Seite - 170 - in Biographisches Lexikon des Kaiserthums Oesterreich - Wallnöfer-Weigelsperg, Band 53
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Weber, Vcda (6) 70 Weber, Beda
nichts" pflegte der praktische Vater zu
sagen, und so mußte Johannes — den
Namen Beda erhielt er später als
Klostergeistlicher — das Schufterhand-
werk erlernen. Schon hatte er die drei
Lehrlingsjahre hinter sich und sollte eben
als Geselle die Wanderung in die Fremde
antreten, als er seinem ehemaligen
Lehrer, dem Franciscanermönch Clemens
Spieglgraber, begegnete, der ihn
ganz bündig anredete: ob er denn nicht
vernünftig werden und studiren wolle.
Nun ließ sich Weber auch nicht langer
halten, wohl hatte er noch den Wider-
stand des Vaters zu besiegen — die
Mutter stand auf des Sohnes Seite —
und es gelang, er genoß ein halbes Jahr
den Unterricht des erwähnten Mönchs
im Latein und ging dann nach Bozen,
um dort das Gymnasium zu besuchen.
Zu einer Unterstützung des Sohnes
wollte sich der Vater nimmer herbei-
lassen, so trat denn Johannes mit
zwanzig Gulden und drei Tmpfehlungs-
briefen seine Reise nach Bozen an. Bald
fanden sich gute Menschen, die sich des
Jünglings annahmen, er erhielt eine
Hauslehcerftelle, und so war sein Unter-
halt gesichert. Vier Jahre blieb er im
Hause des Barons Joseph von Giova-
nel l i , dessen Kinder er unterrichtete,
und setzte dabei seine Studien fort, die
ihm aber ganz und gar nicht genügten,
weshalb er m einer eifrigen, doch regel<
losen Lectüre, zu welcher mit Ausschluß
deutscher Bücher die OonkesZioiiOZ deS
h. Augustin, dessen Buch Ds Oivitats
Del, die Briefe des h. Hieronymus, das
griechische neue Testament u. a. gehörten,
das Fehlende zu ergänzen strebte. Ueber»
dies förderte ihn der nähere Umgang mit
dem Baron und dessen Schwester An-
tonie, die dem Jünglinge ihre volle
Theilnahme zuwandten. „Scheinbar un- heilbar c:n der Brust leidend, bezog ich",
schreibt Weber in seiner Selbstbiographie
— wir führen diese Stelle absichtlich an,
weil wir daraus erfahren, wie es mit
seinen theologischen Anschauungen bestellt
war — „im Herbste 4818 die Hochschule
zu Innsbruck. Damals lehrten dort fast
lauter Männer der Iosephinischen Schule,
im offenbaren Widerspruch mit der Kirche,
zum Theile Spötter im Sinne der lieder»
lichen Encyklopädisten. Ich ging in alle
ihre Doctnnen ein, so weit sie mit dem
Verstande erfaßt werden konnten, aber
ohne Glauben dafür, ohne Zutrauen zu
den lehrenden Personen oft trotzig und
formlos gegen täglichen Frohn. Ich er»
hielt ein Stipendium von der Regierung,
die Luft des Innthals machte mich gegen
alle Erwartung gesund und viel Bewe»
gung durch Berg und Thal rüstig und
stark. Mein Studium ging auch hier
wieder neben der Schule einher. Grie<
chische und lateinische Philologie, neuere
Sprachen, griechische Kirchenhistoriker, des
Flavius Iosephus, Eusebius, Theo<
doret und Anderer Werke, die poetische
Literatur der Kirchenvater und nebenbei
viele Nachholung der deutschen, die ich
'ast gänzlich vernachlässigt hatte, beschäf»
tigten mich ganz. Auch sing ich die spe»
ciell tirolischen Studien an, welche spater
bekannte Schriften zur Folge hatten".
Im October 4320 trat Weber in das
nahe bei Burgeis im Oberinnthal ge>
legene Benedictinerstift Marienberg. Nach
jahrlangem Noviciat legte er, der bereits
wieder zu kränkeln begann, am 2l. Oc»
tober 1821 die Klostergelübde ab. Nun
schickten ihn seine Oberen nach Inns»
brück, wo seine Gesundheit wieder erstarkte
und er die ersten zwei Jahre Theo-
logie unter Ber to ld i , Heilmoser,
Probst und Anderen hörte und wie er
selbst schreibt: die schmerzlichsten Stu-
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Buch Biographisches Lexikon des Kaiserthums Oesterreich - Wallnöfer-Weigelsperg, Band 53"
Biographisches Lexikon des Kaiserthums Oesterreich
Wallnöfer-Weigelsperg, Band 53
- Titel
- Biographisches Lexikon des Kaiserthums Oesterreich
- Untertitel
- Wallnöfer-Weigelsperg
- Band
- 53
- Autor
- Constant von Wurzbach
- Verlag
- Verlag der Universitäts-Buchdruckerei von L. C. Zamarski
- Ort
- Wien
- Datum
- 1886
- Sprache
- deutsch
- Lizenz
- PD
- Abmessungen
- 13.41 x 21.45 cm
- Seiten
- 332
- Schlagwörter
- Biographien, Lebensskizzen
- Kategorien
- Lexika Wurzbach-Lexikon