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iN) Albrecht Wenzel Euseb 213 in^ Albrecht Wenzel Enseb
maßregeln ergreifen zu sollen und berief
alle Obersten nach Pilsen. Dort soll er seine
gefährlichen Pläne, die weitaus mehr als
seine bloße Sicherstellung beabsichtigten, dem
General Octavian P i rco lomin i anver-
traut habl'n, denn auf dessen Freundschaft,
Tapferkeit und Klugheit setzte er das größte
Vortrauen. P iccol omini seinerseits ver«
suchte es dann, den Feldherrn oon dessen
zweideutigem Unternehmen abzuziehen. Als
aber seine Bemühungen vergeblich waren,
vertraute er Wallenstein's Pläne einigen
zuverlässigen Generalen, so Aldr ingeu,
Oal las , Col loredo, und schließlich auch
dem Hofe. Und nun geschah das Furchtbare.
Statt ihn zu verhaften und vor das Kriegs,
gericht zu stellen und seine Verantwortung
zu hören — man muß wohl gefürchtet haben,
daß die Soldaten ihren Führer dann sicher
befreit hatten — wurde einfach sein Mord
geplant und beschlossen. Aber kein Oester«
reicker. kein Deutscher gab sich zu dieser
Schandthat her. Lauter Fremdlinge, die um
Sold heute im Kampfe Einen erschlugen,
und morglns meuchlings einen Anderen
niedermachten, Charaktere, wie sie nur eine
Zeit, wie es die damalige war, ausbrütet,
boten ihre Mörderhand zur Schandthat.
Gordon, Lesl ie, But t le r sind die
Namen derjenigen, welche sich an derselben
betheiligten. Vut t le r übernahm den Mord
der treuesten Anhänger Wallenstein's, der
Grafen Trüka, Kinsky, I l ov und
Nie mann. die sich mit ihrem Feldherrn
alle in C'M' befanden. In einem Zimmer
verbarg But t ler 24 Dragoner mit dem
Hauptmann Deverour, in einem zweiten
den Qberstwachtmeister Gerald ino mit
6 Dragonern. Als nun Alle als Gordon's ^
Gaste beim Abendmahl saßen, stürzten auf,
ein verabredetes Zeichen die Dragoner ins!
Gemach, und es begann die entsetzliche
Schlachterei, der die Genannten nach kurzem
Widerstände erlagm. Tann übernahm De<
veroux die Ermordung des Herzogs. Dieser
hatte den Lärm, welchen die Ermordung
seiner Generäle verursachte, gehört und trat.
bereits entkleidet, an das Fenster und fragte
die Schildwache, was es gebe. Da stürzte
Deoerour, die verschlossene Thüre mit Ge»
walt einstoßend, in des Herzogs Zimmer, und
mit dem Nufe: „Du mußt sterben!" stieß er
ihm die Partisane in d^e Brust. Hautlos
stürzte der Feldherr nieder. So geschehen am
2^i. Februar 16^4 zu Eger. A l b r e ch t j Wallenstein war zweimal vermalt, zuerst
mit Üucrrlia Reke« von ^andck, verwitweten
von vil-kou, welche ihm bedeutendes Vermögen
und Güterbesitz in Mähren zubrachte; sie
starb am 23. Mär; 1614 als die Lekte ihres
Geschlechtes und hinterließ ihrem Gatten die
Herrschaften Burg Lukow. V^etin und ^iui'
nic. Am 12. October 1622 schritt Wal len-
stein zur zweiten Ehe, und zwar mit Nana
Isaßella Aatljarma Gräsin Hurraä), welche ihm
eine Tochter Mar ia Elisabeth gebar, die
sich mit Nudolph Grafen Kaunitz ver»
malte, I . (Quellen^ urDiographie Wallenstein's.
Da der Scriptor der Gratzer Universitäts-
bibliothek Georg Schmio eine bibliogra»
pdische Studie, beutelt: „Die Wallenstein-
Literatur", welche die Zeit von 1626—1378
umfaßt, ausgearbeitet und im XVIl . Jahrg.
(1878) der „Mit thei lungen des Ver-
eines für, Geschichte der Deutschen
in Böhmen" I. Heft, S. tto—143 ver-
öffentlicht hat, und in sein»>m Nachlasse
(Schmid erschoß sick im Frühling I88>i), wie
ich aus seinen Briefen erfuhr, sich Nach-
träge befinden müssen, so beschränke ich mich
hier blos auf Angabe der Hauptwerke, in
Allem sonst auf die musterhafte Arbeit des Ver-
storbenen verweisend. In 20 Unterabtheilun-
gen berücksichtigt dieselbe iin nächsten Hin»
blick auf Wal len st ein seine Geschichte und
Biographie, sein Verhältniß Zur Astrologie,
sein Münzwesen und seine Münzstätte, seine
Besitzungen und seine Todesstätte, d.-mn auf
Nebensächliches übergehend, zieht sie in ihren
Bereich: die dramatischen Bearbeitungen, die
Volks' und Kriegslicder des XVII . Jahr«
Hunderts, gleichzeitige und spätere Gedichte,
Grabinschriften, Epigra.mme. Charaden. Ro«
mane, Novellen, Erzählungen. Sagen, Anek«
doten und Euriosa. Volks« und Jugend»
schriften, F^similien. Porträts, sonstige bild-
liche Darstellungen, und zwar Scenen aus
dem Leben Wallenstein's und seine wie
seiner Anhänger Ermordung; Statuen, Sta«
wetten und Büsten, Pläne von Schlachten
und Belagerungen. Wappen. Insiegel und
Medaillen. Diese ganze Literatur umfaßt über
780 Nummern, die nach 1878 hinzubekomme«
nen ungerechnet. — Selbständige größere Werke
über Wal len st ein: Deutsche Quellen.
Ar etin (^arl Maria Freih. von). Wallen«
stein. Beiträge zur näheren Kenntniß seines
Charakters, seiner Pläne, seines Verhältnisses
zu Bayern. Aus urkundlichen Quellen (Ne<
gensburg 1846. 8", IV und 169 2. und
Biographisches Lexikon des Kaiserthums Oesterreich
Vrčevic-Wallner, Band 52
- Titel
- Biographisches Lexikon des Kaiserthums Oesterreich
- Untertitel
- Vrčevic-Wallner
- Band
- 52
- Autor
- Constant von Wurzbach
- Verlag
- Verlag der Universitäts-Buchdruckerei von L. C. Zamarski
- Ort
- Wien
- Datum
- 1885
- Sprache
- deutsch
- Lizenz
- PD
- Abmessungen
- 13.41 x 21.45 cm
- Seiten
- 342
- Schlagwörter
- Biographien, Lebensskizzen
- Kategorien
- Lexika Wurzbach-Lexikon