Seite - 128 - in Biographisches Lexikon des Kaiserthums Oesterreich - Wallnöfer-Weigelsperg, Band 53
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werden muß. Als Staatsanwalt in Gratz
1830 bis 4834 machte er sich bei den
öffentlichen Verhandlungen vor den
Schwurgerichten ebenso durch den
Scharfsinn, wie die gründliche Gesetzes-
kenntniß in kurzer Zeit sehr bemerklich.
Im Jahre 1833 gelang es ihm, durch
die gelungene Durchführung eines Testa-
mentsfälschungsproceffes den Armen»
verein der Stadt Gratz um die ansehn-
liche Summe von 300.000 fi. zu berei-
chern. In seiner Stellung als Abgeord-
neter des österreichischen Reichsrathes
von 1861 bis 1870 wußte er sich alsbald
eine bedeutende Geltung zu verschaffen.
Schon in den Verhandlungen im Jahre
1861, welche im September anläßlich
der Adreßdebatte, und zwar zunächst in ^
der ungarischen Frage, dann bezüg-
lich der Gericht sorg anisation, bei!
welcher Gelegenheit er als Beuchter- !
statter des Ausschusses spracb, und in den
Verhandlungen, welche über den Gesetz-
entwurf zum Schutz der persönli-
chen Freiheit stattfanden, hatte er
seine glänzenden Tage. Auch in den Be-
rathungen des Jahres 1862 finden wir
den Rechtsgelehrten in wichtigen Fragen
vertreten, so in den Verhandlungen über
den Iustizetat, über das Gesetz wegen
Erhöhung des außerordentlichen Za>
scklages zu den directen Steuern, dann
über die Autonomie der einzelnen Kron-
lander, endlich über die Reform des
Strafgesetzes, bezüglich welcher er den
Anschauungen des Staatsministers ent-
gegentrat. Die Verhandlungen in dieser
Angelegenheit, in welcher Oberstaats'
anwalt Waser seine Rechtsanschauungen
mit allem Eifer aufrecht hielt, wurden
von der Prejse in einer demselben ab»
träglichen Weise wiedergegeben. I n den ^
letzten Tagen des Jahres 1864 ging das
Gerücht, Oberstaatsanwalt von Waser! solle das Portefeuille des Iustizministers
übernehmen. Nachdem nämlich der
Staatsminister an den damaligen Justiz,
minister Dr. von He in ein Schreiben
gerichtet, in welchem er ihm den Rück»
tritt als Iustizminister als Nothwendig,
keit darstellte, schrieb der damalige Ver»
waltungsminister Ritter von Lasser an
Herrn von Waser, um ihn für den
Posten des Iustizministers zu gewinnen/
indem schon uorher der Iustizminister
von Hein dem Oberstaatsanwalt die
Stelle als Sectionschef in seinem Mini-
sterium angeboten hatte. Während nun
Waser diesen letzteren Antrag ent»
schieden und bedingungslos abgelehnt
hatte, führten auch die Verhandlungen
bezüglich des Ministerpoftens zu keinem
Resultat, und Waser blieb wie bisher
Oberstaatsanwalt in Gratz und erst mit
Ende des nächsten Jahres, als das Sisti-
rungsministerium Belcredi ans Ruder
kam, sollte eine unverinuthete Verände»
rung erfolgen. Das Gratzer politische
Blatt „Der Telegraph" hatte im De-
cember g. I . das Programm der auto»
nomen Partei in der auswärtigen Po»
litik veröffentlicht und wurde die Num nec
von der Polizeibehörde mit Beschlag be«
legt, worauf der Staatsanwalt in Gratz
die Anklage auf das Verbrechen der Stö»
rung der öffentlichen Ruhe gegen das
Blatt erhob. Das Journal ließ nicht so
mir nichts dir nichts diese Anschuldigung
über sich ergehen und appellirte; kurz:
nach verschiedenen Bescheiden gab
Dr. von Waser als Oberstaatsanwalt
die Weisung, von der Klage abzustehen
und bemerkte in dem an das Ministe»
rium über diesen Vorgang erstatteten
Berichte, daß der Artikel nicht etwa das
Werk eines einzelnen Redacteurs, son-
dern das Programm der ganzen autono»
mistischen Par te i sei, d e r e r se lbs t s e h r
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Biographisches Lexikon des Kaiserthums Oesterreich
Wallnöfer-Weigelsperg, Band 53
- Titel
- Biographisches Lexikon des Kaiserthums Oesterreich
- Untertitel
- Wallnöfer-Weigelsperg
- Band
- 53
- Autor
- Constant von Wurzbach
- Verlag
- Verlag der Universitäts-Buchdruckerei von L. C. Zamarski
- Ort
- Wien
- Datum
- 1886
- Sprache
- deutsch
- Lizenz
- PD
- Abmessungen
- 13.41 x 21.45 cm
- Seiten
- 332
- Schlagwörter
- Biographien, Lebensskizzen
- Kategorien
- Lexika Wurzbach-Lexikon