Seite - 103 - in Biographisches Lexikon des Kaiserthums Oesterreich - Wallnöfer-Weigelsperg, Band 53
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so interessanten Schmarotzerpflanzen,
welcke er in'zahlreichen Exemplaren sam-
melte und deren interessanteste, den Bo-
tanikern bisher völlig unbekannte er in
der Umgebung des Vulkans Chiriqui in
der Republik Costarica vorfand. Dabei
ist als ganz besonderes Verdienst unseres
Reisenden anzuführen, daß er, da er alle
in den europäischen Warmhäusern bis
dahin gepflegten Gattungen und Arten
dieser Pflanze genau kannte, nur noch
jene sammelte, welche lebend bisher in
der alten Welt noch nicht gesehen worden
oder aber völlig unbekannt waren. Diese
Reise war mit unzähligen Beschwerden
und Mühseligkeiten verknüpft, Monate
lang brachte Warszewicz oft in Ge-
genden zu, wo er keinem menschlichen
Wesen begegnete, wo auch nicht die ge-
ringste Spur eines Weges ihm die Rich-
tung zeigte, welcher er folgen solle, und
wo er inmitten des Urwaldes, undurch»
dringlichen Dickichts in einander gewach-
sener Baumstämme und Schlingpflanzen
sich erst selbst den Weg bahnen mußte,
der dann in kurzer Zeit wieder so zu-
sammen und ineinander wuchs, daß die
Spur desselben unauffindbar war. Und
Hand in Hand mit den Mühseligkeiten
des erst zu bahnenden Weges gingen die
Unbilden des Klimas und des Wetters,
welche jeder Beschreibung spotten. Daß
unter solchen Verhältnissen auch eine
eiserne Constitution allmälig zusammen-
brechen mußte, wird Niemanden Wunder
nehmen, und wie lange auch Warsze»
wicz allen diesen verderblichen Ein»
ftüffen Widerstand leistete, endlich be-
zwangen ihn die Fieber, Taubheit stellte
sich ein, und nachdem er einen Hafen
erreicht, von welchem ihn ein Schiff nach
Europa bringen sollte, schiffte er sich, um
sicherem Tode zu entgehen, im August
1830 nach Europa ein. Im Herbste dieses Jahres veröffentlichte Warszewicz in
Berlin durch den Druck ein Verzeichmß
der von ihm gesammelten Pflanzen und
Pflanzensamen, worin viele ganz neue
oder sehr seltene Arten enthalten waren,
anläßlich deren Alexander Humboldt,
der selbst in seinen jungen Jahren die
Gegenden bereist hatte, welche dann
Warszewicz zu seinen botanischen
Zwecken durchforschte, diesem eine vom
14. October 1830 datirte Empfehlung
gab, in der er Joseph de Narsze-
wicz als „ I ^
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zeichnete. Im nämlichen Jahre verlieh
dem berühmten Reisenden auf Empfeh»
lung des Professors Czerwiakowski,
der denselben noch vom Jahre 1838
her kannte, der Senat des Freistaates
Krakau die Inspectorsrelle des botanischen
Gartens in Krakau. Warszew i cz
aber konnte vorderhand diesen Posten
nickt antreten, weil ihn während seines
Aufenthaltes in England, auf Vorfiel-
lungen des Lords Derby, die englische
Gartenbaugesellschaft zu einer neuen
Reise durch Südamerika, deren Dauer
auf drei Jahre festgesetzt war. engagirt
hatte. Nachdem er sich in seiner Gesund«
heit wieder erholt, schiffte er aus dem
Hafen von Southampton zum zweiten
Male in die neue Welt und landete Ende
November 1830 in Cartagena. Diese
zweite Reise war noch ergiebiger als die
erste an wissenschaftlicher Ausbeute.
Warszewicz bereiste nun Neu»Gra-
nada, Venezuela und Englisch » Guyana,
dann überschritt er die Grenze des
Kaiserthums Brasilien, den Rio Negro
und Maraguan, durchwanderte die mitter»
nachtlichen Provinzen dieses großen
Kaiserthums, und nachdem er die Kette
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Buch Biographisches Lexikon des Kaiserthums Oesterreich - Wallnöfer-Weigelsperg, Band 53"
Biographisches Lexikon des Kaiserthums Oesterreich
Wallnöfer-Weigelsperg, Band 53
- Titel
- Biographisches Lexikon des Kaiserthums Oesterreich
- Untertitel
- Wallnöfer-Weigelsperg
- Band
- 53
- Autor
- Constant von Wurzbach
- Verlag
- Verlag der Universitäts-Buchdruckerei von L. C. Zamarski
- Ort
- Wien
- Datum
- 1886
- Sprache
- deutsch
- Lizenz
- PD
- Abmessungen
- 13.41 x 21.45 cm
- Seiten
- 332
- Schlagwörter
- Biographien, Lebensskizzen
- Kategorien
- Lexika Wurzbach-Lexikon