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Wahel
er jetzt doppelt empfindlich getroffen, und
sein Sohn Cami l lo , gegenwärtig als
Unterlieutenant auf seine geringe Gage
angewiesen," nicht minder. Fünf Jahre
rang Letzterer unter diesen Verhältnissen
und kam mittlerweile, 1831, zur Genie-
direction, 4832 in das geographische In-
stitut zu Wien, wo er bis zum Ausbruche
des russisch-türkischen Krieges verblieb.
Nun wurden sämmtliche zugetheilt ge-
wesene Officiere zu ihren Truppenkörpern
einberufen, und auch Cami l lo Walzel
mußte zu seinem Regimente einrücken.
Der einzige Lichtblick in dieser Periode
war seine Begegnung mit der Mutter,
die er seit Jahren nicht gesehen und auf
der Reise zum Regimente in Wien traf,
wohin sie mit ihrer Tochter zu bleibendem
Aufenthalte übersiedelt war. Er kam mit
dem Regimente in verschiedene Sta-
tionen, nach Sereth, Czernowitz, endlich
nach Hermannstadt; dort begann er
zuerst — und zwar anonym — mit klei-
neren literarischen Arbeiten; er debutirte
mit einem Nachruf an Heinrich Heine
in der „Kronstädter Zeitung". Zum Be>
nesice seines neuen dort gewonnenen
Freundes Karl Friese schrieb er —
1833 — sein erstes Original-Lustspiel:
„Er hat den Schnupfen", welches gefiel.
Einmal im literarischen Fahrwasser,
fühlte er sich in seiner militärischen Stel-
lung bald beengt, die Aussichten auf
Avancement standen im festen Frieden
sehr schlecht, und als er gar einen Besuch
in Pesth machte und das bewegte ge»
schäftliche und literarische Treiben daselbst
kennen lernte, war sein Beschluß, den
Soldatenrock auszuziehen, gefaßt. Er
kehrte mit diesem Vorhaben nach Krön«
stadt zurück und nahm seine Entlassung.
Zuletzt aber sah er sich doch nach einer
anderen passenden Bedienstung um. Er
reiste über Bukarest nach Orsowa. I n ersterer Stadt erhielt er von dem dor«
tigen Commandanten Grafen Coronini
Empfehlungen an die Donau-Dampf»
schifffahrtsgesellschaft und trat bei der-
selben 1836 als Aspirant ein. Im März
1839 wurde er Secondcavitän. Der
Dienst auf dem Schiffe ließ ihm manche
freie Stunde, und damals schrieb er die
Berichte: „Von der unteren Donau"
für die „Ostdeutsche Post" in Wien. Die
Wintermonate, während deren die Donau»
fahrten eingestellt wurden, benutzte er
zum Aufenthalt in Wien, wo er mit
Karl Treu mann zusammentraf und
von diesem angeregt, kleine französische
Operetten für die deutsche Bühne zu
bearbeiten begann. Da zu jener Zeit mit
Frankreich noch kein Vertrag über die
Rechte des geistigen Eigenthums bestand,
brachte Treumann eine Anzahl von
Operetten und Vinactern aus Paris mit,
bei deren Uebersetzung ins Deutsche
Capitän Walzel thätig war. So wirkte
dieser bei der Bearbeitung der „Hochzeit
bei Laternenschein", „Fortunios Liebes»
lied" und anderen Offenbach'schen
Operetten für das Carl-Theater mit.
Der Umstand, daß er im Jahre 186l
als Commandant des Dampfschiffs „Fer-
dinand" auf die Strecke Wien—Lin;
kam, brachte ihn für seine literarischen
und dramatischen Arbeiten in noch güii'
stigere Verhältnisse, er wurde als Feuil'
letonist und Korrespondent eifriger Mit-
arbeiter der „Presse", der „Neuen Freien
Presse", half das „Neue Fremdenblatt"
gründen und arbeitete gleichzeitig für
alle Bühnen Wiens; er war mit unter
den ersten Gründern des Wiener Schrift»
steller-Vereines Concordia und schrieb
für die zwei beliebtesten Witzblätter des
Continents, für'die Braun-Schnei-
de r'schen „Fliegenden Blätter" in Mün-
chen und den „Kladderadatsch" in Berlin.
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Buch Biographisches Lexikon des Kaiserthums Oesterreich - Wallnöfer-Weigelsperg, Band 53"
Biographisches Lexikon des Kaiserthums Oesterreich
Wallnöfer-Weigelsperg, Band 53
- Titel
- Biographisches Lexikon des Kaiserthums Oesterreich
- Untertitel
- Wallnöfer-Weigelsperg
- Band
- 53
- Autor
- Constant von Wurzbach
- Verlag
- Verlag der Universitäts-Buchdruckerei von L. C. Zamarski
- Ort
- Wien
- Datum
- 1886
- Sprache
- deutsch
- Lizenz
- PD
- Abmessungen
- 13.41 x 21.45 cm
- Seiten
- 332
- Schlagwörter
- Biographien, Lebensskizzen
- Kategorien
- Lexika Wurzbach-Lexikon