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Weinberger, Rudolf 20 Weinberger, Rudolf
der 3ner.nur und Kunst des In< und Aus>
landes (Wien. Anton Toll. 8".) Jahrg. l8il>.
Bd. I, 2, :!!j^.
Veiuberger, Rudolf (Arzt und
Fachscbriftsteller, geb. am 3. Fe-
bruar 18l l , gest. zu Wien im Februar
l870). Ueber den Lebens» und Bil-
dungsgang des in Rede Stehenden, der
1848 mehr durch sein politisches Auf-
treten denn in seiner Stellung als Arzt
bemerkbar wurde, fehlen uns alle Be-
lege. Vermuthlich ist er ein Sohn des
israelitischen Traiteurs in Wien, Adam
Weinberg er, der am lo. October
1834 ein zehnjähriges Privilegium auf
die Erfindung zinnerner Kochgefäße er«
hielt, in welchen die Wafserdämpfe zum
Kochen der Speisen benützt werden.
1848 war er Studirender der Medicin,
welcher er sich mit allem Eifer, aber auch
unter großen Entbehrungen widmete.
Als die Bewegung der Marztage aus>
brach, trat auch Weinberger, der
gleich Tausenden den Anbruch des geisti-
gen Morgens in Oesterreich jubelnd be»
grüßte, als Garde in die akademische
Legion, die sich bald nach den Marzragen
zu bilden begonnen hatte. I n dieser Zeit
begegnen wir seinem Namen zum ersten
Male auf einem Libell. Der „Constitu-
tionelle Hans Iörgel" hatte nämlich eine
kleine Iudenhetze in Scene gesetzt und
den Juden mitunter nicht eben ange-
nehme Dinge gesagt. Die Angegriffenen
blieben ihm die Antwort auch nicht lange
schuldig, und der Erste trat gegen ihn in
die Schranke Rudolf Weinberger
mit der Flugschrift: „Nur keine Inbenemlln>
ripatian ndrr der geputzte Hans Jörge!" sWien
l848, Klopf und Vurich, 8".), auf wel»
cher er sich „Garde im akademischen
Corps" unterzeichnete. Auf die Ant-
wort, auf welche „Hans Iörgel" nicht
warten ließ, folgte von Weinberger ein großes Folioblatt, überschrieben:
„Abfertigung und letztes Wart an Han5 Iärgel
n. 5. m.". An der Spitze des Blattes aber
war eine Mißgestalt zu sehen, welche
wohl den „Hans Iörgel" vorstellen sollte.
Nach diesem polemischen, im Ganzen
höchst unschuldigen Vorspiel trat Wein-
berger, der sich indessen ganz ent-
schieden der radicalen Partei angeschlossen
hatte, mit großer Energie am so. Mai
auf, an dessen stürmischer Bewegung er
sich lebhaft betheiligte. Er war Mitglied
der sogenannten „Sturmdeputation",
welche den constituirenden Reichstag for-
derte und auch erlangte. I n der Stu<
dentenlegion gehörte er zu den Ton»
angebern, und als es sich darum han-
delte, die radicale Partei durch eine
Allianz mit der Arbeiterbevölkerung zu
verstärken, betheiligte er sich an zahl-
reichen Journalen, um in diesem Sinne
zu wirken. Damals lernte ich den roth«
haarigen, äußerlich unschönen Legionär
und seine Energie kennen, der mit aller
Zähigkeit seine Ansichten und Plane ver-
focht, denen Zielbewußtsein und Conse»
quenz nicht abzusprechen war. So agi-
tirte Weinberg er bis in die October»
tage, in welchen er vom Wiener Schau«
platze verschwand. I n Kremsier aber
tauchte er wieder auf, als der Reichsrath
von Wien dahin verlegt worden war,
und wirkte als ungemein thätiger Cor»
respondent für verschiedene in» und aus»
ländische Journale. Wahrend der Säbel»
Herrschaft entging auch er nicht ihren ^
Wirkungen, da er aber muthig und stand»
haft auf seinem Standpunkte verharrte,
geschah es, daß er öfter vor das Kriegs-
gericht geladen und von demselben immer
wieder verurtheilt wurde. Als sich die
politischen Aussichten in einer Weise ge>
stalteten, daß es für einen Zeitungs«
reporter wenig zu thun gab, oder aber
Biographisches Lexikon des Kaiserthums Oesterreich
Weil-Weninger, Band 54
- Titel
- Biographisches Lexikon des Kaiserthums Oesterreich
- Untertitel
- Weil-Weninger
- Band
- 54
- Autor
- Constant von Wurzbach
- Verlag
- Verlag der Universitäts-Buchdruckerei von L. C. Zamarski
- Ort
- Wien
- Datum
- 1886
- Sprache
- deutsch
- Lizenz
- PD
- Abmessungen
- 13.41 x 21.45 cm
- Seiten
- 346
- Schlagwörter
- Biographien, Lebensskizzen
- Kategorien
- Lexika Wurzbach-Lexikon