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Biographisches Lexikon des Kaiserthums Oesterreich - Weil-Weninger, Band 54
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Weilenbeck, inenden Ausdruck zu gebrauchen — die ^ „„Vernunft der Ereignisse"", was das- ! selbe besagt, wie das spatere „„die Logik ! der Thatsachen conftruiren"". Jeder suchte von seinem Standpunkte aus die Zeit zu begreifen, die allerdings eine schreckliche, infame, schwer begreifliche war." Weilenbeck spielte auf der Bühne das Charakterfach. Alfred Meiß- ner schrieb über ihn: „Das eigentliche Revier seines Talentes, in welchem er sich mit Behagen erging, war das der kalten Tyrannen ä. 1a, Phi l ipp I I . oder Alba und der confiscirten Schurken ä. Ia MuleyHassan, F r a n z M o o r, Iago; doch auch im gemüthlichen Genre konnte er packen und rühren; sein Jude Schewa, sein Rabbi Akiba waren fürwahr lebende Gestalten, die man nie vergißt. Bis in die Komik hinüber konnte er greifen und wußte insbesondere lederne Philister, vertrocknete Bureau- kraten mit dem glücklichsten Humor zu zeichnen." Gegen Ende 1869 war es, als Weilenbeck, der damals in Breslau mit besonderem Erfolge spielte, auf der Straße zum ersten Male für wenige Augenblicke das Augenlicht verlor. Aber von jenem Tage an nahm die Schwäche des Auges so zu, daß ihm keine Studir- lampe mehr hell genug brannte. Der Arzt, den er zu Rathe zog, legte anfangs auf das Uebel kein großes Gewicht, und so trat denn Weilenbeck 1870 ein En- gagement in Meiningen an, wohin ihn Bodenstedt nach einem einmaligen Gastspiele als Mar inel l i berufen hatte. Mit der so berühmt gewordenen Mei- ninger Gesellschaft machte er die drei Berliner Gastspiele— als Bl inder — mit und spielte in Minding's „Papst Sixtus V." die Titelrolle. Argon in Moliöre's «Der eingebildete Kranke", Shylockin Shakespeare's „DerKauf- mann von Venedig", Andrea Doria in „Fiesco", Freiherr von Attings- hau sen in „WilhelmTell", den Kaiser in „Käthchen von Heilbronn", den Holzhüter Weiler in Otto Ludwig's „Der Erbförster" mit entschiedenem Er- folge. Aber der Zustand seiner Augen verschlimmerte sich. In Halle consultirte er den Professor Alfred Gräfe, des berühmten Berliner Augenarztes Vetter, der ihm, nachdem er den Künstler befragt, ob er stark genug sei, die Wahrheit zu hören,' und es dieser bejaht hatte, offen erklärte: „Die Wissenschaft kann Ihnen nicht helfen, Sie werden in kürzester Zeit erblinden." Mit dieser schrecklichen Ge- wißheit reiste Weilenbeck nach Meinin- gen zurück. Im Mai 1Z70 begab er sich nach Berlin, um seinen Zustand von dem berühmten Gräfe, der wenige Mo- nate nachher starb, prüfen zu lassen. Nach kurzer Untersuchung wiederholte dieser den Ausspruch seines Vetters. Um nun die Abnahme der Sehkraft nach Mög- lichkeit zu verzögern, ließ Weilenbeck kein Mittel unversucht. In der Schweiz am Gießbach und in Ungarn in der Büdöshöhle an der Grenze Sieben» bürgens suchte er Hilfe — alle Bemü- hungen waren fruchtlos. Aber trotz diesem Zustande blieb er seinem Berufe treu und tragirte als „blinder Schau« spieler" und in einer Weise, daß er das Publicum täuschte. Erspielte den Franz Moor, den Mephisto, den Selbitz, den Butter, den Cromwell. Trotz unsäglicher Anstrengungen studirte er auch neue Partien ein, wobei ihm freilich eine seltene Kraft des Gedächtnisses sehr zu Statten kam. Häufiges Vorlesen machte ihn in seiner Rolle sicher. Freilich würde auch dies nicht genügt haben, wenn es ihm nicht das bereitwilligste Entgegenkommen der Mitspielenden, die
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Biographisches Lexikon des Kaiserthums Oesterreich Weil-Weninger, Band 54
Titel
Biographisches Lexikon des Kaiserthums Oesterreich
Untertitel
Weil-Weninger
Band
54
Autor
Constant von Wurzbach
Verlag
Verlag der Universitäts-Buchdruckerei von L. C. Zamarski
Ort
Wien
Datum
1886
Sprache
deutsch
Lizenz
PD
Abmessungen
13.41 x 21.45 cm
Seiten
346
Schlagwörter
Biographien, Lebensskizzen
Kategorien
Lexika Wurzbach-Lexikon
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