Seite - 93 - in Biographisches Lexikon des Kaiserthums Oesterreich - Wallnöfer-Weigelsperg, Band 53
Bild der Seite - 93 -
Text der Seite - 93 -
Marrens 93 Marrens
Sohn jüdischer Eltern. Der Vater Wol f
Arens war ein geachteter israelitischer
Haus» und Affecuranzmakler in Hamburg,
und mehrere Brüder des Obigen lebten
und leben vielleicht noch daselbst in geach
teten Verhältnissen. Die Angabe, daß
Eduard in Stockholm geboren sei, rührt
wohl davon her, daß die Familie aus
Schweden nach Hamburg übersiedelte.
Warrens kam in jungen Iahrennach
Amerika, wo er öffentlicher Sachwalter
wurde und als Redacteur des „Anzeiger
des Westens" sich an den politischen
Debatten betheiligte. I n dieser Stellung
verstand er es, die Aufmerksamkeit in den
maßgebenden Kreisen, was in Nord-
amerika, wo in der Regel das Indi-
viduum im lärmenden und tobenden
Haufen leicht verschwindet, immer etwas
bedeuten will, auf sich zu richten und
wurde zur Belohnung für seine agitato»
rische Thätigkeit bei der Präsidentenwahl
James Polk's als amerikanischer Consul
nach Trieft gesendet. Dies geschah in den
Vierziger-Jahren. I n Trieft trat er bald
in Verbindung mit dem ,,Oesterreichischen
Lloyd", einem nach dem Vorbilde der
englischen Kompagnie eingerichteten groß-
artigen Institute. Er zog die Blicke
Bru ck's, des Directors dieses Institutes,
und des Grafen Franz Stadion, dama-
ligen Gouverneurs in Trieft, auf sich. Zu
Beginn des Sommers 1848 berief ihn
der Graf, nachdem er seinen galizischen
Gouuerneursposten niedergelegt und sich
nach Wien begeben hatte, auch dahin, um
die Einleitungen zur Herausgabe eines
journalistischen Organs zu treffen, dessen
er bedürfte, um seine Ideen und Pläne
durch dasselbe ins Publicum zu bringen.
Die für den Beginn erforderlichen Geld-
mittel wurden von dem Grafen zusam-
mengebracht durch Beiträge vermöglicher
Patrioten, vorzüglich aus den Kreisen der Aristokratie. Zugleich war er darauf be»
dacht, geistige Kräfte um sich
zu sammeln,
weniger um sie mit der Feder in dem
neuen Journale zu verwenden, was über-
haupt außerhalb der Sphäre ihrer
Berufsthätigkeit lag, fondern vielmehr
um den aus diesen politischen Debatten
gewonnenen praktisch ausführbaren Ideen
Freunde und Anhänger im großen Pub-
licum zu werben. Die Mitglieder dieses
Kreises, zu welchem hochgestellte in dem
damaligen Wien ihres Einflusses beraubte
Staatsmänner, Gelehrte, Professoren,
Reichstagsmitgieder u. f. w. gehörten,
versammelten sich an gewissen Abenden
in Stadion's Wohnung am Leopold»
städter Donauquai, und Warrens war
regelmäßiger Theilnehmer dieser politischen
Conventikel, „wo", wie Helfert in
seinem Werke: Die Wiener Journalistik
im Jahre 1848, treffend skizzirt, „nicht
so sehr augenblickliche Tagesfragen, als
allgemeine Ausgangspunkte und Grund«
sätze der inneren Politik erörtert wurden,
und wo dann Stadion sich von War«
rens mit den Worten zu verabschieden
pflegte: „Schreiben Sie uns etwas darü-
ber, was wir Ihnen da erzahlt haben",
und wie
sich Stadionauf das „Erzäh-
len" verstand, so verstand sich Warrens
aufs „Schreiben", während das eigentlich
Technische seines Blattes minder seine
Sache war". Wir fassen nun seine publi-
cistische Thätigkeit und seine politischen
Wandlungen kurz zusammen, denn eine
ausführliche Darstellung derselben gäbe
ja eine Geschichte der Wiener Iournali-
stik in zwei ereignißvollen Decennien
(1848—-l870). Seine publizistische
Thätigkeit war eine ebenso mannigfaltige
als geistvolle. Unter dem Ministerium
Schwarzenberg schrieb er für den
„Oesterreichischen Lloyd", dem er momen»
tan während des Krimmkrieges zu einer
zurück zum
Buch Biographisches Lexikon des Kaiserthums Oesterreich - Wallnöfer-Weigelsperg, Band 53"
Biographisches Lexikon des Kaiserthums Oesterreich
Wallnöfer-Weigelsperg, Band 53
- Titel
- Biographisches Lexikon des Kaiserthums Oesterreich
- Untertitel
- Wallnöfer-Weigelsperg
- Band
- 53
- Autor
- Constant von Wurzbach
- Verlag
- Verlag der Universitäts-Buchdruckerei von L. C. Zamarski
- Ort
- Wien
- Datum
- 1886
- Sprache
- deutsch
- Lizenz
- PD
- Abmessungen
- 13.41 x 21.45 cm
- Seiten
- 332
- Schlagwörter
- Biographien, Lebensskizzen
- Kategorien
- Lexika Wurzbach-Lexikon