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Wankel 71 Mankel
Vorträge über vergleichende Anatomie,
welche Wankel bei Hyr t l hörte, kamen
ihm bei der Untersuchung der Slouper
Höhle, womit er großen Ruhm erntete,
sehr zu Statten. Wahrend seiner Gym-
nasialstudien hatte er die cechische Sprache
völlig vernachlässigt, erst als er in den
Jahren 1843 und 4846 Palackv's
„Geschichte Böhmens" gelesen, erwachte
in ihm die Liebe zu seiner Muttersprache
von neuem, und nun verlegte er sich mit
allem Eifer auf die Erlernung derselben.
1847 erlangte er die medicinische, 1848
die chirurgische Doktorwürde. Das ereig«
nißreichc- Sturmjahr erfaßte auch ihn,
wie Alle, die den vormärzlichen Druck
empfanden, er trat sofort in die Stu-
dentenlegion und wurde dem Kranken»
hause zugewiesen. Auf dem Besuche
eines Collegen in Blansko lernte er das
dortige Thal-, die Grotte und Schlucht
kennen und machte dieselben von diesem
Augenblicke zum Gegenstande seiner ein-
dringlichsten Studien. Aus diesem
Grunde nahm er auch auf das freudigste
den Antrag des Altgrafen Sa lm an,
sich als herrschaftlicher Arzt in Blansko
niederzulassen. Nach seiner Uebersiedlung
dahin im Jahre 1849 war es die erste
Arbeit, an die er sich machte, die Slouper
Höhle bis ins Einzelne genau zu unter»
suchen, ein Unternehmen, an das vor
ihm noch Niemand sich gewagt. Er fand
nun in derselben die Lagerstatte von
Knochen vorsintflutlicher Thiere und
ließ mit Unterstützung des Altgrafen
Salm Grabungen vornehmen, deren
Ergebnisse er zuerst bruchstückweise in der
Zeitschrift „Lotos", dann aber in einer
größeren selbständigen Arbeit unter dem
Titel: „Nir Slonper Mhlr und ihre Vorzeit"
mit zehn lithographirten Tafeln, wovon
eine im Buntdruck fin gr. 4". und
Qu..Fol.), im 28. Bande der „Denk-! schriften der kaiserlichen Akademie der
Wissenschaften mathematifch-naturwissen»
schaftlicher Classe", aber auch in Separat-
ausgäbe Wien 1868) veröffentlichte.
Als dann 1830 zu Adamsthal das
Jubelfest zu Ehren des berühmten Geo-
logen Werner stattfand, hielt er einen
Vortrag über die Slouper Höhle und die
dort abgelagerte Fauna. Da zeigte er
auch das von ihm zusammengestellte
Höhlenbärenskelett — das erste in Oester-
reich — welches Altgraf Salm der k. k.
geologischen Reichäcmstalt in Wien zum
Geschenk machte. Ein zweites Skelett
schenkte Wankel dem Werner-Vereine,
nach dessen Auflösung im Jahre 1866 es
in den Besitz des Frcmzens-Museums in
Brunn gelangte. Mit dem damaligen
Schichtmeister Mladek untersuchte er
noch einige andere der benachbarten
Höhlen, so die Hugo-Höhle in Iedovnitz,
eine Grotte von 66 Klaftern Tiefe, dieMa-
zocha, einen 600 Fuß tiefen und 300 Fuß
breiten Abgrund, dessen obere Oeffnung
aber nur etwa 40 Fuß im Durchmesser
beträgt, und dessen Tiefe von einem
Bache durckflofsen wird. Von den meisten
dieser Höhlen ließ nun Wankel Zeich-
nungen anfertigen, auf Grund deren er
eine Karte ausführte, aus welcher sich
dann das ganze unterirdische Quellennütz
dieser Gegend erkennen ließ. Den größeren
Theil dieser Höhlen und Grotten beschrieb
er in einem besonderen Werke, dessen
Ausgabe in deutscher und oechischer
Sprache er vorbereitete, doch fand ich
dasselbe in den vorhandenen Katalogen
nicht verzeichnet. In öechischer und
deutscher Sprache veröffentlichte er auch
eine kleine Schrift für Touristen, betitelt:
lanlka nnü Nüitz in lMarigcher und nntur-
Hi3t°ri5chcr Vmehnng". Die geschichtlichen
Daten hat er aus dem altgräflich Salm'»
schen Archiv und aus der Bibliothek m
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Buch Biographisches Lexikon des Kaiserthums Oesterreich - Wallnöfer-Weigelsperg, Band 53"
Biographisches Lexikon des Kaiserthums Oesterreich
Wallnöfer-Weigelsperg, Band 53
- Titel
- Biographisches Lexikon des Kaiserthums Oesterreich
- Untertitel
- Wallnöfer-Weigelsperg
- Band
- 53
- Autor
- Constant von Wurzbach
- Verlag
- Verlag der Universitäts-Buchdruckerei von L. C. Zamarski
- Ort
- Wien
- Datum
- 1886
- Sprache
- deutsch
- Lizenz
- PD
- Abmessungen
- 13.41 x 21.45 cm
- Seiten
- 332
- Schlagwörter
- Biographien, Lebensskizzen
- Kategorien
- Lexika Wurzbach-Lexikon