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Walduer 202 Waldorf
maiik, l^ettbiä^tö zu betreiben und mit-
unter ein klein wenig, aber mit sichtlichem
Verständniß den Socialpolitiker zu spie-
len oder gar zu dickten und ;u schreiben.
So gab er, als das Wirchschaftsgebäude
seines Bruders in Flammen aufgegangen
war, ein kleines Vüchlein „Kleber tiie Ä55r-
rnrumen" heraus, worüber dem Verfasser
anerkennende Schreiben aus dem Elsaß
und aus Triest zukamen, während man
in seiner Heimat gar nicht wußte, wer der
Autor dieser Broschüre sei. Eine an-
dere Schrift Waldner's betitelt sich:
„Zrchz Münde ri:n5 patriotischen CirKelä. Wie
manchrm Nrdiirfnisse bcr 3Ncn5ih!irit a^f t'rir^
ülhem Negl lld'^uhelien märe. ^w liemeinztuZä-
lichrr Vel2nch u^n " (Villach l83l>.
Fr. Hoffmann). Der Neinertrag war für
die durch Feuer arg heimgesuchten Gail-
thaler bestimmt. I n einer Neihe einzelner
nach Abenden abgetheilter Abschnitte
behandelt Waldner in sokraiisch»oialo-
gisirender Form die wichtigsten socialen
Fragen des ländlichen Gemeindelebens,
daä Armenwesen, die Stellung der Dienst»
boten zum Hause, die Feuerpolizei und
Assecuranz, die Frage der Hebung der
Volksschulen und dergleichen mehr in
klarer, lichtvoller Darstellung. Aber auch
auf dem Gebiete der Poesie begegnen wir
unserem Schriftsteller, und ist seine Muse
auch keine pachetischchocdtrabende, so ist
sie dafür eine um so gemüthlichere, an-
spruchslosere, in welker namentlich bei
den Epigrammen manchmal der lose
Schalk hervorguckt. Der im Verlage des-
Vereines österreichischer Kunsthändler er-
schienene „Oesterreich!sa>e Katalog", zu»
sammengestellt von F. A ndriesse n, ver>
zeichnn im Jahrgang !86l, S. 83 der
deutschen Bücher einen Waldner als
Verfasser der Schrift: „Böhmische Natur°
dichter'', das aber ist grundfalsch. Denn
Verfasser derselben ist Alfred Wal dau, dessen wir bereits S. 162 dieses Bandes
gedachten. Recht eigentlich aber lenkte
Waldner die Aufmerksamkeit erst auf
sich, als in dem kleinen Orte, in welchem
er lebte und hobelte, eines Tages im Jahre
48(56 ein Schreiben des Staatsministers
an ihn eintraf, welches nur eine Antwort
war, auf seine an diesen gerichtete Ein»
gäbe über die Reform des N otariats,
in welcher er sehr praktische Winke gab,
die sich der Anerkennung des Staats-
mannes erfreuten. Männer von dem
Schlage Waldner's werden in den
Vereinigten nordamerikanischen Staaten
Senatoren, ja auch Präsidenten, bei uns
bleiben sie — Tischler.
Gr^5e>^ Absndv 0st (polit. Blatt, kl, Fol)
l5t;6. Nr. t83 und l8 5: „Auö dem kämtk-
nrrischon Volksleben I I . Ein Naturgenie aus
dem
Waldorf, Franz Augustin Freiherr
von (Kreish auptmann von Brunn,
geb. in M ä hren 17l)7, gest. zu B r ü nn
am 30. April 4734,. Ein Sproß des
cölnischen Geschlechtes Waldorf, über
^ welches die Quellen Näheres berichten,
gehört er der von Jacob abstammen-
den Linie an, welche, während die anderen
! schon den Freiherrw und Grafen«
', t i tel führten, sich noch im Ritterstand
, befand. Er widmete sich dem Staatü-
! dienst in der politischen Sphäre, wurde
! 1736 zum Kreishauptmann in Brunn
! ernannt und am l. December 4742, da
< ersechäJahre in dieser Eigenschaft amtirte
und sein Vater nnd Großvater über ein
^ halbes Jahrhundert dem Staate gedient
hatten, von der Königin Mar ia There»
sia in den alten Herren- (böhmischen
! Freiherren») Stand erhoben. Als Land-
z rechtsbeisitzer starb er im Alter von
j 47 Jahren ohne Nachkommen. Seine Gat»
tin Mar ia Ant 0 nie geborene Freiin
von Freyenfels überlebte ihn um viele
Biographisches Lexikon des Kaiserthums Oesterreich
Vrčevic-Wallner, Band 52
- Titel
- Biographisches Lexikon des Kaiserthums Oesterreich
- Untertitel
- Vrčevic-Wallner
- Band
- 52
- Autor
- Constant von Wurzbach
- Verlag
- Verlag der Universitäts-Buchdruckerei von L. C. Zamarski
- Ort
- Wien
- Datum
- 1885
- Sprache
- deutsch
- Lizenz
- PD
- Abmessungen
- 13.41 x 21.45 cm
- Seiten
- 342
- Schlagwörter
- Biographien, Lebensskizzen
- Kategorien
- Lexika Wurzbach-Lexikon