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Weber, Vincenz (37) 218 Weber, Vincenz (37)
fehlen. Nach beendeten Gymnasialclafsen
ging Weber nach Brunn, wo er Philo-
sophie hörte, und von da nach Wien, um
für das gewählte Fachstudium der Me-
dicin sich auszubilden. Spater bezog er
die Prager Universität. Doch blieb er
wahrend dieser ernsten Berufsarbeiten
nicht poetisch unthätig, schrieb vielmehr
einige Prologe und zahlreiche Gedichte,
von denen mehrere gelegentlich der In-
stallationen von Professoren oder sonst
bei festlichen Anlassen öffentlich vor-
getragen wurden, auch begann er einen
Roman unter dem Titel „Der Philosoph
des 19. Jahrhunderts" und beendete
einen zweiten geschichtlichen in zwei
Banden, der in der Joseph mischen Zeit
spielt und den Titel führt: „Das Mao-
chen von Sebele"; er übergab aber den-
selben wenige Monate vor seinem Tode
den Flammen, wie er Gleiches mit einer
großen Menge seiner Gedichte that. Ge»
druckt erschienen von ihm in der von
Rudolf Glaser herausgegebenen Zeit-
schrift „Oft und West" im Jahrgang
1837: „Besuche in dem Prager Irren»
hause zu St. Katharina". Eine größere
um diese Zeit entstandene metrische
Arbeit „Der Beruf. Gedicht in sechs Ge>
sängen" blieb unvollendet. Dann schrieb
er auf Anregung eines ihm befreundeten'
Compositeurs im Jahre 4838 die histo-
rische dreiactige Oper „Heinrich IV.",
welche aber, -da derselbe die Musik zu
liefern vergaß, nie zur Aufführung ge»
langte. Nachdem nun Weber 1839 noch
eine Reise nach Italien unternommen
und mittlerweile das medicinische Doc-
torat erworben hatte, ließ er sich auf
Wunsch seiner Eltern in seinem Geburts-
orte Trautenau als praktischer Arzt
nieder. Bald darauf verlor er seinen
Vater durch den Tod, und nachdem er
selbst eine längere schwere Krankheit überstanden, übersiedelte er nach Zwittau
in Mähren, in welcher Stadt er bis 1847
die ärztliche Praxis ausübte. Hier war
es, wo er ohne alle äußere Anregung,
nur dem eigenen Schaffensdrange fol»
gend, seinen „SpmtllrnZ" dichtete. Mit der
vollendeten Dichtung reiste er nach Wien,
las das Stück in einem Kreise geistiger
Freunde vor und elektrisirte die Zuhörer,
die bald die feste Zeichnung der Cha-
raktere, bald die Energie der Sprache
und stets einen poetisch-schöpferischen
Geist an dem Verfasser bewunderten. Am
16. April 1843 gelangte das fünfactige
Trauerspiel im Burgtheater zur Auffüh-
rung, bei welcher ihm mit mehrmaligem
Hervorruf jubelnde Anerkennung zutheil
wurde; das Stück erschien im nächsten
Jahre auch im Druck. Dem „Spartacus"
folgte das Trauerspiel „Nie MalMitin",
welches auch auf demselben Theater,
gleichfalls mit günstigem Erfolge in Scene
ging. Sein nächstes Drama „AtlMüis"
wurde als zu wenig bühnenwirksam von
der Hofburgihealerdirection zurückge»
stellt; er ging nun an eine Umarbeitung
desselben und reichte es unter verän»
dertem Titel: „Eine Kaiserin au5 dem Valke"
von neuem ein, ohne jedoch einen gün-
stigeren Erfolg zu erzielen: denn auch
jetzt blieb es unausgeführt. Wenn der
Dichter über diesen wiederholten Miß-
erfolg auch die Aeußerung machte: „keine
Zeile mehr schreiben zu wollen", so
konnte er doch seinem angeborenen
Schaffensdrange nicht widerstehen und
als ihn eine hochgestellte Persönlichkeit
aufforderte, einen Stoff aus der vater-
ländischen Geschichte dramatisch zu bear-
beiten, dichtete er das Drama „Ver letzte
Nitter", worin er aber nicht wie Anasta-
sius Grün episch den Kaiser Max ver>
herrlichte, sondern dessen treuen Va«
fallen Franz von Sickingen auf die
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Buch Biographisches Lexikon des Kaiserthums Oesterreich - Wallnöfer-Weigelsperg, Band 53"
Biographisches Lexikon des Kaiserthums Oesterreich
Wallnöfer-Weigelsperg, Band 53
- Titel
- Biographisches Lexikon des Kaiserthums Oesterreich
- Untertitel
- Wallnöfer-Weigelsperg
- Band
- 53
- Autor
- Constant von Wurzbach
- Verlag
- Verlag der Universitäts-Buchdruckerei von L. C. Zamarski
- Ort
- Wien
- Datum
- 1886
- Sprache
- deutsch
- Lizenz
- PD
- Abmessungen
- 13.41 x 21.45 cm
- Seiten
- 332
- Schlagwörter
- Biographien, Lebensskizzen
- Kategorien
- Lexika Wurzbach-Lexikon