Seite - 69 - in Biographisches Lexikon des Kaiserthums Oesterreich - Wallnöfer-Weigelsperg, Band 53
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Wanka von Nodlow) Wenzel Wanka von Nodlow,
widmeten Nachrufe, „die er sich durch
langjähriges unermüdliches Wirken um
die Entwickelung Prags, zu der er alle
Keime geweckt, erworben, reicht keiner
der gegenwärtig so viel gefeierten
„Führer" und „Häupter" heran."
Wanka war ein Anhänger der Mittel-
partei, der sogenannten Fraction Haase,
und wurde nur durch die im Jahre 1861
herrschende Pokrok-Partei aus der Stadt-
vertretung verdrängt. Die Mittelpartei,
nicht deutsch, nicht öechisch, sondern blos
„böhmisch" fühlend, hatte den öechen
nicht nur nicht feindlich gegenüber ge»
standen, sondern ihnen vielmehr immer
redlich gute Dienste geleistet. Als nnn
die Neuwahlen stattfanden, schlössen
Mittel« und Pokrok-Partei ein Com-
promiß, wonach von ersterer den öechi»
scben Landidaten die deutschen Stimmen
zugesichert wurden und letztere sich um»
gekehrt verpflichtete, eine große Anzahl
Deutscher zu wählen. Bei der Wahl
brachen die öechen einfach das gegebene
Wort, ließen sich selbst von den ver-
trauensvollen Deutschen wählen, gaben
aber keinem Deutschen ihre Stimmen
und hatten so das denkwürdige Mittel
gefunden, wie man zur Majorität ge>
lange! Nach seinem Austritte aus der
Gemeindevertretung wurde N a n k a
von Seiner Majestät zum Oberstland'
marschall-Stellvertreter im öandtage des
Königreiches Böhmen ernannt, welches
Amt er bis zu seiner auf eigenes An-
suchen am 13. Jänner 1863 erfolgten
Enthebung bekleidete und in dessen Aus»
Übung ihn das Schicksal traf, mancher
stürmischen Sitzung prasidiren zu müssen,
an deren Vorsitz der Oberstlandmarschall
Albert Graf Nostiz verhindert war.
Auch sei noch bemerkt, daß er durch die
zehn Jahre, welche er das Bürgermeister-
amt von Prag versah, sich mit' dem Ba» gatellgehalt von dritthalbtausend Gulden
begnügte, wahrend sich seine Nachfolger
sofort sechstausend Gulden jährlich
votiren ließen. Wanka, bereits 1832
anläßlich der Anwesenheit Seiner Ma>
jestät des Kaisers in Prag mit dem Franz
Ioseph-Orden ausgezeichnet, erhielt bei
seinem Rücktritte von der Oberstland-
marschall Stellvertreterswürde im Jahre
1363 den Adelstand mit dem Prädicate
Edler von Nodlow. Von dieser Zeit
an lebte er, nur hingegeben seiner regen
und fördernden Theilnahme an den zahl-
reichen Humanitäts- und cullurellen Ver-
einen, deren werkthätiges Mitglied er seit
Jahren war, von allen öffentlichen Ge-
schäften und aller Politik zurückgezogen,
theils in Prag, theils auf den von seiner
Mutter ererbten Gütern Mscheno und
Lobes. Selbst die Advocatur hatte er in
letzter Zeit niedergelegt. In einem der
zahlreichen Nachrufe heißt es: „Es ging
dem „„letzten deutschen Bürgermeister
Prags"" oft hart genug;" in den Cassen
war jahrelang kein Geld, denn die
öechische Partei hatte in den Jahren
1849 und 1830, wo sie die Majorität
besaß, so gewirthschaftet, wie wir sie seit
1861, seit sie eben wieder die Majorität
hat, wirthschaften sehen. Aber in den
zehn Jahren seiner Amtswirksamkeit
brachte es Wanka dahin, daß die
Wunde, welche die Üechen dem Stadt«
säckel geschlagen, vernarbte, und daß die
Prager Commune als die best«
rangirte inOesterreich dastand. Die
Passiven wurden auf ein Minimum, auf
kaum eine halbe Million, herabgedrückt;
Einnahmen und Ausgaben standen im
schönsten Einklänge, Alles im gemeind»
lichen Haushalte ging wie am Schnürchen,
Alles klappte. Freilich wendete die Ge»
meinde in diesem Decennium eben strenge
nur solchen Dingen ihre Aufmerksamkeit
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Buch Biographisches Lexikon des Kaiserthums Oesterreich - Wallnöfer-Weigelsperg, Band 53"
Biographisches Lexikon des Kaiserthums Oesterreich
Wallnöfer-Weigelsperg, Band 53
- Titel
- Biographisches Lexikon des Kaiserthums Oesterreich
- Untertitel
- Wallnöfer-Weigelsperg
- Band
- 53
- Autor
- Constant von Wurzbach
- Verlag
- Verlag der Universitäts-Buchdruckerei von L. C. Zamarski
- Ort
- Wien
- Datum
- 1886
- Sprache
- deutsch
- Lizenz
- PD
- Abmessungen
- 13.41 x 21.45 cm
- Seiten
- 332
- Schlagwörter
- Biographien, Lebensskizzen
- Kategorien
- Lexika Wurzbach-Lexikon