
durch Vosti-ebal's poetische Laune in
eine ganz eigenthümliche nicht ganz vor-
theilhafte Beleuchtung gestellt wird.
„Die stellenweise Trivialität des Aus-
drucks wird", wie Waldau bemerkt,
„durch den gesunden kräftigen Witz para-
lysirt". Auch von diesem Gedichte gibt
Waldau etliche Strophen als Probe.
Waldau (Alfred). Böhmische Naturdichter,
Literarhistorische Studien (Prag t8<W, Katk.
G.'rzabrk, 12«.) S. 66 u. f.
v. Wurzbach. diogr. Lexikon, i^i. ^Gcdr. 5. Votoöek, Heinrich (Bildhauer, geb.
zu Forst nächst Hohenelbe am 8. De«
cember 1828). Das Untergymnasium
besuchte er zu Reichenau und Gitschin.
Schon damals zeigte er ein nicht gewöhn»
liches Talent zum Schnitzen, indem er
ohne Anleitung, mir großem Geschick aus
Holz niedliche Figuren formte. Auf den
Rath des Gitschiner Gymnasialprafecten
Kudrna, der auf das ausgesprochene
Talent des 14jährigen Knaben auf'
merksam wurde, kam derselbe 1842 in die
Werkstatte des Steinmetzmeisters Su-
chard in Novo Pac, in welchem Orte zu
jener Zeit seine Eltern wohnten. Nach»
dem er drei Jahre daselbst gearbeitet
hatte, ging er zur weiteren Ausbildung
nach Dresden und verblieb daselbst bis
gegen Ende 1848. Hierauf begab er sich
nach Prag, wo er einige Zeit im Atelier
des Bildhauers Joseph Max, dann bei
einem anderen Meister arbeitete, immer
aber nebenbei auch eigene Werke aus»
führte. Während des Belagerungs»
zustandes 1832 wurde er der Verbrei»
tung verbotener Schriften beinzichtigt und
nach dem damals üblichen Verfahren so«
fort zu zwölf Wochen Haft auf dem
Hradschin verurtheilt nach überstan»
dener Strafe aber unschuldig erklärt.
Solche Blüten trieb der Belagerungs»
zustand! Indessen arbeitete Votoöek
unverdrossen fort, und das erste größere
Werk, welches er 1834/33 selbständig
ausführte, und- zwar im Auftrage des
Kaisers Ferdinand für die Capelle auf
Buftkhrad, war ein „OhriZW" -in Ueber»
lebensgroße. Nun erhielt er durch die
Gnade dieses Monarchen auch andere
Arbeiten, vornehmlich die Ausführung
der Etuccaturen und die Restauration
der Altäre zu Ploskov'c und Tachlovic.
Weitere Arbeiten seines Meißels sind:
eine „Maria Magduleua" für die Kirche in
März 1883.) 20
Biographisches Lexikon des Kaiserthums Oesterreich
Villata-Vrbna, Band 51
- Titel
- Biographisches Lexikon des Kaiserthums Oesterreich
- Untertitel
- Villata-Vrbna
- Band
- 51
- Autor
- Constant von Wurzbach
- Verlag
- Verlag der Universitäts-Buchdruckerei von L. C. Zamarski
- Ort
- Wien
- Datum
- 1885
- Sprache
- deutsch
- Lizenz
- PD
- Abmessungen
- 13.41 x 21.45 cm
- Seiten
- 350
- Schlagwörter
- Biographien, Lebensskizzen
- Kategorien
- Lexika Wurzbach-Lexikon