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Mllyna 463 Mayna
hatte er das Glück, eine Anstellung
im Comptoir eines ansehnlichen Bank»
Hauses in Wien zu erhalten. I n diesem
großartigen Geschäfte, in welchem der
Chef des Hauses mit Umsicht waltete,
mit einem Scharfblick ohne Gleichen die
ewig wechselnden Bewegungen des Welt-
marktes überschaute und mit nichts
weniger als gewagten, sondern durch die
gegebenen Umstände gebotenen Opera-
tionen vorzugehen und dieselben auch in
sorgfältiger Erwägung den Zeituerhält'
nissen anzupassen verstand, in diesem Ge»
schäfte, in welchem thatsächlich der
Mensch selbst mit seinen höheren Zwecken
wuchs, gewann Wayna eine ganz
andere Ansicht von dem Handel und dem
Kaufmannsstande, als ihm eine solche in
dem unbedeutenden Kramladen seines
Onkels, eines Kleinkaufmannes, werden
konnte. Durch dieses Gebaren seines
Chefs, eines auch geistig hervorragenden
Mannes, mächtig angeregt, begann er
mit seltenem Eifer das Studium der
Nationalökonomie, als derjenigen Wissen»
schaft, durch welche sich dem Mercantil»
geschäfte auch noch eine höhere An-
schauung und Auffassung abgewinnen
ließ. Dabei noch aus früheren Jahren
die Liebe für die Classiker bewahrend,
blieb er auch der Lecture und dem Stu-
dium derselben in seinen Mußestunden
treu. Das war freilich kein kaufmannisches
Gebaren nach der Schablone, welches im
Dütendrehen, Kaffee» und Zuckerwagen
und Pfefferstoßen das Um und Auf des
mercantilen Geschäftes erblickt. 1799
wurde er von seinem Chef auf Geschäfts-
reisen geschickt, auf welchen sich sein kauf»
männischer Blick erweiterte, und 1802
trat er aus den bisherigen Dienstverhält-
nissen, erhielt von der Regierung ein
Großhandlungsprivilegium und gründete
nun das unter der noch heute bestehen- den Firma Wayna und Comp. bald in
der Geschäftswelt mit Achtung genannte
Kaufhaus. I n den ersten Jahren nahmen
die speciellen Handelsgeschäfte seine ganze
Aufmerksamkeit und Thätigkeit in An»
! spruch. 1810 bot sich ihm aber Gelegen-
heit dar, aus seinem Kreise mehr in den
Vordergrund zu treten. Der Finanz-
! minister ließ an das Gremium der Wiener
! Großhändler die Aufforderung ergehen,
! Vorschlage zu macben, wie den Verderb-
! lichen Fluctuationeu des Papiergeldes
! Schranken zu sehen wären. Auf die Ein-
i ladung der Gremialvorstände an die ein
! zelnen Großhändler, ihre Ideen mitzu°
! theilen, wurde die Eingabe W ayna's
^ von dem zur Prüfung der Einlaufe auf-
! gestellten Ausschuß würdig befunden,
dem Ministerium vorgelegt zu werden,
i Im Jänner l8lo ergriff dann Wayna
! die Gelegenheit, sich öffentlich auszu»
^ sprechen. Im „Rheinischen Merkur",
! welcher damals sehr stark verbreitet war,
hatte nämlich Görres die österreichische
Verwaltung wegen der Schwankungen
! der österreichischen Staatspapiere rück-
! haltslos angegriffen. Wayna sandte eine
Widerlegung dieses Angriffs unter dem
Titel: »Antwort auf eine Frage an
Oesterreichs Politik" an den Verfasser
für den „Rheinischen Merkur" ein; bald
darauf erschien dieselbe in außerordent«
lichen Beilagen zur „Allgemeinen Zei»
tung" und später in einem Hefte beson-
ders abgedruckt ohne Angabe des Druck-
ortes. Da die Druckschrift anonym aus»
gegeben wurde, hielt man einen damals
rühmlichst bekannten Staatsmann für
den Verfasser, bis Wayna, um Miß'
deutungen vorzubeugen, sich nannte.
Nach dem Pariser Friedensschlüsse des
Jahres 48 lo war es die nächste Aufgabe
der Regierungen, Alles anzuwenden, wo-
durch der infolge der langen verheerenden
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Buch Biographisches Lexikon des Kaiserthums Oesterreich - Wallnöfer-Weigelsperg, Band 53"
Biographisches Lexikon des Kaiserthums Oesterreich
Wallnöfer-Weigelsperg, Band 53
- Titel
- Biographisches Lexikon des Kaiserthums Oesterreich
- Untertitel
- Wallnöfer-Weigelsperg
- Band
- 53
- Autor
- Constant von Wurzbach
- Verlag
- Verlag der Universitäts-Buchdruckerei von L. C. Zamarski
- Ort
- Wien
- Datum
- 1886
- Sprache
- deutsch
- Lizenz
- PD
- Abmessungen
- 13.41 x 21.45 cm
- Seiten
- 332
- Schlagwörter
- Biographien, Lebensskizzen
- Kategorien
- Lexika Wurzbach-Lexikon