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Vukalovi« 20 Vukalovic
schritt mitten durch die österreichischen
Soldaten und verschwand in den Bergen,
wohin ihm Niemand zu folgen wagte.
Das war die erste feindliche Begegnung
der Oesterreicher mit dem ehemaligen
Büchsenschäfter. Dieser nämliche Vuka»
lovi6 war es nun, der sich an die
Spitze der Aufständischen stellte und um
der ganzen Sache sofort den gehörigen
Anstrich zu geben, sich gleich den Titel
eines Wojwoden der Sutorina beilegte.
Da die Türken sich im Besitz der Herce»
govina behaupteten und nur ein kleiner
Theil dieses Landes den eigentlichen
Kriegsschauplatz bildete, so war die Fort»
setzung des blutigen Kampfes nur da-
durch möglich, daß Freiwillige aus allen
Nahien der Hercegovina, dann Slaven
aus Dalmatien, der österreichischen Mili '
tärgrenze und aus Serbien zuströmten,
namentlich aber die Montenegriner sich
der Sache des neuen Wojwoden an>
nahmen. Mit Luka zugleich kämpften
seine Bruder Majo und I o l a als
Nnterbefehlshaber der zusammengelau'
fenen Banden. Zahllose Gefechte fanden
statt, aus denen sie bald als Sieger, bald
als Besiegte hervorgingen. Ein Ende
war unter den bestehenden Verhältnissen
nicht abzusehen, ganz Europa blickte
schon mit Theilnahme auf diese mit dem
Muthe der Verzweiflung gegen den
Halbmond sich wehrenden Helden aus
' den Bergen. Da erschien im Mai 1861,
begleitet von einer internationalen Com>
Mission und versehen mit Vollmachten
des Sultans, Omer Pascha, um unter
Anbietung günstiger Bedingungen den
Frieden herzustellen, doch blieben diese
Bemühungen erfolglos. Solche Anträge
erneuerte dann der türkische Befehlshaber
noch mehrmals und suchte Vukaloviä
von dem Bündniß mit den Montene-
grinern zu trennen, indem er ihm den Rang eines Generals mit Beibehalt des
Titels Wojwode der Sutorina anbot.
Vukalovi6 mißtraute jedoch diesen
i Verheißungen und befürchtete, daß, wenn
er die Bundgenossen preisgäbe, die Pforte
ihre Zusagen nicht halten würde, und so
dauerte der Krieg fort, denn die russi.
schen Agenten und Consuln stachelten
immer wieder zum Widerstände auf, bis
endlich die Mittel erschöpft waren. Da
sah Fürst Nicolaus sich gezwungen,
Frieden zu schließen, und nahm am 8., und
9. September alle ihm von Omer
Pascha gestellten Bedingungen an. Am
21. September 186! wurde in Cetinje
das Friedensfest gefeiert, und Vukalo»
vi'6 mit den Seinigen war vei>
lassen. Er flüchtete sich nach Ragusa
! und reichte von dort in seinem und
! seiner Zandsleute Namen eine schriftliche
Unterwerfung ein. Kurschid Pascha
begab sich nun am 22. September nach
Ragusa, empfing dort persönlich die
Versicherungen der Treue und verkün-
digte darauf, von der Pforte, welche
staatsklug genug war, keine Strenge
walten zu lassen, mit den nöthigen Voll«
machten versehen, eine'allgemeine und
vollkommene Amnestie und ernannte
3uka V u k a l o v i o zum Bimbaschi
(Obersten) von fünfhundert christlichen
Panduren, die er sich selbst auswählen
! und mit denen er die Ordnung herstellen
und aufrecht halten sollte. Aber durch
sein Verhalten erregte er doch immer
mehr und mehr das Mißtrauen der
Pforte, und dasselbe erwies sich als ge»
rechtfertigt, als im Jahre 1863 Vuka-
lovi6 — ob aus eigenem Antrieb oder
auf Rußlands Eingebung, welches aus
dieser Demonstration Capital für sich zu
schlagen gedachte, ist nicht bekannt, doch
leicht zu vermuthen — eine Reise nach
Moskau unternahm. Er entzog sich ja
Biographisches Lexikon des Kaiserthums Oesterreich
Vrčevic-Wallner, Band 52
- Titel
- Biographisches Lexikon des Kaiserthums Oesterreich
- Untertitel
- Vrčevic-Wallner
- Band
- 52
- Autor
- Constant von Wurzbach
- Verlag
- Verlag der Universitäts-Buchdruckerei von L. C. Zamarski
- Ort
- Wien
- Datum
- 1885
- Sprache
- deutsch
- Lizenz
- PD
- Abmessungen
- 13.41 x 21.45 cm
- Seiten
- 342
- Schlagwörter
- Biographien, Lebensskizzen
- Kategorien
- Lexika Wurzbach-Lexikon