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Maldstein, Franz de Paula Adam 234 Waldjtein, Franz de Paula Adam
dern und dies auch zu viel zu zeigen. Er
spielt ganz gut in französischen Komö-
dien mit viel Natürlichkeit, aber decla-
mirt französische Verse mit deutschem
Accent. Er liebt große Abhandlungen,
wissenschaftlicher oder politischer Art, oft
mit zu viel Pedanterie. Er ist Lebemann
— obgleich ich ihn in der Liebe eher
kühlen Temperaments halte — weiß auch
eine gute Tafel ^u schätzen. Vorzüglicher
Musiker, improvisitt er am Clavier in
wahrhaft entzückender Weise; er ist ferner
ein trefflicher Gesellschafter, zuverlässiger
und aufopfernder Freund, theilnehmend,
gemüthvoll, in seinem Urtheil milde und
nachsichtig, hinsichtlich der Politik ist es
kaum möglich, besser gesinnt zu sein.
Das war es auch, was ihn bewog, den
Kurfürsten von Eöln zu verlassen, an
deffen Hof er über Alles verfügte. Ich
war so glücklich, ihm einige nützliche
Dienste leisten zu können, und er beweist
mir tagtäglich seine lebhafte Erkenntlich»
keil. Ick liebe ihn wie einen Bruder, und
er gebort zu jener kleinen Zahl wahr-
hafter Freunde, welche ich zu besitzen
glaube und auf welche ich am meisten
zähle. Alles, was ich besitze, werde ich
stets gerne mit ihm theilen. Es ist un-
möglich, einen besseren und ehrenhafteren
Charakter zu finden, undick kenne keinen
anderen Fehler an ihm, als daß er sich
zu leicht für Etwas einnehmen läßt und
ein zu großer Freund jedes Wechsels und
alles Neuen ist; so spricht er viel über
Finanzwesen und entwirft Systeme, die
in der praktischen Ausführung unhaltbar
wären."
Waldstein, Franz de Paula Adam
Graf (Botaniker, geb. in Wien
24. Februar 4739, gest. zu Ober-
leutensdorf in Böhmen am 24. Mai
1823; diese Angaben sind dem Grab denkmal entnommen), von der DupLei-
tomischler Linie. Ein Sohn Emanuel
Phi l ipps aus dessen Ehe mit Mar ia
Anna Theresia Prinzessin Liechten-
stein, erhielt er eine sorgfältige Erzie-
hung und wandte sich frühzeitig mit
großer Vorliebe dem Studium der
Kräuterkunde zu. Noch ein Jüngling,
wurde er in den Malteserorden auf»
genommen und zog als Ritter desselben
— erst 18 Jahre alt — im Jahre 1777
zum Kampfe gegen die Muselmänner
und afrikanischen Raubstaaten. Drei
Jahre stand er im Felde und legte Proben
seiner Tapferkeit ab, dann kehrte er mit
Erlaubniß seiner Ordensoberen in die
Heimat zurück. Als dann 1787 der
Türkenkrieg ausbrach, zog der Graf auch
in denselben, und nachdem er noch theil»
genommen an dem Feldzuge gegen
Preußen, welcher durch baldigen Frie-
densschluß ein rasches Ende fand, verließ
er 1789 mit dem Range eines k. k. Ritt-
Meisters die Reihen der kaiserlichen Armee.
Nun widmete er sich ausschließlich seinem
Lieblingsstudium, der Botanik, welche er
auch während seiner Kriegsdienste treu
gepflegt hatte. Durch sieben Jahre be-
reiste er mit dem Botaniker Professor
Kitaibel M . XI , S. 337^ das an
seltenen und merkwürdigen Pflanzen so
reiche Ungarn und trug ebenso die
Kosten der umfassenden Unternehmung,
wie er denn auch die damit verbun»
denen Gefahren und Mühseligkeiten nicht
scheute. Nach beendeter Reise, als nämlich
1797 die französischen Heere von Italien
aus den Kaiserstaat bedrohten, trat er
wieder in die Reihe der Kämpfer, und
zwar in das zu Wien errichtete adelige
Eavalleriecorps. Nach dem Friedens-
schlusse von Leoben (April 1797) kehrte
er aufs neue zu seinen wissenschaftlichen
Arbeiten zurück, denen er damals, nicht,
Biographisches Lexikon des Kaiserthums Oesterreich
Vrčevic-Wallner, Band 52
- Titel
- Biographisches Lexikon des Kaiserthums Oesterreich
- Untertitel
- Vrčevic-Wallner
- Band
- 52
- Autor
- Constant von Wurzbach
- Verlag
- Verlag der Universitäts-Buchdruckerei von L. C. Zamarski
- Ort
- Wien
- Datum
- 1885
- Sprache
- deutsch
- Lizenz
- PD
- Abmessungen
- 13.41 x 21.45 cm
- Seiten
- 342
- Schlagwörter
- Biographien, Lebensskizzen
- Kategorien
- Lexika Wurzbach-Lexikon