Seite - 120 - in Biographisches Lexikon des Kaiserthums Oesterreich - Wallnöfer-Weigelsperg, Band 53
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Martinger 120 Wartinger
futterhavers', über die Grenzstieitigkeiten
der Steiermark mit Ungarn; über das
einst vom Lande erkaufte Neckt, den
Juden den Getreidehandel und selbst den
Ausenthalt darin zu verweigern; über
den Ursprung der Landessanitätsan-
stalten -, über, das Entstehen eines großen
Theiles der ständischen Schulden durch die
Uebernahme von Millionen an Hofschul'
den; über das Recht der Stände, das
stelermarkksche Incolat zu verleihen und
zu verweigern; über deren Recht, den
Landeshauptmann selbst zu wählen, aus
eigener Machtvollkommenheit Landtage
einzuberufen und auf denselben über
jeden Gegenstand ohne vorhergehende An>
zeige bei der Regierung frei zu verhan-
deln ; über den Silberbergbau in Zeiring
und mehrere gold- und stlberführende
Gewässer des Landes, sowie über ver-
sSiedene andere Angelegenheiten und
Verhältnisse des öffentlichen Lebens.
Höä'st erfolgreich für die Landesgeschichte
war vor Allem Warringer's langjährige
und unermüdliche Wirksamkeit am Ioan-
neum. Gleich nach Gründung dieses In-
stituts 18l1 forderte der edle Stifter
desselben ihn durch ein sehr huldvolles
Handschreiben auf, alle seltenen Urkunden,
Patente und andere wichtige Schriften
im Lande aufzusuchen und für dieses
Landesmuseum in der Ur- oder mindestens
in getreuer Abschrift zu erwerben. Mit
freudiger Bereitwilligkeit unterzog sich
Wart inger nun diesem ausgedehnten
Sammelgeschafte. Er unternahm in dieiei
Absicht, vom Erzherzoge und von den
Standen mit Vollmachten ausgerüstet,
während der Jahre 18l2 bis 1817
mehrere Reisen durch alle Theile von
Steiermark, in das Nachbarland Kärntcn
und nach dem an historischen Hilfsquellen
reichen Mittelpunkte der Monarckie, nach
Wien. Durch diese persönlichen Bemühuw i gen und durch namhafte Geldopfer, die
! er dem jungen Institute bei dessen be-
! schrankter Dotation durch die größten-
theils eigene Bestreitung der Reisekosten
im Stillen darbrachte, verschaffte er ihm
gleich anfangs über 3009 Original-
urkunden, sowie eine noch viel größere
Menge unter seiner Aufsicht genau
angefertigter Urkundenabschriften, und
legte in dieser Art gleichsam den ersten
Grund zum Ioanneumsarch ive. Von
allen Seiten wurde reichlich beigesteuert.
Wart inger brachte nun die anfangs
ganz chaotische Masse von Archivstücken
nach Gegenständen, Ländern und Ort-
> schaften der Zeitfolge gemäß in Ordnung,
verfaßte über sie ein verläßliches Ver>
zeichniß und besorgte die ursprüngliche
Anlage eines alphabetisch-chronologischen
Namenindex über alle in den Urkunden
erwähnten Personen, Ortschaften, Berge
Gewässer und andere Objecte. Insbeson»
dere ließ Wart inger es siä> angelegen
sein, die Privilegien der Städte und
Märkte des Landes zu sammeln und
dadurch deren Einwohnern, sowie den
Geschichtsschreibern und Topographen
die Kenntniß der Rechte derselben zu er»
leichtern. Aus den 800 Freibriefen, die
er auf solche Art zusammenbrachte, ließ
er sogar jene von Graz, Brück, Eisenerz,
Vordernberg undTüffer auf eigene Kosten
in Druck legen und widmete den ganzen
Ertrag des Verkaufes derselben den bezie-
hungsweisen Ortsarmen. Dabei ertheilte
er sowohl den Ständen und anderen
öffentlichen Behörden als auch einzelnen
Privatpersonen häusig Auskünfte in
historischer, genealogischer, heraldischer
und selbst in rechtlicher Beziehung, die sich
stets durch Gründlichkeit uud wahrheits«
gekreue Unparteilichkeit auszeichneten.
Anderseits weckte er in manchem studi«
renden Jünglinge die Lust zum Studium
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Buch Biographisches Lexikon des Kaiserthums Oesterreich - Wallnöfer-Weigelsperg, Band 53"
Biographisches Lexikon des Kaiserthums Oesterreich
Wallnöfer-Weigelsperg, Band 53
- Titel
- Biographisches Lexikon des Kaiserthums Oesterreich
- Untertitel
- Wallnöfer-Weigelsperg
- Band
- 53
- Autor
- Constant von Wurzbach
- Verlag
- Verlag der Universitäts-Buchdruckerei von L. C. Zamarski
- Ort
- Wien
- Datum
- 1886
- Sprache
- deutsch
- Lizenz
- PD
- Abmessungen
- 13.41 x 21.45 cm
- Seiten
- 332
- Schlagwörter
- Biographien, Lebensskizzen
- Kategorien
- Lexika Wurzbach-Lexikon