Seite - 192 - in Biographisches Lexikon des Kaiserthums Oesterreich - Vrčevic-Wallner, Band 52
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Maldmüller, Georg Maldmüller^ Ferdinand Georg
Unterrichts nimmer leiden, und da er
dagegen mit aller Kraft sich wehrte, so
wurde seine Stellung an dem Kunst-
instittlte unhaltbar, er sah nch endlich
genöthigt, dieselbe aufzugeben, und trat
185l mit der Hälfte seines Gehaltes
von 800 si. (5onventions>Mänze in den
Ruhestand. Indeß wurde ihm von Seiner
Majestät mit allerhöchster Entschließung
vom 7. August 1864, also ein Jahr vor
seinem Tode, das volle Gehalt als Pen-
sion angewiesen, womit die stark ab»
weichenden Angaben Aigner's in der
Porträtskizze unseres Künstlers wohl be-
richtigt, keineswegs aber dessen mißliche
Verhältnisse außer Frage gestellt werden.
In Verbitterung über seine unfreiwillige
Pension hatte sich Waldmül ler ganz
zurückgezogen. Er arbeitete an einer
Reihe von Bildern, welche er in Folge
einer im Jahre 1836 aus Nordamerika an
ihn ergangenen Einladung, seine Werke
dort auszustellen, zu diesem Zwecke be-
stimmte. Indeß faßte er den Entschluß,
vor Antritt seiner Reise in die neue Welt
noch im niederösterreichischen Gewerbe-
vereine eine Ausstellung dieser Bilder,
3l an Zahl, für Wiener Kunstfreunde
zu veranstalten. Auf dieser sah sie der
englische Gesandte am Wiener Hofe,
^ord Seymour, auf dessen Anregung
nun der Künstler nach London gmg, wo
derselbe durch hohe Gönner erwirkte,
daß seine Bilder im Buckingham-Palaste
ausgestellt wurden. An der Themse
genoß Waldmül ler auch die Befriedi-
gung, daß einen Theil seiner Werke der
Hof, den Rest andere Kunstfreunde an-
kauften. Dadurch entfiel seine Reise nach
Nordamerika, und in gehobener Stim»
mung über solch unerwarteten Erfolg
kehrte er nach Wien zurück. Nun arbeitete
er rüstig fort, aber nur selten kam ein
und das andere Werk in die Oeffentlich» keit, und so starb der Künstler, halb ver-
^ gössen, im Alter von 73 Jahren. Aber
! nach seinem Tode lebte er in seinen Bil-
^ dem wieder auf, die in einzelnen
Auctionen Preise erreichten, welche die
ihm im Leben dafür gebotenen oft um das
Vier-, ja Fünffache überstiegen. Das
gütige Geschick lächelte unserem Künstler
im Leben nicht gerade zu freundlich zu,
er starb, wenn nicht arm, doch mittellos!
Im Zenith seiner Kunst war es schon
ein besonderer Glücksfall, wenn eine der
Perlen seines Pinsels um etliche hundert
Gulden abging. Hören wir nun, welche
Preise seine Bilder in der Versteigerung
, der Oelzelt-Galerie am 18. und 19. No°
^ vember l878, also 13 Jahre nach seinem
^ Tode, erreichten: „Der Guckkastenmann"
^ so lcher in Wien, 2660 fl.^ ; — „Nach
^ der Schule" sL i n d h e i m in Wien
3100 fl.^, — „Der Taufschmaus" sFrau
von G u a i t a in Frankfurt a. M.,
^ 2M0 ft.^; — „Der Christtagmorgen"
i sHart l in Wien, 1800 fl.^> — „Die
^ Kranzeljungfer" ^Solcher in Wien,
^ 1230 fl.^;—„Das Gewitter" j^Sailler
' in Gratz, 600 fi.^j. Das ist eine Ironie
' des Schicksals, die sich leider im Künstler»
leben oft genug zu wiederholen pflegt.
^ Als, wie oben erwähnt, seine bemängelte
- Lehrmethode in der Akademie, in welcher
^ der Ruf nach einer Reform bereits in
! den Vierziger-Iahren auf die Tages'
! ordnung kam, zu Reibungen führte,
, fühlte er sich als akademischer Lehrer
, auch berufen, dem herrschenden akademi»
! schen Lehrplane entschieden entgegenzu-
treten, und veröffentlichte die Flug-
schrift: „Das Bedürfniß eines zweck'
mäßigeren Unterrichts in der Malerei
und in der plastischen Kunst". Er ent»
wickelte darin seine Ideen über den
Kunstunterricht, welche auf Anwendung
des Naturalismus beruhten und für
Biographisches Lexikon des Kaiserthums Oesterreich
Vrčevic-Wallner, Band 52
- Titel
- Biographisches Lexikon des Kaiserthums Oesterreich
- Untertitel
- Vrčevic-Wallner
- Band
- 52
- Autor
- Constant von Wurzbach
- Verlag
- Verlag der Universitäts-Buchdruckerei von L. C. Zamarski
- Ort
- Wien
- Datum
- 1885
- Sprache
- deutsch
- Lizenz
- PD
- Abmessungen
- 13.41 x 21.45 cm
- Seiten
- 342
- Schlagwörter
- Biographien, Lebensskizzen
- Kategorien
- Lexika Wurzbach-Lexikon