Seite - 27 - in Biographisches Lexikon des Kaiserthums Oesterreich - Wallnöfer-Weigelsperg, Band 53
Bild der Seite - 27 -
Text der Seite - 27 -
Walther von der Vogelmeide 27 Walther von der Vogclmeide
darunter eines an Ernst Schulze; — des«
gleichen im Jahrgange 1822, endlich in denen
von 182ä und 1824 mehrere kleinere Gcdichre
uon geringerer Vedeutung. Vom Jahre 1824
ab erscheint er nicht mehr im Taschenbuche,
daS bis 1832 fortgesetzt wurde. Obwohl eine
echte Dichterkraft und aus dem Vorhandenen
auf eine umfassende poetische Thätigkeit
schließen lassend, ist er nachgerade verschollen,
und fehlen uns alle näheren Nachrichten über
ihn. — 24. Sebastian Walter (geb. 1721,
gest. zu Wien 14. November 1806). Dieses
Künstlers als eines Historienmalers findm
wir nur in dem Verzeichnisse der Maler ge»
dacht, welches Alerander Patuzzi in seiner
„Geschichte Oesterreichs" (Wien o. I.. Adalb.
Nenedikt, schm. 4".) dem Schlüsse des zweiten
VandeS angehängt hat. — 23. Walrher
von der Vogelweide. Die jüngsten For»
schungen über dieses Minnesängers Geburts»
statte bestimmen, daß T i r o l srin Vater»
land. daß er auf dem sogenannten Vogel'
wcid.r»Hofe im Eisacktdale nächst Klausen um
1168 geboren und zu Würzburg in Franken
um 1230 gestorben sei, Ueber seinen Lebens«
gang ist nur sehr wenig bekannt und derselbe
meist nur aus Andeutungen in des Dichters
Liedern zusammenzustellen. Walther war
unbedingt ritterlichen Standes, wenngleich
nur zu dem niedrigen und wenig begüterten
sogenannten Dienstadel zahlend. Im Alter
uon etwa zwanzig Jahren (1188—1190)
oerlicß er sein wenig behagliches Elternhaus
und begab sich nach Wien. um daselbst an
dem prachtlieoenom Hofe drr freigebigen
Babenderger Herzoge singen und sagen zn
lernen, und liebevoll wurde er in der Erler«
nung seiner Kunst, zu welcher er ungewöhn»
liche Anlagen mitbrachte, von Ne inmar
dem A l ten unterstützt. Des Dichters fürst«
licher Gönner Friedrich I., zubenannt der
K a th o lische, war wahrend des Kreuzzuges,
dcn Walrher wahrscheinlich mitgemacht,!
in Palästina 1198 gestorben, der Friede nach
Kaiser Heinrichs VI. Tode (1197) durch
den Streit der Ocgenkönige vernichtet. Auch
die am 6. März 1198 erfolgte Wahl Phi«
l ipps von Schwaben. dl,>6 Bruders Hein»
richs VI., zum deutschen Könige, durch
welche man den Frieden zu erlangen grhofft,
hatte nicht diese Wirkung, da der herrsch»
süchtige Papst Innocenz 111. als Gegen-
könig Otto von Braunschweig aufstellte.
Walt her aber ergriff für Phi l ipp Partei,
beklagt in scirn'n 3!cd>>rn die Zeriütwng dcä Vaterlandes, die Anmaßung drr Geistlichkeit,
die zu große Jugend des Papstes und for<
dert die deutschen Fürsten auf. den Leiden
des Vaterlandes durch Phi l ipps Krönung
ein Ende zu machen. Srin Wunsch ging in
Erfüllung, am 8. September 1198 fand zu
Mainz Phi l ipps Krönung statt. Walther.
der den Vabenberger durch dessen Tod oer« '
lorcn hatte, degab sich nun an Phi l ipps
Hof. Wie lange er an demselben blieb, ist
nicht zu bcstimmen, doch wie man vermuthet,
nicht über das Jahr 1205 hinaus, in welchen,
Phi l ipp ;u Aachen zum zweiten Male ge«
krönt wurde. Nachdem Letzterer am 21. Juni
1208 auf der Altenburg bei Pamberg durch
Otto oon Witielsbach ermordet worden
war, wandte sich Walther dem Kaiser
Otto zu. Seine Muse. welche während der
Jahre 1205—1209 geschwiegen, läßt sich erst
1210 wieder vernehmen, um die kaiserlichen
Rechte gegen die Uebergriffe des Papstes
zu vertheidigen. Als aber Otto, welcher sich
gegen Walther nichts weniger denn als
Mäc^n erwies, Macht und Ansehen immer
mehr verlor, wandte sich auch drr Dichter
von ihm ab und trat zur Partei F ried<
richs I I . über. der schon 1212 als Gegen»
könig aufgestellt worden war. Friedrich I I .
verlieb dem Dichter auf dessen inständiges
Bitten um 1213 in der Näbe von Würzburg
ein kleines Lehen, das ihn wenigstens gegen
die bitterste Armut schützce. Aucb übertrug
er ihm die Erziehung seines unmündigen
Sohnes, drs spätercn He in r i ch VII. ,
wrlche der Tanger aber schon nach wenigen
Iadren. ctwa 1224. wieder aufgab. Er ver«
dlirb dann in Würzburg, wo er auch starb.
Dies sind im weiirsten Umrisse die Lebens»
schicksale Walther's. der übrigens als fah»
render Sänger innerhalb dieser Jahre bald
da, bald dort verweilte. Wie er ja selbst
singt, dane er der Lande viel gesehen: „von
der Elbe bis zum Ndein und bis in das
Nngerland hinein" und „von der Sein? bis
zur Mur, vom Po bis an die Trave". 1198
verläßt er den Wiener Hof und begabt sich zu
König Phi l ipp; aber im Mai 1200 ver»
weilt er ab?rmc-ls in Wien. wo er der
Schwertleite des damalä vierund'iwanzig'
jährigen Leopold des Glorreichen bei«
wohnt. Im Herbste desselben Jahres noch
kehrte er an den Hof Phi l ipps zurück.
1204—1207 aber seh?n wir ihn an jl.'nem des
Landgrafen Hermann von Tdüringen,
Die Angabe, daß cr am Sängerkriege uuf
zurück zum
Buch Biographisches Lexikon des Kaiserthums Oesterreich - Wallnöfer-Weigelsperg, Band 53"
Biographisches Lexikon des Kaiserthums Oesterreich
Wallnöfer-Weigelsperg, Band 53
- Titel
- Biographisches Lexikon des Kaiserthums Oesterreich
- Untertitel
- Wallnöfer-Weigelsperg
- Band
- 53
- Autor
- Constant von Wurzbach
- Verlag
- Verlag der Universitäts-Buchdruckerei von L. C. Zamarski
- Ort
- Wien
- Datum
- 1886
- Sprache
- deutsch
- Lizenz
- PD
- Abmessungen
- 13.41 x 21.45 cm
- Seiten
- 332
- Schlagwörter
- Biographien, Lebensskizzen
- Kategorien
- Lexika Wurzbach-Lexikon