Seite - 13 - in Biographisches Lexikon des Kaiserthums Oesterreich - Vrčevic-Wallner, Band 52
Bild der Seite - 13 -
Text der Seite - 13 -
Vucetich 13 Vuchetich) Matyas
die Botengängerin mit solchen Sendun-
gen zu betrauen. Ihre Verläßlichkeit
war weit und breit bekannt, und in der
That, Stane vollführte ihre Aufgabe
in musterhafter Weise und, wie wir sehen
werden, mit einer den seltensten Scharf»
sinn bekundenden Geistesgegenwart. So
übergab ihr einmal wieder das Festungs-
commando ein Dienstschreiben an die Be>
satzung des Fortes Dragalj — ein Blatt
Papier in einem dicken ^ouvert mit groß»
mächtigem Siegel verschlossen. St ane
machte sich auf den Weg, gelangte auch
glücklich bis in die Nähe des Forts, aber
schon von weitem erblickte sie die Insur-
genten, welche den Zugang zu demselben
besetzt hielten. Rasch entschlossen, trat
sie auf eine Stelle in den Felsen,
welche sie für wenige Augenblicke den
Insurgenten verbarg, und allen Respect
vor dem Dienstsiegel außer Acht lassend,
erbrach sie dasselbe sofort, warf das
Couvert in die nächste Felsenspalte,
stopfte das Schreiben in den Lauf ihres
Carabiners — denn sie ging seit Aus»
bruch der Revolte immer in einem
Militarmantel mit umgehängtem Gewehr
— und passirte ungefährdet die Insur-
gentenlinie. Wohl wurde sie angehalten,
aber geringschätzig fragte sie: „Ob die
Insurgenten zu jener Gattung Helden
^'nnaoi) gehörten, welche sich vor einem
Weibe fürchten, wenn es einen Carabiner
trage?" Auf diesen höhnischen Appell an
ihre Ritterlichkeit ließen die Helden
sie frei hindurch und das Schreiben,
gelangte richtig an seine Adresse. So
hielt die Botengängerin die Verbindung
mit den abgeschnittenen Forts aufrecht.
Als der Krieg zu Ende war, schenkte ihr
das Ofsicierscorps von Cattaro einen
schönen silbernen Gürtel und eine gol-
dene Uhr. Letztere, ihr wenig werth,
legte sie in ihre Truhe, aber den Gürtel hielt sie hoch in Ehren, denn bei jeder
feierlichen Gelegenheit trägt sie ihn und
hat an ihm ein tüchtiges Meffer.hangen.
Den Militärmantel legte sie nicht mehr
ab. Vom Festungscommando in Cattaro
aber hat sie die Erlaubniß, jederzeit das
Wachzimmer der Hauptwache zu betreten
und dort ihre Päcke und Bündel abzu»
legen; auch darf sie ihr Pferd — sie hatte
sich, sobald ihr Geschäft in Aufnahme
kam, ein solches angeschafft — auf den
Festungsplätzen weiden lassen. Officiere
und Unterofficiere, sowie die ihr be«
kannten kaiserlichen Beamten grüßt sie
durch militärisches Salutiren. Sie steht
mit den Soldaten auf kameradschaftlichem
Fuße, gegen Zudringlichkeiten verschafft
sie sich in energischer Weise Respect, denn
ihre Hand ist keine — zarte Damenhand.
Stane raucht Tabak und Cigarren.
Obwohl eine Fünfzigerin, wettergebraunt
und von der Mühsal ihres nicht leichten
Geschäftes doch mitgenommen, ist sie
noch immer eine stattliche Erscheinung, in
! deren abgehärteten Gesichtszügen die
Spuren einstiger Schönheit nicht zu ver»
kennen sind, im Ganzen der Typus eines
südslavischen Weibes in Gestalt und Cha«
rakter.
Die Heimat (W^ner illustrirtes Vlatt. 4",)
IV. Jahrgang (l878/79) S. 14l: „Stane
Vucetich. die Botengängerin. E^ne Skizze
aus dem Bocchesenlande".
Porträt. Holzschnitt. Nach ?iner Photo«
graphie auf Holz geze'chnrt und oon I . R.
in Holz geschnitten. ^Ganze Figur in auf»
rechter Haltung.)
Vucetich, siehe auch Vuchetich.
Vuchetich, M^ty^s (magyarischer
Rechtsgelehrter, geb. zu Brynie,
einer im Oguliner Grenzbezirke gelegenen
Ortschaft, im Jahre 1767, gest. zu Pesth
am 22. September 1824). Nachdem er
Biographisches Lexikon des Kaiserthums Oesterreich
Vrčevic-Wallner, Band 52
- Titel
- Biographisches Lexikon des Kaiserthums Oesterreich
- Untertitel
- Vrčevic-Wallner
- Band
- 52
- Autor
- Constant von Wurzbach
- Verlag
- Verlag der Universitäts-Buchdruckerei von L. C. Zamarski
- Ort
- Wien
- Datum
- 1885
- Sprache
- deutsch
- Lizenz
- PD
- Abmessungen
- 13.41 x 21.45 cm
- Seiten
- 342
- Schlagwörter
- Biographien, Lebensskizzen
- Kategorien
- Lexika Wurzbach-Lexikon