Seite - 285 - in Biographisches Lexikon des Kaiserthums Oesterreich - Wallnöfer-Weigelsperg, Band 53
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) Joseph 285 Joseph
13. April l820 zu Weigl 's Benefiz
aufgeführt, von der Kritik den Schöpfun«
gen Gluck's zur Seite gestellt und Sa-
lieri zu dem Ausspruche über das „clas-
sische" Werk, wie er es nannte, veran-
lassend: „Viva lg.
<^NÄn6.s) 6 ii'cittäi
und „Die eiserne Pforte", mit welcher
deutschen Oper Weigl 1323 von der
Bühne Abschied nahm. Der häusige Ver-
pachtungswechsel war nichts weniger als
nach seinem Sinne, und so gedachte er
nach vierzigjähriger Wirksamkeit sich in
den Ruhestand zurückzuziehen. Da er
aber vom Compomren nicht lassen mochte,
wendete der damals Sechzigjährige fich
der Kirchencomposition zu, in welcher er
in jungen Jahren sich wohl wiederholt
versuchte, die er aber bald aufgab, als
sein Lebensgang ihn mit der Bühne in
so enge Verbindung gebracht hatte.
Eben war er mit der Composition einer
großen Messe beschäftigt, als ihn der
damalige Hofmusikgraf bei dieser Arbeit
überraschte und mit der Frage an ihn
herantrat, ob er geneigt sei, die Stelle
eines Vice'Hofcapellmeisters zu über-
nehmen. Weigl sagte zu, erhielt sie am
26. Jänner 182? und brachte nun seine
erste Messe in (7-H?,l?- sammt Graduale und
3)ffertorium am 8. December d. I . zur
Aufführung. Es folgten in kurzen Zwi-!
schenräumen noch acht große Messen und
zehn Gradualien und Offertorien, in
denen der Kirchenstyl in würdigster Weise
hervortritt und mit dem echt kirchlichen
Pathos eine contrapunktische Strenge
sondergleichen sich vereint. Diese Kir»
chencompositionen, die nicht im Druck
erschienen sind, werden im Fürst Lob»
kowitz'schen Archive aufbewahrt. So
war Weigl unter beständiger Thätigkeit
in der ihm so liebgewordenen Musica
71 Jahre alt geworden, als ihn sein Kaiser mit der großen goldenen Civil-
Ehrenmedaille auszeichnete, die ihm in
Gegenwart aller Mitglieder der k. k. Hof-
capelle am 18. Mai 1839 überreicht
wurde. Nun zog er sich von aller musi-
calischen Thätigkeit zurück und lebte aus»
schließlich seiner Familie, bis er im Alter
von 80 Jahren sanft aus diesem Dasein
schied. Seine sterbliche Hülle wurde auf
dem Währinger allgemeinen Friedhofe
im eigenen Grabe bestattet. Weigl war
um das Jahr 1803 mit E l i s a b e t h
B e r t i e r in den Stand der Ehe ge-
treten. Die Reichshauptftadt Wien und
die musicalischen Körperschaften derselben
und anderer Städte hatten dem Compo-
nisten mannigfache Ehren verliehen: die
Commune Wien 1828 das Ehrenbürger'
diplom, daü Conservatorium der Musik
in Mailand 1812, die Gesellschaft der
Musikfreunde des österreichischen Kaiser«
staates in Wien 1826, die Cäcilien-
akademie zu Nom und mehrere Musik-
vereine der österreichischen Provinzial«
städte die Ehrenmitgliedschaft. Wir er-
gänzen diese Lebensskizze, zum größten
Theile nach Weigl's eigenen Aufzeich-
nungen entworfen, durch eine vollstän'
dige, nach den Sprachen getheilte chro»
nologische Uebersicht seiner Werke und
eine gleiche seiner Bildnisse.
I. Chronologische Nebersicht der Compolitionen
Joseph Wcigl's. ^. Deutsche Opern:
1783: „Di? unnüke Vorsicht oder die betro^
gene Arglift". Weigl'ä erstes größeres Werk,
im Alter von sechzehn Jahren compomrt. —
1792.- „Der Trrazzensammler". 1 Act. —
1794: „Das Petermännchen". 2 Abtheilungen,
für da6 Leopoldstädter Theater geschrieben.
— 1798: „Das Dorf im Gebirge". 1 Act.
Gefiel gan; besonders im Auslande. —
1305: „Vestas Feuer". 6 Acte für das Theater
an der Wien. — 1807: "„Kaiser Hadrian".
3 Acte Mainz, Schott). - *„Ofwde". 1 Act
lVonn, Timrock). — 1808: *„Das Waisen«
haus". 2 Acte ^Leipzig, Breittopf). — 1809:
*„Die Schweizer-Familie". 3 Acte. Dieses
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Buch Biographisches Lexikon des Kaiserthums Oesterreich - Wallnöfer-Weigelsperg, Band 53"
Biographisches Lexikon des Kaiserthums Oesterreich
Wallnöfer-Weigelsperg, Band 53
- Titel
- Biographisches Lexikon des Kaiserthums Oesterreich
- Untertitel
- Wallnöfer-Weigelsperg
- Band
- 53
- Autor
- Constant von Wurzbach
- Verlag
- Verlag der Universitäts-Buchdruckerei von L. C. Zamarski
- Ort
- Wien
- Datum
- 1886
- Sprache
- deutsch
- Lizenz
- PD
- Abmessungen
- 13.41 x 21.45 cm
- Seiten
- 332
- Schlagwörter
- Biographien, Lebensskizzen
- Kategorien
- Lexika Wurzbach-Lexikon