Seite - 39 - in Biographisches Lexikon des Kaiserthums Oesterreich - Wallnöfer-Weigelsperg, Band 53
Bild der Seite - 39 -
Text der Seite - 39 -
Walterskirchen, Nobert Wilhelm 39 Walters Kirchen^ Robert Wilhelm
Seiner k. und k. Hoheit dem Kronprinzen
Erzherzog Rudol f zugetheilt zu werden.
Bei Enthebung von diesem Posten erhielt er
1877 das Ritterkreuz des Ieovoldoroens.
Krankheitshalber verließ er später den activen
Dienst. — l7. Mor iz Wilhelm (geb.
t!i. Jänner 1837), ein Sohn des Freiherrn
Anton N i lhe lm, k. k. Rittmeisters, aus
dessen Ehe mit Adelheid Gräsin Fries,
kam 1852 in das eilfte Uhlanen'Regiment,
aus welchem er in der Folae in das zweite
übersetzt wurde. i8«0 trat er als Capitän
zweiter Classe in die päpstliche Armee, bei
welcher er die Belagerung von Ancona mit»
machte. Nach dem Siege Cialdini 's über
die Päpstlichen unter Lamoriciöre bei
Castelfidardo am 18. September 1860 heim-
gekehrt, nahm er wieder Dienste im
11. UhlaneN'Regimente und quittirte 1862.
— 18. In hohen Staatsämtern begegnen wir
Otto Wilhelm (geb. 19. Juni 1833),
Georg Wilhelms (III.) drittem Sohne,
welcher zuletzc Gesandter an den königlichen
Höfen zu Stuttgart und Stockholm war und
gegenwärtig zeitweilig zur Dienstleistung in
das k. und k. Minister'um des Aeußem und
des kaiserlichen Hauses einberufen ist. —
19. Auch Ka-rl Wi lhelm ( l l . ) (geb.
24. Februar 1856). ein Sohn des k. k. Ritt<
meistcrs Wilhelm (III.) aus dessen Ehe
mit Mar ia Gräfin Zichy. widmete sich.
durch einige Jahre der diplomatischen Cac<
riöre, verließ dieselbe aber 1873. um sich
den
Schaaren dcs Don Car l 06 in Spanien an»
Zuschließen, von wo er, mit einem Schuß im
Knie, 1874 heimkehrte. Gegenwärtig ist er
Iustizritter des souveränen Malteserordens.
— 20. Sein älterer Bruder Nobert Wi l -
helm (geb. 20. Februar 1839) diente auch
Zuerst. 18ö6—1838, bei Ficquelmont'Drago-
nern und machte den Feldzug 1866 in
Bötnuen als Freiwilliger mit. Nachdem er
durch mehrere Arbeiten, in welcken er großes
volkswirthschaftlicheä Wissen offenbarte, die
öffentliche Aufmerksamkeit auf sich ge;ogen
hatte, botrat er im Octobec 1873, von dem
Stadtwahlbezirke Iudenburg in Steiermark
in das Abgeordnetenhaus gewählt, die parla«
mentarische Laufbahn. Vald zählte er zu den
hervorragendsten Mitgliedern seiner Partei
— der Fortschrittspartei. Er sprach wirkungs-
voll bei vielen Gelegenheiten, und sind von
seinen Reden insbesondere jene über den Ber-
liner Vertrag, den Zolltarif und das Staats»
budgct hervorzuheben. Er war auch Mitglied der wichtigsten Ausschüsse des Abgeordneten»
Hauses, so des Ausschusses für die Ausgleichs«
oor'agen und der Negnicolardeputation und
seit 1876 alle Jahre Mitglied drr Reichs»
rathsdelegation, wo er entschieden für die
Herabminderung der Heeresausgaben eintrat.
Außer seinen Reden in den parlamentarischen
Körpern haben auch einige, die er außerhalb
des Parlamentes in verschiedenen Versamm«
lungen gehalten, großen Wiedcrhall gefunden.
Doch enttäuscht über den Unbestand der Par<
teicn, entsagte i,r dem öffentlichen Leben, und
soll entschlossen sein. nicht mebr aus der
Ruhe. in die er sich zurückgezogen, in das,
selbe zurückzukehren. Zu besserem Verständniß
der parlamentarischen Thätigkeit dcü Freiherrn
N 0 b er t N ilhel m berufen wir uns auf ein
neuestes Werk des Grafen Paul Vas i l i :
„Die, Wiener Gesellschaft"; daselbst heißt es
3. 180.- „Freiherr von Walterskirchen
ist eine Ausnahmsnatur; ich könnte sagen,
ein Mensch uon höberer Art. Kr bekennt sich
zu sehr entschiedenen liberalen Ideen und be<
sitzt dabei ein ausgesprochenes Unabhängig«
keitsgefühl, so daß die Autokratie des Herrn
Herbst ihm stets mißfallen hat. Vor etwa
drei Jahren wollte Herr von Walters»
kirchen eine neue, politische Partei gründen,
die deutsche Volkspartei. Sein Zweck war, m
gewissem Maße den allmächtigen Einsiuß der
liberalen deutschen Partei bei der freisinnigen
Bevölkerung deutscher Nationalität zu para»
lysiren. Jene Partei sollte untcr gewissen'
haftester Walnung ibre? deutschen Charakters
eine viel freisinnigere, tolerantere, offenere
Politik befolgen, als die der liberalen
Deutschen und mit den nichldeutschen Naiio«
nalitaicn deä Reiches cine Verständigung auf
Grundlage der Rechtsgleichheit anstreben.
Das war ein ebenso schöner als hochherziger
und des ritterlichen Abgeordneten aus 2teier«
mark durchaus würdiger Gedanke. Ec konnte
unglücklicher Weise nicht zur Entwickelung
gelangen. Herbst und die deutsche Partei
saken in dieser Bewegung nicht ohne Grund
eine Dr^liung für ihre Kirche und beeilten
sich. die Grundsteinlegung >u einem anderen
Gebäude zu verb-ndern Freiherr von Nal<
terskirchen und die wenigen Menschen,
die zu ibm hielten, wurden auf das grau-
samste angegriffen, verleumdet, mit Koch be«
worfen. Man ging so weit im Wabloezirk,
des Herrn uon N.i lierskirchen. eine
künstll'che. aber geräuschvolle Agitation gegen
ihn in Tcme ^u sehen, welche üb^/tr',ebene
zurück zum
Buch Biographisches Lexikon des Kaiserthums Oesterreich - Wallnöfer-Weigelsperg, Band 53"
Biographisches Lexikon des Kaiserthums Oesterreich
Wallnöfer-Weigelsperg, Band 53
- Titel
- Biographisches Lexikon des Kaiserthums Oesterreich
- Untertitel
- Wallnöfer-Weigelsperg
- Band
- 53
- Autor
- Constant von Wurzbach
- Verlag
- Verlag der Universitäts-Buchdruckerei von L. C. Zamarski
- Ort
- Wien
- Datum
- 1886
- Sprache
- deutsch
- Lizenz
- PD
- Abmessungen
- 13.41 x 21.45 cm
- Seiten
- 332
- Schlagwörter
- Biographien, Lebensskizzen
- Kategorien
- Lexika Wurzbach-Lexikon