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Meigl, Thaddäus 292 Meigl. Thaddäus
berühmteren Compositeurs J o s e p h
W e i g l ^S. 279^, verrieth er schon in
jungen Jahren ungewöhnliche Neigung
und Talent zur Musik, welche durch seine
Umgebung nur noch mehr genährt wur>
den; sein Vater spielte nämlich trefflich
ein Streichinstrument, seine Mutter
glänzte als Sängerin, sein um zehn
Jahre alterer Bruder Joseph war in
der Musik schon weit vorgeschritten, und
zu den Freunden des Hauses, welche
dasselbe oft besuchten und darin gar
herrliche Musik machten, gehörten
Alb rechts berger, Dittersdorf,
Haydn, Kreibich, Mozart , Sc^
l ier i , Umlauft und Wanhal; daß
unter solchen Verhältnissen die bereits
vorhandene Anlage nur immer reicher
sich entfaltete, kann nicht Wunder
nehmen. Als dann Thaddäus im
Alter von neun Jahren seiner Gesund-
heit wegen die ungesunde Stadtluft mit
d '^r würzigen auf dem Lande vertauschen
mußte, wurde er zu einem alten Freunde
des Vaters, dem Negenschori in Korneu»
bürg Sebastian Witzig, gegeben, der,
ein Schüler des tüchtigen Kirchencompo-
nisten Matthias Georg Mann Mand
XVI, S. 378^, sowohl Weigl's Bruder
Joseph als auch dein berühmten Con>
trapunktisten Albrechtsberg er musi-
calischen Unterricht ertheilt hatte. Unter
der Leitung des betagten Lehrers wid>
mete sich Weigl, wahrend er dem Stu-
dium der ersten Grammaticalclajsen ob»
lag, auch fleißig der Musik, indem er
Singen und Clavierspielen lernte, sich
auch, und zwar mit nicht geringem Erfolg
im Präludiren übte und schon das
Violinspiel begann. Nach einem Jahre
kehrte er mit gekräftigter Gesundheit
nach Wien zurück, wo er unter Albrecht s-
berger in der Musik sich weiter aus-
bildete und wahrend eines sechsjährigen ! stufenweise betriebenen Studiums zuletzt
die Compositionslehre und die alten
Meister studirte. Wie Weigl in einer
autobiographischen Aufzeichnung be-
richtet, „erlaubte ihm Albrechtsber-
ger zum Galanteriespiele nur die Werke
eines Händel und Bach; jene Mo»
zart's und Haydn's waren in seines
Lehrers Augen nur Zuckerbrod, das alle
Monat blos einmal genossen werden
durfte". Aber während der Meister so
sprach, ging Weigl doch seinen eigenen
Weg und vertiefte sich in die Meister-
werke der Letzteren, welche ja in der
Stube, die er mit seinem Bruder Jo-
seph gemeinschaftlich bewohnte, auf
Tischen und Stühlen umherlagen, und
welche er, wenn er allein war, vornahm
und auf das eifrigste aus ihren Parti-
turen studirte. Als ihn eines Tages seine
Mutter, die ehemals berühmte Sängerin,
die in Gluck's Opern geglänzt hatte,
bei diesem Studium Mozart'scher und
Haydn'scher Partituren überraschte, er-
munterte sie ihn nur noch mehr darin,
übernahm, um es ihm leichter und an-
genehmer zu machen, wohl ein und das
andere Mal selbst die Gesangspartien
und förderte in dieser Weise des jüngeren
Sohnes Fortschritte in so glücklicher
Weise, daß er seinen Bruder, der bisher
in der Hofcavelle als Cembalist bedienstet
gewesen und nach Salieri 's Versetzung
in den Ruhestand von Kaiser Leo-
po ld I I . zu dessen Nachfolger ernannt
worden war, im Orchester des Hofthea»
terä suppliren konnte. Nun aber war es
nicht in der Absicht des Vaters gelegen,
nachdem schon der ältere Sohn die Musik
als Beruf gewählt, daß auch der jüngere
sich ihr zum gleichen Zwecke widme.
Wohl boten sich demselben auch auf
dieser Laufbahn die vortheilhaftesten
Aussichten, denn durch seinen Vater und
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Buch Biographisches Lexikon des Kaiserthums Oesterreich - Wallnöfer-Weigelsperg, Band 53"
Biographisches Lexikon des Kaiserthums Oesterreich
Wallnöfer-Weigelsperg, Band 53
- Titel
- Biographisches Lexikon des Kaiserthums Oesterreich
- Untertitel
- Wallnöfer-Weigelsperg
- Band
- 53
- Autor
- Constant von Wurzbach
- Verlag
- Verlag der Universitäts-Buchdruckerei von L. C. Zamarski
- Ort
- Wien
- Datum
- 1886
- Sprache
- deutsch
- Lizenz
- PD
- Abmessungen
- 13.41 x 21.45 cm
- Seiten
- 332
- Schlagwörter
- Biographien, Lebensskizzen
- Kategorien
- Lexika Wurzbach-Lexikon