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Weigl. Nibard 299 ^ Sarkander
letzt bekleidete er die Stelle eines k. k. Polizei-
Obercommissärs und Referenten der Unter>
stü^ungsangelegenheiten des ah. Hofes. In
dieser Eigenschaft lernre ich Weigl kennen,
der sich mir zugleich als Schriftsteller vor»
stellte. Nnd ein solcher war er auch, wenn«
gleich kein selbständiges Werk von ihm er«
schienen ist. int ausgedehntesten Maße und
mit glücklicher Begabung. Er schrieb viel Kri-
tisches, namentlich über Dramen verschiedener
Autoren des In- und Auslandes, dann No-
vellen, in welchen sich feiner Natursinn und
eine scharfsinnige Auffassung der 3ebensver<
Hältnisse bekunden; ferner allerhand andere
Iournalartikel und auch Gedichte, welche sich
sämmtlich in uormärzlichen Journalen, vor<
nehmlich in der Bäuerle'schen „Theater«
Zeitung", im „Humoristen" und in den von
Seidl und (3a stellt redigirtm Taschen«
büchern „Veilchen", „Iduna". „Freund des
schönen Geschlechts", „Gedenke mein". „Huloi»
gunst der Frauen" u. a. abgedruckt befinden.
In seinen Gedichten macht sich eine vollendete
Form bemerkbar, seine Urtheile über Theater
und Literatur verrathen tüchtige literar»
geschichtliche Kenntnisse, eine ausgebreitete
Belesenheit und ein gesundes Urtheil. Woran
es gelegen, daß er trotz seiner ziemlichen
Fruchtbarkeit auf literarischem Gebiete fast
gänzlich unbekannt geblieben, ist nicht leicht
zu sagen. Aus einer höchst glücklichen Ehe
mit Naria wilyelmine geborenen perlalino
hinterließ er. als er nahezu 70 Jahre alt aus
dem Leben schied, einen einzigen minder«
jährigen Sohn Wi lhelm. ^Wiener Zei»
tung. 18tt4, Nr. 84. — Bohemia (Präger
polit. und belletr. Blatt. 4".) 1864, Nr. 8l,
S. 938. in der Rubrik: „Sterbefälle". —
8. Nivard Weigl (geb. zu Hafnerbach in
Niederösterreich in der zweiten Hälfte des
achtzehnten Jahrhunderts, gest. im Stifte
Zwettl am 23. März 1823). Von seinem
Vater, welcher Schullehrer in Hafnerbach
war. erhielt er den ersten Unterricht in der
Musik. Seiner Neigung zum geistlichen Stande
folgend, trat er in das Cistercienserstift zu>
Bäusenstein, nach dessen bald darauf erfolgter
Aufhebung .aber in das bischöfliche Alumnat
zu St. Polten ein. I n dieser Anstalt, an
welcher er mit allem Eifer den theologischen
Studien oblag, wurde er nach deren Been-
dung als Professor verwendet; später erhielt
er die Pfarre zu Vites. Bei seiner'vorherr»
schenden Neigung aber für das klösterliche
Leben resignirte er 1812 auf die Pfarre und trat in oas Cistercienserkloster zu Zwettl.
Nach beendetem Noviziat übernahm ?r die
Professur der Theologie am Bernardineum
zum heil. Kreuze und 181? die Präfectenstelle
an der theologischen Lehranstalt daselbst. Mit
vorgerückterem Alter ward ihm bei seiner sich
steigernden Kränklichkeit die fernere Verwal«
tung dieses Amtes unmöglich, ur.d so legte
er 1822 dasselbe nieder und kehrte wieder in
das Stift Zwettl zurück, wo er hochbetagt
starb. Der Musik, in der ihn sein Vater
unterwiesen hatte, blieb er zeitlebens treu, und
da ihm im Klosterleben besonders Gelegenheit
zur Ausbildung im Qrgelspiel gegeben war.
bildete er sich zu einem ausgezeichneten OrZa«
nisten aus. Er schrieb auch mehrere kirchliche
(5l)muositkonen, welche nicht gedruckt wurden,
aber in den Musikarchiven der Klöster, in
denen er aelebt, aufbewahrt werden. Auf
theologischem Gebiete mag er auch als
Schriftsteller thätig gewesen sein. da ihn
Fran; Heinrich Böckh in seinem Werke:
„Wiens lebende Schriftsteller. Künstler und
Dilettanten im Kunstfach?" (Wien 1821.
Bauer. 12°.) S. 36 und ebenso auch Dr. Franz
Sar tor i im Schriftstellerverzeichnisse auf-
führen. — 9. Nobert Weigl. Ueber diesen
zeitgenössischen Künstler, seines Zeichens Bild-
hauer, fehlen uns alle näheren Nachrichten.
Wir kennen ihn nur aus der Februar-Aus-
stellung 1872 dcs österreichischen Kunstver«
eines, in welcher er mit einem verkäuflichen
und auf 30 fl. bewertdeten Basrelief „Leda"
vertreten war. — 10. Sarkander Weigl
(geb. zu Treviso am 22. October 1817. gest.
zu Wien am 3. October 18N9). Im October
1829 kam er zur militärischen Ausbildung in
die Wiener-Neustädter Akademie, aus welcher
er im September 1837 als Fähnrich zu Erz«
herzog Ludwig«Infanterie Nr. 8 ausgemustert
wurde. Im Regimente 1843 3ieute.nHut, im
September 185U Hauvtmann zweiter Classe
und im Mai 1833 Hauptmann erster (5lasse.
ward er in letzterer Eigenschaft im Februar
1860 zu Großherzog von Toscana-Infanterie
Nr. 71 übersetzt. Ende Jänner l861 trat
er infolge schwerer Verwundung vor dem
Feinde — im Feldzuge 1839 — bei Zuzäh'
lung von zehn Jahren zu seiner anrcchnungs-
fätugen Dienstzeit als Major m Pension.
W e i g l war im Felde ein ausgezeich«
neter Soldat, hatte -sich namentlich bei Er-
stürmung des Dorfes Schintau an der
Waaq am 16. Juni 1849 durch seine Ta«
vferleit hervorgethan und wurde in Anerken«
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Buch Biographisches Lexikon des Kaiserthums Oesterreich - Wallnöfer-Weigelsperg, Band 53"
Biographisches Lexikon des Kaiserthums Oesterreich
Wallnöfer-Weigelsperg, Band 53
- Titel
- Biographisches Lexikon des Kaiserthums Oesterreich
- Untertitel
- Wallnöfer-Weigelsperg
- Band
- 53
- Autor
- Constant von Wurzbach
- Verlag
- Verlag der Universitäts-Buchdruckerei von L. C. Zamarski
- Ort
- Wien
- Datum
- 1886
- Sprache
- deutsch
- Lizenz
- PD
- Abmessungen
- 13.41 x 21.45 cm
- Seiten
- 332
- Schlagwörter
- Biographien, Lebensskizzen
- Kategorien
- Lexika Wurzbach-Lexikon