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,) Joseph Philipp 24 Vukassovich^ Joseph Philipp
sich die meisten bewaffneten Eingebornen
entfernt hatten, um an einem im Innern
des Landes stattfindenden Feste theilzu-
nehmen, und schleppte überdies 60 Mon-
tenegriner gebunden als Geiseln für seine
Sicherheit mit; als dann im Thale von
Njegoschtje eine wild aufheulende Schaar
von Söhnen der Berge einen Angriff auf
ihn unternahm, stellte er die Leiber jener
Sechzig als lebendige Brustwehr vor
seine Colonne. Dies wirkte, und er
konnte seinen Marsch unbehindert fort-
setzen. Endlich erreichte er die Landthore
von Cattaro, und nun löste er auch die
Bande seiner sechzig Geiseln, die sofort
den Berg über San Nicolo erklommen
und in wenigen Augenblicken auf den
Höhen verschwanden. Eine ausführliche
Darstellung dieses merkwürdigen Zuges,
dem es auch an einer höchst romantischen
Episode nicht fehlt, enthält aus der
Feder des nachmaligen Feldmarschall-
Lieutenants von Kempen ^Bd. XI ,
S. 163^ die von Schels redigirte
„Oesterreichische militärische Zeitschrift"
im Jahrgange 1828, Heft 3 und 0. Mit
wenigen, aber höchst bezeichnenden
Worten, schildert Kempen diese Unter«
nehmung als mit „ruhmwürdiger Kühn«
heit begonnen, mit Geistesgegenwart und
Schlauheit geführt und ebenso ehrenvoll
als besonnen aufgegeben, nachdem die
Zweckmäßigkeit mit ihrer Fortsetzung
verschwand". Da aus diesem Zuge, un-
geachtet der großen Verluste an Mann'
schaft, den Unseren manche Vortheile
erwachsen waren, Vukassovich durch
kluge Anstalten bedeutende Gelder den
Feinden zu entziehen und Vorräthe auf-
zutreiben gewußt hatte, wurde er für
sein ruhmvolles Verhalten in der 13. Pro-
motion vom 13. November 1788 mit
dem Ritterkreuze des Maria Theresien-
Ordens ausgezeichnet', auch erfolgte seine
kassovich's sei nur die Vorhut einer
starken Heeressäule, durch deren Hilfe
sie endlich des verhaßten türkischen Joches
ledig zu werden hofften, verhielten sich
bei aller UntersMung, welche sie dem Be-
drängten gewählten, immer in so schlauer
und listiger Weise, daß sie nie Anlaß
boten, die Türken gegen sich zu reizen.
Als sie aber die Entdeckung machten,
Vukassov ich's Zug sei nur ein verein-
zelt dastehendes Wagestück, das Heer
komme noch immer nicht und werde gar
nicht kommen, da warfen sie die Maske
weg und hielten zu den Türken, Und
als der Pascha von Scutari einen Boten
an sie sandte, der ihnen volle Verzeihung
zusicherte, wenn sie die nach Montenegro
zurückgekehrten Oesterreicher vernichten
würden, so waren sie sofort dazu bereit,
das blutige Schauspiel zu verwirklichen.
Von nun an mehrten sich die Bedräng»
nijse in bedrohlichster Weise. Die Wuth
der Montenegriner steigerte sich zum Fa-
natismus, weil Vukassovich das Un-
mögliche, die Befreiung vom Domänen»
joche, nicht hatte möglich machen können.
Dies war in ihren Augen ein unverzeih-
liches, der höchsten Rache würdiges Ver-
brecken. So standen die Dinge. Aber er
behielt die Augen offen, gewahrte bald
die Sinnesänderung der Bewohner der
Berge und trachtete, mit dem Häuflein,
das ihm noch geblieben, so schnell als
möglich das Meer zu erreichen. Bei jeder
Gelegenheit brachen die Montenegriner
aus ihren versteckten Schlupfwinkeln her
vor und decimirten durch ihre aus
sicherem Hinterhalt gefeuerten Schüsse
die bereits so herabgeminderte Schaar.
Zu welchen Mitteln Vukassovich
greifen mußte, um sich und die Seinigen
zu retten, sei hier von den vielen nur
. das eine erzählt. Er benutzte zum Ab-
marsch von Cettinje die Zeit, zu welcher
Biographisches Lexikon des Kaiserthums Oesterreich
Vrčevic-Wallner, Band 52
- Titel
- Biographisches Lexikon des Kaiserthums Oesterreich
- Untertitel
- Vrčevic-Wallner
- Band
- 52
- Autor
- Constant von Wurzbach
- Verlag
- Verlag der Universitäts-Buchdruckerei von L. C. Zamarski
- Ort
- Wien
- Datum
- 1885
- Sprache
- deutsch
- Lizenz
- PD
- Abmessungen
- 13.41 x 21.45 cm
- Seiten
- 342
- Schlagwörter
- Biographien, Lebensskizzen
- Kategorien
- Lexika Wurzbach-Lexikon