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Weilhöfcr
Messer abgerundet werden. Ihre Anfer-
tigung geschah meist in den Versorgungs-
Häusern und im k. k. Invalidenhause zu
Wien. Im Jahre 1812 kosteten je hun-
dert solcher Hölzcken nickt weniger als
^ si. ö. W., ein Betrag, den für
diesen unentbehrlichen Hausapparat nur
Wohlhabende verausgaben konnten. Es
qalt nun einen Apparat zu erfinden,
welcher die Herstellung der Schwefel'
Hölzchen wesentlich vereinsamte und da-
durch anch ihren Preis verringerte. Unter
den Leuten, welche mit Anfertigung der
Zündhölzchen sich beschäftigten, befand
sich auch ein im Trattnerhofe wohnender
armer Flickschuster, der für je 190 Stück
von 12 3oll Länge 30 Kreuzer ö. W.
erhielt. Bei seiner Arbeit ergötzte ihn der
Gesang einer Amsel, für welche der Nni-
versitäts - Modelltischler N e i l b ö f e r,
der längst an ihr Gefallen gefunden
hatte, dem Flickschuster vergebens einen
bedeutenden Preis bot. Weilhöfer,
überhaupt ein sehr erfinderischer Kopf,
erfand nun einen Hobel, mit dem man
in je 10 Minuten 5M) Hölzchen von
je 3 Ecknh Länge herstellen konnte. Für
diesen Kunsthobel gab dcmn der Scbuster
seinen LieolingsvoZel hin, und nack fünf-
viertel Jahren hatte er sich ein nettes
Häuschen auf der Landstraße erbobelt.
Weilhöfer aber, durch seine Erfindung
aufgemuntert, machte deren nock andere
in derselben Nicktung, so ersann er die
einsacke Vorrichtung, mittels emgeriefter
Brettchen zehntausend Smck Hölzchen
auf einmal zu tunken, eine Vorrichtung,
die heute noch in allen Zündwaaren-
fabriken in Verwendung ist. Durcb diese
Erfindung und nacbdem mehrere solche
Hobelmaschinen entstanden waren, sank
der Preis von hundert Stück Zündhölz-
chen auf drei Kreuzer herab. Auch der
Weilhöfer'scke Hobel ist im Princip der gleiche geblieben, nur hat er die eine
Verbesserung erfahren, daß, wenn früher
auf jeden Hobelstoß ein Hölzcken nack
Lange des Holzes abfiel, jetzt 3—4 Stäl>
cken mit einem Male gehobelt werden.
Die Neuzeit mit dem rastlosen Ersin-
dungsgeiste beginnt auch sckon mit
Weilhöfer's Kunsthobel aufzuräumen,
denn sckon 4865 erfand Fabricant
!Wrana eine Vorrichtung, den Holz-
stäbchenhobel durch Maschinenkraft zu
treiben, und später besckäftigte sich die
Fabrik von Pfannkucken mit dem
Bau solcher Maschinen. Aber der Kunst--
! Hobel unseres Erfinders soll darum nickt
^vergessen sein. Weilhöfer wird übri-
I gens als ein ungemein erfinderischer
Kopf gesckildert. und steht sein Name
mit der Einrichtung und Entwickelung
! des phyficaliscken Cabmets der Wiener
Universität ,zu Ende des vorigen und
Anfang des laufenden Jahrhunderts in
so innmer Verbindung, daß eine nähere
Würdigung des tücktigen Mechanikers
am Platze und sehr lehrreick wäre.
steliung I87:j in Wien. Beiträge '^ ur Geschichre
dcr Gewerbe und Er'indnngen ^c!'tcn'eiä)Z ron
der Mitte dec- aän^chnlen Iai-ldunderlS di5
^ur Gegenwart. Erste Neibe: Nc^production
und Industrie (Wien jt>7^. Braumüller,
^r. ^") 2. N^'.» — Vorrrag iln nieder-
östt'N'e:ckisckl.'n lH.'wrröeoerein, gehalten von
dein ^'ioilin^enieu!.' lsobn ini Februar js63
üder die Zünddöl;än'ncr;eus>un^ in Wien.
Weill, Moses (Industr iel ler, geb.
'^ in B ö h m en 17lllj, gest. zu Strako-
nitz am 23. Oktober j86^>). )n seiner
^ ersten Zeit beschäftigte er fick mit Klein-
handel, den er durch Fleiß und Regsam-
keit immer mehr erweiterte, aber erst
1813 begann er mit der Erricbtung einer
Fezfabrik, die aus kleinen Anfängen sick
! nach und nacd so erweiterte, daß sie am
! Ende seines Lebens 15W Menschen Brod
Biographisches Lexikon des Kaiserthums Oesterreich
Weil-Weninger, Band 54
- Titel
- Biographisches Lexikon des Kaiserthums Oesterreich
- Untertitel
- Weil-Weninger
- Band
- 54
- Autor
- Constant von Wurzbach
- Verlag
- Verlag der Universitäts-Buchdruckerei von L. C. Zamarski
- Ort
- Wien
- Datum
- 1886
- Sprache
- deutsch
- Lizenz
- PD
- Abmessungen
- 13.41 x 21.45 cm
- Seiten
- 346
- Schlagwörter
- Biographien, Lebensskizzen
- Kategorien
- Lexika Wurzbach-Lexikon