Seite - 73 - in Biographisches Lexikon des Kaiserthums Oesterreich - Vrčevic-Wallner, Band 52
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W«gen«perg, Siegmund 73 Wagensperg, Siegmund
sehr huldvoll in einer Audienz empfange!
und auch beim hohen Adel auf das best
aufgenommen wurde. Ein Versuch, ihn fü
die Kaiserstadt zu gewinnen, in welcher er an
der eben gegründeten Landfchaftsakademie ei
Lehramt übernehmen sollte, scheiterte. Po
Wien begab sich Wagenseil nach Ungarn.
Zuletzt bekleidete er das Lehramt des canoni
schen Rechtes und die Stelle des Bibliothe
kars in Altdorf, wo er auch im Alter von
72 Jahren starb. Er war ein Polyhistor in
des Wortes bester Bedeutung. Die Zahl seiner
Schriften, mannigfachsten Inhalts, ist sehr
groß. Er war ein ausgemachter Gegner der
Juden, gegen die er eine ganze Reihe von
Schriften veröffentlichte, in denen sich eine
genaue Kenntniß des Iudenthums ausspricht.
Wir gedenken von seinen Schriften, die zum
größten Theile nur noch ein antiquarisches
Interesse haben, blos seines für die österrei-
chischen, insbesondere die Residenzstadt Wien
betreffenden Zustände damaliger Zeit höchst
interessanten Briefes, welcher zu Altdolf 4694
in 4". erschien und den Titel führt: „^oli.
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Lua, 2ivs aHvorsuL sxti-sma pOi-IouI». kqua-
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I^Htuni s^iZtalil.". Außer Leichenreden,
welche Christoph Sonn tag und Adam Bal«
thasar Werner auf ihn gehalten und 1705
in Folio haben drucken lassen, erschien noch
sein Leben, beschrieben von Friedrich Roth«
Scholz (Nürnberg 1819) und bald nach
seinem Tode die Schrift: „Ui>.nig.xoLokos-
nownsuall, L. inomoi-ia. 'VVkgouZkilig.n».""
(Altdorf 1709) mit einem Verzeichniß seiner
Werke. Sein Porträt haben I . I . Haid und
I. Sand rart (4".). M. Fennitzer (kl.'Fol.)
gestochen. Als eine Sonderbarkeit dieses Ge»
lehrten sei erwähnt, daß er sich niemals die
Nägel schnitt, wodurch dieselben die Größe
von Adlerklauen erreichten. Daher trug er,
um die Nägel an den Füßen nicht zu ver»
letzen, sehr lange Schuhe. Kam er um ein
Eckhaus herum, so riefen die Leute, ehe sie ihn
noch sahen: „Wagenseil kommt, man sieht
schon seine Schuhe".
Wllgensperg, Siegmund Graf (3and>
w irth und Humanist, geb. zu Gratz
48. Juli 1778, gest. 1l . Juli 1829).
Der erstgeborene Sohn des Grafen Io> hann Nepomuk aus dessen erster Ehe
mit M a r i a E leono re geborenett
Grasin Ga l l e r . Anfänglich für den
Waffendienst bestimmt, trat er in die k. k.
Ingenieurakademie zu Wien ein, mußte
aber dieselbe wegen Augenschwäche und
Kurzsichtigkeit wieder verlassen, worauf
er an dem damaligen Lyceum in Gratz
die philosophischen und juridischen Stu-
dien beendete. Nun widmete er sich zu-
nächst bei dem k. k. Kreisamte, dann bei
dem k. k. Gubernium in Gratz der staats-
dienstlichen Laufbahn, die er aber auch
nach seiner am 7. September 4807 er«
folgten Vermälung mit M. K a r o l i n e
Gräsin von S ta inach wieder ver-
ließ, um bei seiner vorherrschenden Liebe
zum Landleben und zur landwirthschaft-
lichen Beschäftigung ausschließlich der
Bewirthschaftung seineu Besitzungen am
Rosenberge und Ruckerlberge bei Gratz
und vornehmlich der Obstbaumzucht sich
hinzugeben. Als ihm dann 1813 die im
Rechtsstreite befindlichen väterlichen Herr«
schaften zuerkannt und übergeben wurden,
nahm er seinen beständigen Wohnsitz auf
dem Stammschlosse zu Greißenegg im
Gratzer Kreise. Daselbst lebte er nun un«
unterbrochen und wie sein Biograph be-
richtet: „unermüdet, durch zweckmäßigere
Verwaltung und Ginrichtung die schon'
lange verwaisten Güter zu verbessern
und den durch eine Reihe von Mißjahren
verarmten Unterthanen möglichst aufzu-
helfen. Er wußte genau, was jedem ein-
zelnen seiner Unterthanen noth that;
auch nahmen sie jederzeit zu ihm die Zu»
flucht, um Rath, Trost und Hilfe zu er-
angen. Er vergaß seiner selbst, wenn es
die Rettung und Hilfe der mit Noth
'ämpfenden Unterthanen galt. So.erließ
er vielen ohne ihre Schuld Verarmten
einen großen Theil ihrer jährlichen Ab-
gaben auf seine Lebensdauer, gerade in
Biographisches Lexikon des Kaiserthums Oesterreich
Vrčevic-Wallner, Band 52
- Titel
- Biographisches Lexikon des Kaiserthums Oesterreich
- Untertitel
- Vrčevic-Wallner
- Band
- 52
- Autor
- Constant von Wurzbach
- Verlag
- Verlag der Universitäts-Buchdruckerei von L. C. Zamarski
- Ort
- Wien
- Datum
- 1885
- Sprache
- deutsch
- Lizenz
- PD
- Abmessungen
- 13.41 x 21.45 cm
- Seiten
- 342
- Schlagwörter
- Biographien, Lebensskizzen
- Kategorien
- Lexika Wurzbach-Lexikon