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Murrens 97 Marrens
amerikanische General Shermau, und
nach diesem Ihre Majestät die Kaiserin
Elisabeth.
Breslauer» Zeitung. 1836, Nr. 9, im
„Wiener Feuilleton". — 1864. Nr. ^43:
„Anekdoten über eine gefallene Größe". —
Neue Freie Presse (Wiener polt. Blatt)
j8«.i, Nr. 68« und 704; 1872, Nr. 264« in
der „kleinen Chronik". Nr. 2647 5lL. und
Nr. 2648. — Grenz boten 1830. Bd. I,
S. 154 — 139: „Der Llorid und Mr. War«
rens"- — 18öö, Bd I, S, 70—80: ..War«
rens als Redacteur deo Lloyd". — Allge<
meine Zei tung (Augöburg. Cotta, 4".)
1872. S. 93. — Magazin für die Literatur
des Auslandes von Josef Lehman (Leipzig
4".) 1865. Nr. 37. 3. 580.
Porträt. Unterschrift.- „Eduard Warrens".
Kriehuber(lith.) 1836.Gedr.bei I . Ttoufs
in Wien. — Das „Illusirirte Wiener Crtra
blatt". 1872. Nr. 99 enthält eine Ansicht der
Villa Narrens in Payerbach aus der rylogr.
Anst. Mata lon i in Wien.
Warrens' Charakteristik von Daran Helfert.
Eö ist eine ungemein nachsichtige, ja nnlde
und doch im Ganzen zutreffende ^harakteri»
stik. welche dieser Historiograph dcr Bewe»
gungsperiode Oesterreichs von Warrens
entwirft. „Wenn luan. schreibt dcr Freiherr.
Warrens die bedeutendste, die kunstvollste
und gewandteste politische Zeder nennt, deren
sich die neuösterreich'sche Journalistik damals
und seither zu rühmen hatte, so ist das kaum
Uebertreibung. War es Leopold 3 and stein er.
der den feinen und eleganten Ton der fran«
zösischen Presse in die Wiener Journalistik
einführte, so zeigte sich Eduard Warrens
als der Mann, der die englisch»amerikanische
Zeitungssprache, jenes klare durchsichtige
Hantieren mit knappen Sätzen, mit reichen
und bei allein Sckiinmer und Glanz immer
anschaulichen Bildern, mit ofr überraschend
einfachen und ebendadurch um so mebr
packenden Antithesen in einem Grade in seiner
Macht hatte, die ihn gerade zu einem Meister
dieser Art Styls machten. Warrens katte
eine ziemllch mangelhafte Iugcndbildung
aenosftn. deren Lücken er als Mann mit
eisernem Fleiß und mit unermüdlicher '.'lus<
dauer, mit Abbruch vom Schlafe zu ergänzen
wußte, und so mit om Jahren ein reiche?
Wissen ansammelte. Aber der Untergrund
davon, die Hauptstärkc seines geistigen
v. Würzbach. biogr. Lerikon. 1.III. sGedr. 30 Schaffens, blieb immer sein. angebornes emi<
nentes Talent, frühzeitig angeregt, vielseitig
geübt uno öeschärfc in einem so hastig dahin«
rollenden politischen Treiben, wie das des
nordamecikanischen Volkes. Oder wehte es
E^nen nicht wie transatlantische Luft an, aus
dem Lande allgemeiner und entschiedener
Parteiung. wenn W a r r e n s. das alte
Solon'sckc Gesetz vor Auzen, gleiches von
den österreichischen Vollbürgern verlangte?
„Wir haben uns verpflichte!.", begann er den
zw^iien Leader dl'r ersten N ener Nunnner
(des Lloyd). „bei jeder wichtigen politischen
Frage des Ta^ü Parrei zu ergreifen. E5 gibt
kein anderes M.trel, Uln den Zweck deS con<
stituüonellen Sraateu zu erreichen, welcher
ist: dem W llen der Medrdcit innerhalb der
Grenzen, welche die Konstitution zieht. Gel.
tung zu verschaffen, als durch die Bildung
der Parteien. Nir betrachten diejenigen
zuvörderst als unsere Gegner, welche keine
Meinung auösprcchen. dann erst solche,
die eine andere Meinung als w!r zu der
ihrigen gemacht kaben. In dieser Zeit ist
Neutralität das höchste politische Vergehen.
Warrens ging keiner Frage aus dem Wege,
er faßte jl-de scharf ins Auge, er entsch'ed sie,
wie er sich vorgesetzt hatte, sie zu entscheiden,
mit einer blendenden, ofi mochte man sagen
sinnverwirrenden Dialektik. Es war nicht
immer oa5 Wahre, wofür rr sich cinsetzie,
aber jedenfalls für Jeden, der sich seinem
bestrickenden Naisonnement hingab, und
gewiß mit innerem Vehaaen hingab, schien
es das Wahre. Letzteres war besonders auf
dein Oebiric drr Fall. wo War rens von
Beginn nicht unbefangen dastand. Dic
Wiener Metamorphose des Triester Handels»
blattes sollte so oiel von ibrem früheren Na'
turell beibehalten, daß darin handelspolitische,
volkswirtschaftliche, finanzielle Fragen mt
Vorliebe behandelt wurden, und hier befano
sich Warrens in seinem eigentlichen Revier,
inner dessen Marken er sich mit Lust u.id
Laune herumtrieb. Mehr als bei anderen
Gegenständen war es hier der Fall, daß er
seine ganze Kunst darein legte. Tatze zu ver»
theidigen. oon deren ausnahmsloser Richtig-
keit er selbst nicht üd?r;eu>-;t war, Behaup«
tungen aufzustellen, deren stellenweise Blößen
nur durch das brillante Beiwerk, womit lr
sie zu umrahmen mußle. überdeckt werden
konnten, un5 d.iß er dabei nicht selten in eine
Leidenschaft und Tchärfc binein g^rieid. wo-
bei er gleichwohl jene Zormen ;n wahren
. Jänner 1886 ) 7
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Biographisches Lexikon des Kaiserthums Oesterreich
Wallnöfer-Weigelsperg, Band 53
- Titel
- Biographisches Lexikon des Kaiserthums Oesterreich
- Untertitel
- Wallnöfer-Weigelsperg
- Band
- 53
- Autor
- Constant von Wurzbach
- Verlag
- Verlag der Universitäts-Buchdruckerei von L. C. Zamarski
- Ort
- Wien
- Datum
- 1886
- Sprache
- deutsch
- Lizenz
- PD
- Abmessungen
- 13.41 x 21.45 cm
- Seiten
- 332
- Schlagwörter
- Biographien, Lebensskizzen
- Kategorien
- Lexika Wurzbach-Lexikon