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Weber, Karl Maria (29) 200 Meder, Maria (29)
Schauspielhaus mit dem „Freistbütz" er-
öffnen wolle, beschleunigte Weber den
Abschluß dieses herrlicben Werkes, ging
aber sofort an die Composition der.
Musik zu A. P. Wolf f 's Schauspiel
„Preciosa", welche er in sechs Wochen
beendete und die als Vorläufer des „Frei-
schütz" am 14. März 1821 in Berlin in
Scene ging. Eine Concertreise führte ihn
mit seiner Gattin durch Norddeutschland
bis Kopenhagen. Im Frühling 1821
traf er mit ihr in Berlin ein, um die
Proben zum „Freischütz" zu beginnen,
welcher am 18. Juni 1821 zur, Auffüh»
rung gelangte und unbeschreiblichen Bei'
fall erhielt; er war unbestritten die erst?
eigentlich deutsche Oper, die bis heute
in ihrer Art unübertroffen dasteht und
immer gleiche Anziehungskraft besitzt.
Sie erfocht auch den Sieg über Spon-
tini's einige Wochen spater aufgeführte
„Olympia" und sollte für die streitenden
Kunstparteien der nordischen deutschen
Hauptstadt den Sieg deutschen We>
sens, deutscher Wahrheit, Schlichtheit
und Schönheit über fremdländischen
Pomp bedeuten. Um diese Zeit schon
fühlte Weber die Vorboten eines ernst-
lichen Brustleidens, und mit diesem kehrte
er nach zweimonatlichem Aufenthalte in
Berlin nach Dresden zurück. Eine nun
an ihn gelangte Berufung als Hofcapell-
meister nach Cassel lehnte er ab und ging
an weiteres Schaffen. Von größeren Ar»
beiten nennen wir die komische Oper
„Die drei Pintos": Barbaja, der
Pächter der Wiener Hofbühne, stellte ihm
den Antrag, eine große Oper zu schrei»
ben, den Weber auch annahm, indem
er „Euryanthe", Text von Wilhelmine
von Chezy, wählte. Er reiste nach Wien.
um die Verhältnisse daselbst kennen zu
lernen, und beeilte sich nach seiner Rück-
kehr, so mit der Composition der Oper, daß sie im August 1823, innerhalb eilf
Monate, vollendet war. Daneben ent-
stand außer einigen kleineren Werken
die Festcantate zur Vermälung des Prin-
zen Johann. Am 23. October 1823
ging „Euryanthe" mit Henriette Sonn-
tag M . XXVII , S. 68 j^ in der Titel-
rolle, an der Wiener Hofoper in Scene.
Die ersten drei der zwanzig Vorstellungen
leitete Weber selbst, dann kehrte er
schwer krank nach Dresden zurück. Trotz
des nicht zu klaren Textes ist „Euryan-
the" Repertoirestück geblieben, der Reiz
! der prächtigen Musik war ein zu großer
Musikforscher wollen nun wissen, die
eigentliche Bedeutung dieser Oper liege
darin, daß mit Hinblick auf die heutige
Entwickelung der dramatischen deutschen
Musik die Reformen Richard Wag»
ner'ä eben an diese Oper Weber's an-
geknüpft haben. Obwohl schwer leidend,
übernahm unser Tonkünstler doch die
Leitung der Klovstockfeier in Quedlin-
bürg, dann aber ging er, 1824, nach
Marienbad, dort Heilung suchend für
sein Leiden, und schloß darauf die Unter-
handlungen wegen eines Opernauftrages
— wobei ihm die Wahl zwischen „Faust"
und „Oberon" gelassen war — für das
Coventgardentheater in London ab.
Weber wählte letzteren. Da der Text in
englischer Sprache abgefaßt war, erlernte
er dieselbe. 1823 ging er an die Com>
Position; besuchte noch Ems zur Linde»
rung seines unaufhaltsam fortschreiten-
den Leidens und beendete im Jänner
1826- die Oper' „Oberon", die sein
Schwanengesang war. Nun traf er, un>
geachtet aller Abmahnungen seiner
Freunde und der Thränen seiner besorg-
ten Gattin, Anstalten zur Reise nach
London: er hoffte in England auf so
reichen Göwinn, um die Zukunft der
Seinm dadurch sicherstellen zu können.
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Buch Biographisches Lexikon des Kaiserthums Oesterreich - Wallnöfer-Weigelsperg, Band 53"
Biographisches Lexikon des Kaiserthums Oesterreich
Wallnöfer-Weigelsperg, Band 53
- Titel
- Biographisches Lexikon des Kaiserthums Oesterreich
- Untertitel
- Wallnöfer-Weigelsperg
- Band
- 53
- Autor
- Constant von Wurzbach
- Verlag
- Verlag der Universitäts-Buchdruckerei von L. C. Zamarski
- Ort
- Wien
- Datum
- 1886
- Sprache
- deutsch
- Lizenz
- PD
- Abmessungen
- 13.41 x 21.45 cm
- Seiten
- 332
- Schlagwörter
- Biographien, Lebensskizzen
- Kategorien
- Lexika Wurzbach-Lexikon