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Weil Ritter von Weilen oil Nitter von Weilen
an seinem Platze, und er drückt sich in
einem seiner Gedichte über seine günstige
Schicksalswendung ebenso kurz als schön
ans, wenn'er schreibt: «Wie ist mein
Schicksal gut und milde, s daß, wo ich
And' re bilden will, s i ch selb st mich
kräftige und bilde." Seine Lehrerstelle im
Cadeteninstitute war auch seinem poeti-
schen Schassen förderlich, er sammelte
seine lyrischen Gedichte und gab sie in
einem Bändchen heraus — die Titel
seiner gedruckten Arbeiten folgen S- 6
in chronologischer Ordnung — und in
seinen kriegsgeschichtlichen Studien hatte
er Stoff zu seinen „Männern vom
Schwerte," gefunden, welche bei der durch
Radetzky und dessen Paladine genährten,
siegesbewußten Stimmung der kaiserlichen
Armee in kurzer Zeit mehrere Auflagen
erlebten. I n seinem Dienste als militä-
rischer Lehrer gewann er so sehr die Zu>
friedenheit seiner Vorgesetzten, daß er
außer seinem Range zum Oberlieutenant
befördert wurde. 1834 erfolgte auch seine
Berufung als Professor der Geschichte an
eine höhere Militärbildungsanstalt, näm-
lich an die Genie-Akademie in Zncmn.
Sieden Jahre blieb er an derselben thätig,
während welcher Zeit seine ersten drama-
tischen Dichtungen „Tristan" und „Hein--
rich von der Aue" entstanden. Der Erfolg
der Tragödie „Tristan", die zuerst in
Breslau gegeben wurde, war ein großer,
und der Name Weilen, der allgemein
für ein Pseudonym gehalten wurde, kam
bald als der eines hoffnungsvollen Dra-
matikers in aller Mund; Director
Schwemm er in Breslau mußte aber
wiederholt in den Zeitungen erklären,
daß der Name des Autors kein Pseudo-
nym, sondern der Dichter ein bisher un<
bekannter österreichischer Officier sei. Nun
gelangte die romantische fünfactige Tra»
gödie „Tristan" auch im k. k. Hofburg- theater zur Aufführung, und zwar am
19. September 4839, und die Aufnahme
des Stückes war ^eine sehr freundliche;
nach jedem der ersten vier Acte wurde der
Dichter gerufen, nach dem dritten sogar
zweimal,.und 3a Röche dankte im Na«
men des abwesenden Poeten. Joseph
Wagner aber hatte mit Tristan eine
einer herrlichsten Rollen geschaffen. Da-
bei sei — als zur Geschichte der Schick
sale von Bühnenmanuscripten — epi-
sodisch bemerkt, daß diese Tragödie vor
ihrer Aufführung in Breslau an die
besseren deutschen Bühnen von dem
Agenten A. Prix verschickt, aber als
werthsos remittirt worden war. (5rst als
das Stück in Breslau entschieden gefallen
hatte, verlangten es alle jene Directoren
zurück, welche es, weil es eine Tragödie
und keine Posse war, offenbar unge-
lesen zurückgewiesen. Das zweite dra»
ma tische Werk Weilen's, „Heinrich
von der Aue", welches am 27. No^
vember 1860 zum ersten Male im Burg-
theater zur Darstellung gelangte, ist in-
folge einer Wette entstanden. Nach der
Aufführung des „Tristan" kam in einer
Gesellschaft, in welcber auch der Ver-
fasser der Tragödie zugegen war, die
Rede aufdieselbe, und es wurde die nicht
ganz unbegründete Ansicht ausgesprochen,
daß mittelalterlich>epische Stoffe, so poe-
tisch sie sonst auch sein mögen, dennocb
einer wirksamen dramatischen Bearbei-
tung für die Bühne der Gegenwart
widerstreben. Und eine Dame verstärkte
diese Ansicht mit der Behauptung, daß
wohl^ kein lebender Poet den Muth
haben werde, die Dichtung H a r t-
mann's von der Aue „Der arme
Heinrich" dralnatisch zu bearbeiten. Der
anwesende vom Erfolge seines „Tristan"
in gehobener Stimmung befindliche
Dichter machte sich nun anheischig,
Biographisches Lexikon des Kaiserthums Oesterreich
Weil-Weninger, Band 54
- Titel
- Biographisches Lexikon des Kaiserthums Oesterreich
- Untertitel
- Weil-Weninger
- Band
- 54
- Autor
- Constant von Wurzbach
- Verlag
- Verlag der Universitäts-Buchdruckerei von L. C. Zamarski
- Ort
- Wien
- Datum
- 1886
- Sprache
- deutsch
- Lizenz
- PD
- Abmessungen
- 13.41 x 21.45 cm
- Seiten
- 346
- Schlagwörter
- Biographien, Lebensskizzen
- Kategorien
- Lexika Wurzbach-Lexikon